COURAGOUS, BROKEN
D-Bad Homburg, Musik Club Gambrinus - 22. Februar 2002
Freitagnachmittag. Rauschzeit. Flucht aus der Knochenmühle, Fesseln weg, Reinfeiern ins Wochenende. Heute lockten gleich zwei (!) Ereignisse. Zum einen die „Hafenbahn Offenbach“, in der Englands Metalkämpen Demon und Schwedens Tad Morose gastierten. Zum anderen der in Homburg ansäßige „Musik Club Gambrinus“, in dem die 2. BAD HOMBURGER METALNACHT stieg. Der nachbarschaftliche Tankard-Hochadel (Gerre) überrumpelte mich zu einer Spritztour zum Südrand des Taunus... Leider hatten mich das Feierabendbier und die heimischen Doom-Apparaturen derart in den Bann gezogen, daß das „Gambi“ in einer halben Schnellbahnstunde zwar flink, aber auch etwas zu spät erreicht war. Im alten Fürstenbau am Bahnhof wurde schon abgelärmt...
 
BROKEN spielten bereits. Broken sind alte Haudegen. Bassist Heiko Rabenstein und Trommler Marcus waren mal Labelkollegen der Böhsen Onkelz und hatten es Ende der Achtziger mit Think of Misery zu gewissem Ruhm im Untergrund gebracht. Die Thrash-Metal-Band löste sich auf... man fand sich wieder und formierte 1996 mit dem Gitarristen und Sänger Flo Eiler die „Gebrochenen“. Jene die zelebrierten supergenialen psychedelischen Alternative Metal mit Influenzen alter Metallica und Nirvana. Pedal durchtreten bis zum Anschlag ist die Parole. Satte Riffs, donnernde Bässe galore, dazu dieser samtweiche, ergreifende und zugleich hochaggressive Gesang: Broken sind ein ganz heißes Eisen. Man könnte sich die langhaarigen Bombenleger aus Frankfurt auch sehr gut als Dauerrotierende bei MTViva vorstellen. Wie auch immer: Ich war einer von achtzig, der Broken sah - und sie kamen blendend an. Geil wie den Auftritt, finde ich auch das für fünf Piepen verschleuderte, süchtig machende Demo - mit betörenden Liedern wie „Moonflower on Earth“, „Game Over“, „Windmill“ oder der Gruppenhymne „Broken“. Vier Lieder, verewigt auf einem Silberling.
 
Mit COURAGOUS folgte Gerres Geheimtipp. Die Frankfurte boten schneidenden Power Thrash mit einer hohen Stimme zwischen Testament und Nevermore. Mir selbst war das einen Tick zu steril. Doch die Quinte gab sich ambitioniert. Selbst ein Anschlag aufs Material konnte die Burschen nicht bremsen. Denn kurz zuvor waren Couragous elf Gitarren aus dem Übungsraum gestohlen worden, so daß der Autritt auch Repekt verdiente. Vielleicht schossen Couragous sogar etwas übers Ziel hinaus. Besonders Sänger Chris, der die Schau in schwarzem Gummimantel und in ebensolchen Hosen und Handschuhen absolvierte. Vielleicht war dies der Grund für die lange kalte und distanzierte Atmo. Erst nach zwei Stunden Stoff aus 'Listen' und 'Remember' legte der Knabe sein Latexoutfit ab. In der Zugabe fischten die Hessen geschickt Altbewährtes aus der Mottenkiste: Slayer (“South of Heaven“), Annihilator (“Alison Hell“) und Nevermore (“This Sacrament). Mitternacht war Schluß mit Livemusik.
ABSPIELLISTEN
 
BROKEN
unbekannt
 
COURAGOUS
1. Scared
2. Lord Of The Unknown
3. Sudden Death
4. Brothers In Mind
5. Rebirth
6. Listen
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7. South of Heaven [Slayer]
8. Alison Hell [Annihilator]
9. This Sacrament [Nevermore]
Vitus &
Gerre (Tankard)
DJ Gerre (Tankard) übernahm als Plattenleger das Zepter und stieg mit Motörheads „Killed by Death“ in die Metal-Tanznacht ein. Ich selber hatte den Tresenumsatz bereits in Rekordhöhen getrieben. Gerre bot mir die Heimfahrt in seinem Vehikel an. Doch für mich hing der Himmel schon voller Sterne. Und so entschied ich mich zum frühen Rückzug.
 
 

Heiliger Vitus, im Februar 2002, Bild: Unbekannt