GORGOROTH, ENTHRONED, TYRANT
D-Frankfurt am Main, Batschkapp - 15. November 2007
[666] Unter der Losung „Ad Majorem Sathanae Gloriam“ ist im Winter 2007 zwei Monate lang ein Black-Metal-Troß über Europa gerollt. Auch Frankfurt wurde heimgesucht. Ausrichter war die Konzertagentur „MusicXtreme“, welche die berühmte „Batschkapp“ für eine Nacht mieten durfte. Unter den Machern auch die befreundeten Soleïlnoir-Mitglieder Jörg und Erde als Kassenwarte, sowie Frau dEvelin am Einlaß (die Peanut und mich bei der Gelegenheit gleich noch auf die Gästeliste von Endstille in Darmstadt 2008 setzte). - Mit einem „geil“-Stempel auf den Handrücken sind sie einmarschiert, die geschätzten 666 Männer und Frauen der Nacht, schwarze Seelen mit Runen, Donnerhämmern, Keltenkreuzen, Burzum- und Endstille-Hemden und dem Teufel im Bund! Eine verschworene Elite, die gern unter sich ist. (Die Roten wären in all dem „Nazikram“ in Schockstarre gefallen.)
 
Der Spähtrupp TYRANT aus South of Heaven Eskilstuna war uns entgangen. Pünktlich um acht hatten die Schweden losgelegt und exakt dreißig Minuten gespielt. Augenzeugenstimmen reichten von wortlosem Schulterzucken über „rauher Old School Metal im Geiste von Hellhammer und Celtic Frost“ bis hin zu: „Der Sänger hat mit einer Flasche Binding ins Volk geprostet, und etwas Motörhead war auch drin.“
„Warning! Extreme Black Metal Posers! Beware!“ Nornagest, Fronter von Enthroned, hatte seiner Händlerin befohlen, die neuen Silberlinge erst zu verkaufen, nachdem sie jene Aufkleber von den Hüllen gekratzt hatte... Mit ihrem siebenten Langeisen hatten sich die aus dem flämischen Gent stammenden ENTHRONED auf ihren Raubzug gegen das Christentum gemacht. Nornagest, Nguaroth, Phorgath und Ahephaïm: vier Leute, alle mit satanischer und ritualmagischer Ausrichtung. Ein donnerndes „Hail Satan!“ leitete das raserische „The Ultimate Horde Fights“ ein. Nicht endende Satansanpreisungen, „Spit in the face of God“-Anstachelungen und endsiegverheißende „Hail!“-Propaganda folgten - und alle Verehrer antworteten mit Hailrufen und Teufelzeichen. Ein Reichsparteitag in der „Kapp“ am Ende eines ganz gewöhnlichen Novembertags! Enthroned haben schwerpunktmäßig Teile des Neuwerks 'Tetra Karcist' abgeliefert, allen voran „Through the Cortex“. Heiseres Kreischen lieferte sich mit schlichten, brutalen Trossen eine Schlacht. Eine Schlacht auf gleichsam stürmischer wie auch gedrosselter Geschwindigkeit, bis hin zu burzumscher Transzendentalität, wie in der Einleitung zu „The Burning Dawn“. Nach einer Dreiviertelstunde Extremheadbanging nonstop waren die inthronisierten Antichristen aus Hellgium durch. „Radiance of Mordacity“ hieß diese finale Nummer, die zugleich stärkste im Programm. Die Hälfte des schwarzen Zirkels ließ die Loden fliegen, und ein viermaliges „Hail Satan!“ besieglte die Darbietung. - Bathorys Album 'Hammerheart' verkürzte das lange Warten auf das Sprengkommando......
Der lebensfeindlichste Ort im schwarzen Land Mordor überhaupt, die den Schicksalsberg Orodruin umschließende Lavahochebene Gorgoroth, war gerade schwarz genug, um Namensgeber einer der ersten Black-Metal-Gruppen dieser Welt zu werden. Dicker Nebel zog halb elf über die Bühne. Acht Fackeln sorgten für eine spärliche Ausleuchtung. Geisterhaft in diesem Szenario aufgestellt: eine Rotte kampfpanzerbewehrter Kreaturen, die nichts Gutes im Schilde führten. Ab 22.25 Uhr haben die 1992 formierten GORGOROTH aus dem Schwarzmetallreich Norge die Hölle in Tyskland entfesselt. Experte Ron vom Fanzine „Not an Emergency“, den ich kurz zuvor kennenlernte (Endstille-Shirts knüpfen neue Bande), nordete mich ein: Für den jüngst gefeuerten Infernus (das letzte verbliebene Gründungsmitglied) bediente heute Teloch von Nidingr, Umoral und 1349 den luziferischen Sechssaiter; und hinterm Schlagzeug saß nicht Hellhammer, sondern Drumhure Nick Barker, der auch für Dimmu Borgir, Cradle of Filth und Testament die Knüppel schwingt. Ferner bei Gorgoroth: die neben Infernus zum festen Kern zählenden Gaahl (Propaganda) und King ov Hell (Fünfsaiter) (beide hatten Infernus auch rausgeekelt); dazu Gastgitarrist Sykelig. Fünf Nordmänner - und alle fünf bekennende Satanisten! Ich versuch´ mich mal zu erinnern... Es gab lange Haare (die aber nur mäßig geschüttelt wurden), grimmige Gesichter in Schwarz-Weiß, rote Augenlinsen, Blutkleckse, umgedrehte Kreuze, Patronengurte (teils doppelt und über Kreuz), Eisen zuhauf und schwere Stiefel... Angetrieben von abartigem Haß auf Gott und der unbarmherzigen Hingabe zu Satan prasselten wie am Spieß herausgeschriene Blasphemien, überschallende Riffs und gewalttätiges Trommelgedonner in die Halle. Titel wie „Procreating Satan“, „Forces of Satan Storms“ oder „Incipit Satan“ sagen ja alles. Die Akteure wechselten unentwegt die Seiten - bis plötzlich Gaahl direkt über mir thronte. Dieser Recke. Tief und diabolisch hat er mir in die Augen gestarrt und mir vier mal ein besessenes „Hail Satan!“ ins Gesicht geröchelt (genau so hätte er mir auch seine geschätzt 66 Zentimeter langen Stahlnägel in den Schädel rammen können). Ein unheimlicher, erschreckender und faszinierender Augenblick, den ich nicht so schnell vergessen kann. Auch manch andere wurden von Gaahl mit einem Fingerzeig auserwählt und mit einem „Satan!“ geketzert. Nach der alles weghämmernden „Possessed by Satan“ und der „Revelation of Doom“ waren die Schwarzen Messen gesungen.
 
Um Mitternacht haben wir die Batschkapp verlassen. Ein donnerndes „Fuck you!“ ans selbstverliebte Personal, das mit 18 Euro Eintritt und 3,60 Euro für in Coke-Becher umgefülltes Binding jeglichen Underground-Spirit aufgegeben hat. Das waren mal DM-Preise. Sauft euer Zeug fortan allein, ihr verschlagenen Handausstrecker!
 
 

Heiliger Vitus, 18. November 2007
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
TYRANT
(20.00-20.30)
Titel unbekannt
 
ENTHRONED
(20.50-21.37)
1. Ingressus Regnum Spiritus
2. Pray
3. Tellum Scorpionis
4. At the Sound of the Millennium Black Bells
5. The Ultimate Horde Fights
6. DNA / The Burning Dawn
7. Through the Cortex
8. Under the Holocaust
9. Vermin
10. Pantheon of Oblivion
11. Radiance of Mordacity
 
GORGOROTH
(22.25-23.20)
1. Procreating Satan
2. Forces of Satan Storms
3. Rite of Infernal Invocation
4. Profetenes Aapenbaring
5. Carving a Giant
6. Destroyer
7. Incipit Satan
8. A Sign of an Open Eye
9. Wound Upon Wound
10. Possessed by Satan
11. Unchain My Heart
12. Prosperity and Beauty
13. Revelation of Doom