DOZER, V8 WANKERS
D-Frankfurt am Main, The Cave - 12. Dezember 2001
Als Jürgen Spahns legendärer Metal-Untergrundklub „Negativ“ 1992 einem potenten Matratzenhändler wich, nahm es keiner richtig ernst. Frankfurts Subkultur sollte sich schnell neu formiert haben. Doch dann kam nichts mehr! Und es kam sehr lange nichts mehr!! Als letzte Zufluchtsorte hielten fortan die „Batschkapp“ und deren kleine Schwester „Nachtleben“ her. Sechs Jahre mußten verstreichen...... bis hinter der Einkaufsmeile Zeil eine passende Lokation gefunden war. „The Cave“, eine Höhle unter der Brönnerstraße Nummer elf, wurde im Mai 1998 zum inoffiziellen Nachfolger des Negativs. Konzept des neuen Klubs ist es, „der Undergroundmusic ein Forum zu bieten“ - wie dem heutigen Heavy- und Stoner-Rock.
 
„Drag Race Tonight“! Ein in Motörhead-Manier röhrender Achtzylinder blies dichte Rauchschwaden ins Gewölbe und weckte Neugier auf mehr. V8 WANKERS waren Überreste der Offenbacher Noise-Metal-Gruppe Lore. V8W - nie zuvor gehört von Frankfurts Vorstadthorde. „Blown Action Rock“ machen die Wankers, war zu lesen. Sie kamen ölverschmiert, in Achselhemd, mit Litern von Tinte unter der Haut und Benzin im Blut. Sie rifften betont lässig - doch nach dem ersten Knalleffekt verabschiedete sich die Spannung. Der Fünfer mit den acht Zylindern entpuppte sich nicht als der erhoffte stonerige Lowrider. Nein, er tuckerte als reifenqualmender Hot Rod im Heck der Southernpunker Nashville Pussy vor sich hin. Mit Chrom, Flammen und glühender Nockenwelle. Frontmann Vegas machte es diebischen Spaß, den Gruppennamen zu übersetzen: „V8 Wichser, we hate Wichser, we hate wankers“ (vor „W*nkers Without * Cause“), und etwas Provokation durfte es auch noch sein: mit einer Hymne an den Fußballverein Offenbacher Kickers - rausgerotzt beim Lieblingsfeind, der Eintracht vom Main. Nach einer Viertelstunde hatte ich genug vom Vollgaskrach. Und bald darauf wurde auch das karierte Fähnlein gewedelt.
Hoch im Norden, besonders in Schweden und Norwegen, sind sie daheim. Jene wackeren Männer, die sich ganz dem Rock hingeben. Zur Elite in Sverige zählen DOZER aus Borlänge. Die Meute wurde auf die Folter gespannt: Wegen Anreiseschwierigkeiten verzögerte sich die Ankunft der Helden um eine halbe Stunde. Doch dann waren sie da, und nach kurzer Probe hob die neue Rakete am Stonerhimmel ab. Aus den Speakern blubberte distortender Sternenstaub mit Namen wie „Full Circle“, „Riding the Machine“, „Freeloader“ und „Octanoid“. Trommler Erik Bäckwall und der superagile Bassist Johan Rockner stellten das superfuzzy Herz und Rückgrat, beim schwergewichtigen Gitarrero Tommi Holappa ahnte man nie, welch´ verzerrte Verrücktheit wohl als nächste kam, und Fronter Fredrik Nordin wimmerte hymnisch-bluesig wie der heilige John Garcia. Dozer waren Pfeifen, Fiepen und Dröhnen an allen Ecken, höllenheiße Leidenschaft aus dem frostigen Skandinavien, eine Reise in einem gewaltigen Bulldozer von der Tundra zu den Ringen des Saturn, und am Ende alles zusammen. Unerhört mit welcher Wucht Dozer daherkamen - und dabei nie erdrückend waren. So was geht nur im Stoner Rock (ein Lump, wer jetzt an „stoned“ denkt)! Mit steigendem Maß an Zauberelixier nahm auch die Spielfreude der Tre Kronor obsessive Züge an. Immer wieder frug Fredrik die Aficionados, ob sie mehr wollen. Und die konnten gar nicht genug bekommen! Nur die Zeit konnte Dozer stoppen. Halb zwei war es Zeit zur Rückkehr aus den Tiefen des Alls zum blauen Planeten.
 
Phantastisch auch der starke Andenkenstand mit Silberlingen für mickrige 15 Mark. Dozer sind die ersten Anwärter auf Kyuss´ verwaisten Thron; 'Madre de Dios' ist eins der besten Stoner-Alben 2001 (wenn nicht das beste); und „Der Käfig“ hat sich als geeigneter Ort für gediegene Musik empfohlen! Ein Volltreffer, der in bester Erinnerung bleibt. Fuck yeah!
 
 
Heiliger Vitus, im Dezember 2001, Bild: von Dozer gemaust
.:: ABSPIELLISTE DOZER ::.
(ohne Gewähr)
1. Full Circle
2. Let the Shit Roll
3. Early Grace
4. TX9
5. Riding the Machine
6. Supersoul
7. Speeder
8. Freeloader
9. Octanoid
10. Soulshigh