MONO, ZAPHIRE OKTALOGUE
D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 14. April 2009
(((O))) Kapitale 16 Euro öffneten dem geneigten Postrock-Anhänger die dicke Stahltür zum Nachtleben. 16 Piepen Eintritt. Und 20 kostete die neue Doppel-LP von Mono. Da rede noch einer von großer Depression und allgemeinem Weltenkollaps! Zweihundertfünfzig Leute machten den Wucher mit: viele Frauen, Studierende und andere Modefehler, aber auch einer in „Olympia Tokyo 1964“-Nicki, paar tätowierte Rocker, einer mit „Deutsche Schwarzmetall Vereinigung“ auf dem Rücken, sowie zwei, drei Langhaarige, die sich in den saunaheißen Schwitzkeller quetschten. Es war fast ausverkauft und derart brütend, daß zum ersten Mal die Notausgangstür geöffnet wurde.
ZAPHIRE OKTALOGUE, bestehend aus den Herren Herz, Mélloi, Herz und Hildebrandt, weckten zu Beginn den Blues der Siebziger zum Leben. Handgemachte Frickelgitarren und Wah-Wah-Riffs paarten sich mit Klängen aus dem Moog-Synthesizer, einer Mundharmonika und einer spärlich eingesetzten Kauzröhre. Dazu waren Dreads und Vokuhilas zu erblicken. Man trug Stirnbänder, Perlenkettchen, enge Hemden und Bluejeans und schraubte sich ziemlich leidenschaftlich in seine Fender. Kurz gesagt, es war ein wenig als träfe sich Jimi Hendrix mit Led Zeppelin zu einer Seance mit dem modernen Postrocker. Einziges Dilemma in dieser schönen Geschichte: die schwache Beschallung. Der Mischer meinte es nicht gut mit den Südhessen. Die vierzig Minuten von Zaphire Oktalogue wurden dominiert von der sehr geilen psychedelischen Klangeskapade „Data Burst Over Bradford“, die allein die Hälfte der Spieldauer vereinnahmte... und es hätte nicht viel gefehlt, sich eine der rot colorierten Schallrillen zu sichern. Indes das Vorhaben durch die gestelzt-schlaue Grütze der mitgereisten Claquere verhagelt wurde (so empfahl man einem Besucher den Erwerb eines Plattenspielers bei Ebay. Gruppen mit so einem Hintergrund sind mir pfft...).
MONO durften ab 22.05 Uhr mit einem Mördersound operieren. Wenngleich sich der Keller nun um ein Drittel leerte. Seltsam. Aber egal. Mono aus Tokio, gebildet aus den Gitarristen Takaakira Goto und Yoda, Bassistin Tamaki Kunishi sowie Trommler Yasunori Takada, verzichteten auf Gesang, machten keine Ansagen, es gab keine Unterbrechung, und auch von Licht und Nebel sah man ab. Alles beschränkte sich auf die rein instrumentale Klangkunst. Und die trug bei den Japanern das Etikett Postrock! Wundervolle subtile Gitarren, die etwas von flirrendem Wind und Eiskristallen hatten, säuselten da halluzinierend dahin - um sich nicht stilüblich melodramatisch aufzutürmen, sondern äußerst abrupt über einem hereinzubrechen. Auf minutenlange, massive Gefühlsgewitter folgte der ebenso jähe Sturz ins Nichts. Mono zelebrierten weitgehend ihr Album 'Hymn To The Immortal Wind', ein abstraktes Märchen über zwei Kinder, die sich aus den Augen verlieren, wiederfinden, und zusammen durch dieses Lebens gehen (mit allen Konsequenzen). Die Liedfolge glich der auf Vinyl. Dem epischen „Ashes in the Snow“ (allein schon dieser Titel!) folgte das düstere „Burial at Sea“ und später das gnadenlos zu Herzen gehende „Follow the Map“. Künstlerisch einmalig, verschenkten Mono die ganz großen Emotionen durch eine sehr distanzierte, geradezu autistische Darbietung. Derweil die Männer vorwiegend saßen oder mit sich selbst beschäftigt am Boden knieten, war es einzig Geisha Tamaki, die zuweilen etwas ihre Mähne schüttelte. Vielleicht war es manchen auch ein wenig zuviel der Epik, denn kaum ein Stück unterschritt die elf Minuten. Die insgesamt 96 Minuten der Gruppe aus dem Reich des roten Sonnenballs rechtfertigten den Eintritt ansatzweise.
 
 

Heiliger Vitus, 15. April 2009
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
ZAPHIRE OKTALOGUE
1. Draggin´ Shells
2. Mediterranean Homesick Blues
3. Carrion Fly Your Adorable
4. Data Burst Over Bradford
 
MONO
1. Ashes in the Snow
2. Burial at Sea
3. Follow the Map
4. Pure as Snow (Trails of the Winter Storm)
5. Yearning
6. The Battle to Heaven
7. Halycon (Beautiful Days)
8. Everlasting Light