BAD BLOOD, DANKE
D-Frankfurt am Main, AU - 17. Juni 2005
Herr Dillmann, Darmstädter Bürgermeisterkandidat für die Unabhängige Fraktion Freier Bürger Aufrecht Spontan Subkulturell Eigenwillig, kurz UFFBASSE (Aufpassen), hatte mich im Mai zu einem Auftritt seiner Gruppe KACKOPHONIA in die Rödelheimer Punk-Kommune „AU„ eingeladen. Am Vortage des Konzis erreichte mich dann aber eine „Mehl“ mit einer Absage: „B(P)asser Kossi muß p(b)asse, da er sich nach einem Bandscheibenvorfall seit einer Woche nur noch auf allen Vieren vorwärts bewegen konnte.“ Die Kackophonierer konnten also nicht rappeln, vermittelten aber die Komplizen Danke als Behelf. - Heute waren es noch vier Tage bis zur Sonnenwende. Noch vier Tage und Licht und Affenhitze würden dem Dunkel weichen. Für einen Fünfer feierte ich diese hübsche Aussicht in Obhut meiner Freundin nebst weiteren zwanzig Punkern und Freunden der Nacht in der „Furcht Bar“, dem Biergarten der AU. Auch vor Ort: A.C.K.-Bassist Terror.
Vor 18 Leuten fingen halb elf die Metalpunker DANKE aus dem Gammlerparadies Darmstadt-Ost zu leiern an. Danke sollen die älteste Punk-Horde der Heinercity sein. Neben den Gründern Holger (Kehle) und Basti (Pauken) waren Alex (Riffhai) und Jens (tiefes Dingens) am Start. Alle waren schwer tätowiert (wobei der Pauker kaum noch einen weißen Flecken hatte). „Der Trinker“ und „Sonderangebot“ machten den Auftakt. Wie aus den Titeln abzuleiten, waren Danke Asipunker; Piepel aus dem Abseits mit derben deutschen Texten. Entsprechend auch das Grußwort: „Wir sind Danke aus Darmstadt. Wir sind als Ersatz für Kackophonia eingesprungen. Sauft euch schön einen an!“ Eine der nächsten Nummern trug den klangvollen Namen „Der Dreck muß weg“. Nachdem alles Bisherige schon Vollgas war, brach die dreißigsekündige Grind-Attacke „Keine Ewigkeit“ dann alle Temporekorde. Dabei wurde die Chose von der ersten Sekunde vom wilden Schädelwerfen des langhaarigen Sängers begleitet. Ohne Reaktion der Meute... Holger zählte drei, vier, fünf Leute, die klatschten - worauf er ´nen tiefen Schluck aus einer Gallone Ebbelwei nahm und resümmierte, es sei wie im Proberaum. „Giftgasunfall“ war ein Loblied aufs Stille Örtchen, und ab „Sklavenfabrik“ gab es das Kuriosum, daß der Sänger die Texte ablesen mußte: in der Rechten das Stöffche, in der Linken die Spickzettel - total schräg! Danke hatten dann noch zwei vom Sampler 'Ground Zero Darmstadt', nämlich das ohrwurmige „Frag mich nicht warum“ und die rasenden „Mörsergranaten“. Bei der Gruppenhymne „4 Saufen“ bekamen die Jungs eine Bierbrause, und weil niemand dagegen war, spendierten Danke nach vierzig Minuten eine außerplanmäßige Zugabe mit reichlich „Oi!“
 
In der Pause mußte an der „Furcht Bar“ wieder etwas getrunken werden. Für einen (!) Soli-Euro ergatterte ich eine Vinylschallplatte vom 7. AU-Open-Air-Besetzerfest 1990 mit dem Titel 'Die 2555zigste Nacht'. Wer die AU unterstützen will: Es gibt noch welche - bei einem Konzert abzuholen!
Mit den Punkrockern „Faces“, „Bad Blood“ und „Sometimes“ starteten Alan O'Gallon, Musky, Nick und Jon, kurz BAD BLOOD, in ihre Schau. Obwohl es die Gruppe erst neun Jahre gibt, hatten wir es mit Dinos zu tun. Mit vier alten Haudegen aus Bristol, die noch immer Lust auf Nonkonformität haben. Treu ihrer Herkunft, den Lebensjahren und dem Motto „Böses Blut“ waren die Briten dem Achtziger-Punk ihrer Landsmänner Disorder, Chaos U.K. und Oi Polloi verbunden. Als Blickfang erwies sich dabei der mit Sonnenbrille, Stirnband und grün-gelben Braids bestückte Paradiesvogel Sir O'Gallon. Hielt es ihn doch kaum einen Moment hinterm Mikroständer. Vielmehr drehte sich O'Gallon mal in selbigen hinein, mal hing er ausgepumpt auf ihm, darauf sang er aus der Froschperspektive, im nächsten Moment fläzte er am Bühnenrand, hockte als Kampfzwerg in Angriffspositur, nur um gleich darauf inmiten der Meute zu singen. Spleenige Theatralik - und eingängiger, kraftvoller Punk aus der Mottenkiste. Nicht zu laut. Und nicht zu schnell. Nur hatten kaum Leute überlebt. Rund zwanzig verloren sich vorm Geviert. Stachel- und Nietenpunker, von denen die meisten wild pogten und einer fasziniert in meinen Haaren fummelte. Ein Skinhead war auch noch da. Weshalb die Tommys auch kurzen Prozeß machten. Nach „Them and Us“, der wütenden Durchsage „Fuck this way, because 'Ignorance is bliss'!“ und einem finalen Slayer-Riff waren die Engländer nach ebenfalls vierzig Minuten schon am Ende aller Punkerträume.
 
Die Sause ging dann an der „Furcht Bar“ unter freiem Himmel in die nächste Runde. Frl. P. sollte - Punk sei Dank - die Nacht mit elf Oiro bestreiten. Die Mehrheit war im Spenden selbstloser. Auch die rothaarige Punkette vom Tresen war gut abgefüllt. Weit nach ein Uhr und dem achtundzwölfzigsten Getränk spazierte Sir O'Gallon plötzlich mit einem Gipsarm durch die Botanik. Aber wie resümierte bereits Asterix: „Die spinnen, die Briten!“
 
 
Heiliger Vitus, 19. Juni 2005
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
DANKE
(22.35-23.15)
1. Der Trinker
2. Sonderangebot
3. Du + Ich
4. Der Dreck muss weg
5. Keine Ewigkeit
6. Abkacken
7. Wahnsinn + Schrecken
8. Giftgasunfall
9. Sklavenfabrik
10. Massenhysterie
11. Totentanz
12. Frag mich nicht warum
13. Rattengift
14. Mörsergranaten
15. 4 Saufen
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16. Unbekannt
 
BAD BLOOD
(23.40-0.20)
1. Faces
2. Bad blood
3. Sometimes
4. Monotony
5. Oppression
6. New song
7. Lie to Me
8. Alternative
9. Eternal
10. Them and Us
11. Ignorance is bliss
12. Faces