FU MANCHU, VALIENT THORR, TRUCKFIGHTERS
D-Wiesbaden, Schlachthof (Räucherkammer) - 22. Mai 2007
„Fu Manchu Konzert ausverkauft. Das heutige Konzert ist ausverkauft. Es wird an der Abendkasse keine Karten geben.“ Die Schlachter-Crew hatte eine heiße Nacht inmitten von 1800 Gästen in Aussicht gestellt, so wie vor einem Jahr bei Fu Manchus Widersachern Queens of the Stone Age... Von wegen!: Die weite Große Halle blieb zu, stattdessen stieg das Konzert in der ehemaligen Räucherkammer, einem dunkel verrauchten Klub für 350 Leute. Und dies bei einer Größe wie Fu Manchu... - - „Warum mußt du immer provozieren?“: Peanut hatte mich gewarnt, ein Shirt von Endstille anzuziehen. Aber wer wagt, gewinnt! Unter einem halbkritischen Räuspern der Saalordner waren wir kurz vor acht drin, in Wisibadas essentiellem Indietempel. Motörhead lief vom Band, Gerstensaft strömte, Haschisch durchwehte die Luft. All das vor anfangs zwei Dutzend Gesichtern beim vermeintlichen Megaevent (welches vor vier Jahren an selber Stelle am Fiebern von Scott Hill scheiterte).
Schwedens TRUCKFIGHTERS hatten das Vergnügen, die einundzwanzig Nächte in Europa für Fu Manchu zu eröffnen. Atemraubend schöne, eindringliche Fuzzlawinen wälzten sich um acht in Gestalt von „Desert Cruiser“ in den Raum. Koyotische Laute kreuzten sich mit einer hupenden Gitarre, satten, wuschigen Bässen und psychedelischen Riffs à la Kyuss und Dozer. Bisweilen etwas treibender als die Götter, aber ein gefundenes Fressen für den Wüstenfuchs Santo Vito. Derweil sich Ozo, Dango, Fredo und Paco als tolle Stonerrocker entpuppten, besorgte mir eine unterm Tresen kauernde Dame erst verbotene Phantasien - und dann einiges Leid... Die Freude wurde ferner durch die viel zu kurze Spieldauer von dreißig Minuten getrübt - nicht mal der Hälfte des genialen Albumdebüts 'Gravity X'. Doch die Tour war lang und die Truckis nur die Anbläser. Da sich der Klub unbehaglich füllte, beschloß ich einen Abstecher in die angrenzende Bar „60/40“ mit dem Holztresen, an dem zur Eröffnung 2005 Lemmy von Motörhead lehnte! Etwas Mythos inhaliert... und von einem Tresen zurück an den anderen Tresen in der Räucherkammer. Auf dem ein verwaistes Bier stand. Welches ich mir einverleibte - und prompt Ärger bekam: Die unmoralische Dame mutierte zu einem bösen 3-mm-Schwanz und schwärzte mich beim Personal als Dieb an. Mit der Konsequenz, daß dieses mir im Wortsinne den Zapfhahn abdrehte. 'Gravity X' wurde übrigens in den Mauern eines Weltkriegsbunkers aufgenommen, die den urwüchsigen Klang am besten einfingen. Die Latte lag hoch. Verdammt hoch!
Als Nächste schwangen die langhaarigen Valient Himself, Eidan Thorr, Dr. Professor Nitewolf Strangees, Voiden Thorr und Lucian Thorr den Hammer. Auf den Namen VALIENT THORR hörend, machten die Amis Heavy Southern Rock in der Art von Lynyrd Skynyrd, trocken und geradlinig geschrammelten Retro-Krach, dem schon die Landsleute vom Fireball Ministry frische Puste einhauchten. Und mit denen sie ein Hang zu religiösem Rebellentum eint. Beanspruchte das Feuerballministerium den Ruf als „The First Church of Rock´n´Roll“, so waren die Rednecks aus North Carolina ausgezogen, die Welt durch kratzigen Protest und harte Gitarren von Bush und dem System zu heilen (und dafür notfalls zu sterben!)... Inzwischen übte der Biergarten 60/40 mehr Reiz auf mich aus, als das Konzert. Unter den vielen, die keinen Einlaß fanden, Valient Thorr nicht so spannend fanden, oder einfach nur die Maisonne inhalieren wollten, waren auch der Sänger von Dead Pony (der mich sofort wiedererkannte), sowie der mörderkotelettenbestückte No-Deo-Man aus Frankfurt. Groß war die Entgeisterung, als ich nach zwanzig Minuten in den Konzertraum zurückkehrte, und die Gemeinde dort einen Sitzkreis bildete. Prophet Valient Thorr Himself hatte ein Rocknroll-Gebet befohlen - so in der Art „Does Rocknroll have the power to save the world?“ - und alle waren dem Rotbart auf den Boden gefolgt. Nach vierzig Minuten waren die Kirchengospel und das Märchen vom Rocknroll ausgeträumt.
Nebula gingen aus ihnen hervor. Und Kyuss wirkten bei ihnen mit. Die Rede ist von FU MANCHU! Heute konnte man der Stoner-Rock-Ikone aus Orange City, USA nach langer Deutschland-Abstinenz wieder mal leibhaftig huldigen. Stande pede war der Laden berstend voll und viel zu eng (welch ein Unsinn angesichts der Riesenhalle hinterm Vorhang!). Gitarrist und Sänger Scott Hill, Rhythmusgitarrero Bob Balch, Bassist Brad Davis sowie Trommler Scott Reeder lieferten neben Liedern vom Neuwerk 'We Must Obey' das volle Programm ihrer einmalig virulenten Triprocker zwischen Untergrund und Vermassung. Hills unverwechselbar lakonische Stimme erzählte von der kalifornischen Heimat, der Wüste, endlosen Highways und heißen Donnerkisten. Dazu gesellten sich die unverkennbaren, spröde daherscheppernden und tosenden Melodien im Dunst von Wüsten- und Skateboardrock. Und das alles war nach siebzehn Jahren knackfrisch, knisternd und durchscheinend wie Hills gläserne Gitarre. Der irre Schrat Valient Thorr Himself durfte bei zwei Liedern noch mal als Gast bestaunt werden. Die Meute ging wie verrückt mit, manche konnten sich vor Ekstase kaum halten. Nach dem angedoomten „Sensei vs. Sensei“, einer doppelten Zugabe und 88 Minuten Gesamtspieldauer, rommelten Fu Manchu mit dem Ungeheuer „Godzilla“ ihre letzten Takte in den Raum. Der Aufbruch führte am 60/40 vorbei. Nur dank Peanuts kühlem Kopf erwischten wir den letzten Zug. Heute hatte mich das Gebräu der alten Germanen ganz klar VERNICHTET!
 
 

Heiliger Vitus, 24. Mai 2007
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
TRUCKFIGHTERS
(20.00-20.30)
1. Öken (Desert Cruiser)
2. Gurgla (Gargarismo)
3. Manhattan Project
4. Helium 28
5. I Sökandet (In Search of (The))
 
VALIENT THORR
(20.40-21.20)
Titel unbekannt
 
FU MANCHU
(21.28-22.55)
1. Pigeon Toe
2. Laserbl´ast!
3. California Crossing
4. Hung Out to Dry
5. Redline
6. Boogie Van
7. Saturn III
8. Hell on Wheels
9. Grendel, Snowman
10. We Must Obey
11. Mongoose
12. Evil Eye
13. Sensei vs. Sensei
14. King of the Road
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15. Ojo Rojo
16. Godzilla