NOVEMBER´S DOOMSDAY III
 
SILENCE, SCHISTOSOMA, LEGIO MORTIS
D-Langenzenn, Alte Post - 25. November 2005
Tödlicher Freitag, 25. November (1. Tag)
 
Nachts hatte es geschneit! Heute herrschten gedämpfte Geräusche, alles verlief viel langsamer, dazu wartete Doom und Death Metal im Frankenland: welch´ ein Tag! Doch vor allem Glück wartete erst einmal die Eisenbahn... Mittags auf den Weg gemacht, hatte uns das Stahltier fünf Stunden und sechs halbe Liter Bier später - mit zweieinhalb Stunden Verspätung - ins winterliche Nürnberger Umland gebracht. Wie immer waren wir im Gasthof „Rangau“ untergekommen. Kurz nach uns trafen auch schon die Freunde aus dem Mitteldeutschen, Kalle und Micha, ein. Nach zwei Begrüßungsweizen mußten wir dann auch schon wieder los... zur „Alten Post“... wo wir als die zahlenden Gäste Nummer 26 bis 29 eintrafen. Die Zwei-Tages-Karte kostete nur acht Euro.
Kult und tiefster Untergrund war auch das, was uns ab 20 Uhr 05 erwartete. Wir wurden von der extremsten Musik der Welt überrollt, vom Black Metal! „Death Creeps in the Silence“ war vorbeigerauscht, der Frontmann grüßte die halbe Hundertschaft: „Wir sind LEGIO MORTIS aus dem finstren Taubertal. Wir machen weiter mit einem deutschsprachigen Stück: 'Frau aus dem Nebel'.“ Zugegeben: : Black Metal ist nicht mein Spezialgebiet. Asmodis, Tharator, Leech, Moloch, Tchort und Tastenluziferin Medina waren mit langem Haar und schwarzer Kluft bewehrt, wobei Asmodis mit seinen Schwarztattoos und einem Heidenrock noch herausstach. Und wie gesagt: Es gab Schwarzmetall, satanisches Gedankengut aus dem Reich des absolut Bösen. Und dies überwiegend guttural gegrunzt oder gekrächzt (auch die Ansagen!), manchmal auch geschrien, dazu gab´s rohe Hochgeschwindigkeitsgitarren, meuchelnde Trommeln, Orgeln und extremes Headbanging. Die mit teutonischem Zungenschlag vorgetragene „Frau aus dem Nebel“ war dann auch so was wie das Schlaglicht der „Heeresgruppe Totenstarre“. Tharator sagte ein Stück an, „wo die Frauen weiter nach vorne kommen durften - „Morbid Dreams“ - und nach 45 Minuten erfolgte der Dank an den Veranstalter für die Auftrittsmöglichkeit. Und ein letztes Waffenklirren. Mit einem Teil, wo jeder wußte, was gemeint ist: dem infernalischen Kreuzfeuer „Servant of Satan“. Legio Mortis waren purer Kult. Hail 666!
 
Die Pause brachte Wiedersehensfreude mit Organisator Tobias Schuch und der sexy Deathmetalhexy Steffiistcrazy, sowie Autogrammbesorgen von den Schistos (welche als Nächste folgten) und eine lange Unterredung mit Slayer von Silence.
Zenna, November ´04. Schistosoma. Benannt nach einem Egel, der in Blutgefäßen schmarotzt. „Veedervieech“ (Gesang), Frank (Gitarre), Andruu (Bass) und Simon (Schlagzeug), die Mitglieder. Stilrichtung: Death Metal. - - Ein Jahr später. Zenna, November ´05. SCHISTOSOMA. Alles beim Alten! Ab 21 Uhr 20 gab´s Death Metal aus Mittelfranken im Geiste von Obituary und Benediction. Also gegrunzten Sarkasmus bei zurückgenommener Gangart, dafür mit ordentlich Druck, manchmal schleppendem Doom (!), aber zuweilen auch Passagen, mit Bassist Andruu wild die Haare zu wirbeln - was man dann auch wie vor einem Jahr an der Seite von Deathmetalhexe Steffiistcrazy getan hat. Und doch - obwohl sich die Schistos ganz der alten Schule hingegeben haben - penetrierten heute (leider) häufig neometallische Einflüsse die Welt der Menschenwürme. Moderne Töne, die fast schon Feierlaune aufkommen ließen - und die besonders die anwesenden Mädel voll auskosteten. Nach der Hälfte war der erste Sturm von Frauen eingenommen! Vorm finalen „Gate to Paradise“ gab Veedervieech dann auch amtlich die Fete frei: „Come on, Langenzenn. Laßt uns tanzen!“...
 
Die Stimmung war gelöst. Doch der Abend nahm eine erschütternde Wendung - durch eine Begrüßung, die das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. „Grüß Gott! Erkennst du mich? Ich bin der Käfer.“ Käfer kannte ich seit drei Jahren, er hatte die längsten Haare der Szene. Und nun trug er ein Piratentuch und darunter Glatze. Käfer war im Juni in eine Drehbank geraten, er wurde regelrecht skalpiert und zwei Wochen lang in ein Koma versetzt. Er überlebte den Unfall, aber nun war er grausam entstellt. Damit war das Konzert gelaufen.
„Hallo Langenzenn! Wir sind SILENCE. Wir haben hier vor vier, fünf Jahren mal gespielt. Wir danken Tobi für die Einladung.“ So lautete um halb elf - nach atmosphärischer Einleitung - die Vorstellung des Hauptakts. Besagter Auftritt von ´98 war einer der ersten von Silence überhaupt. Und Tobi hatte sich sehr auf das Wiedersehen gefreut. Bedient doch bei den Unterfranken Ex-Dead Heart Bleedings Slayer den Sechssaiter. Neben Slayer waren folgende Leute mit von der Partie: Kies (Gesang), Kutscher (Gitarre), Göß (Bass), Mattlener (Schlagzeug) sowie Koos (Keyboard). „Lady Farewell“ hieß das zweite Lied. Lied? Ja, denn Silence machten Musik wie Lake Of Tears zur 'Headstone'- oder Paradise Lost in der 'Draconian Times'-Phase. Sprich Gothic Rock mit melodramatischer Grundstimmung ohne dabei in der Seele zu stochern. Silence liefen nett rein - und ebenso nett wieder raus. Kies warf was Hämisches ins Volk: „Okay, Langenzenn, wie geht´s euch? Geht´s euch gut? Das werden wir jetzt ändern! Mit 'Grief : Dancing : Eternal'.“ Während Silence mädchenbezirzenten Stoff lieferten, mußte ich mich eines um mich herumschwenzelnden Knilchs in Dimmu-Borgir-Hemd erwehren. Dieser klärte mich schließlich auf, daß er mit dem Sänger die Bude teile, er seinen HIM-Fetzen scheiße fände, er aber im Endeffekt nicht seine Mutter sei... Obwohl Silence auf 18 Trossen rifften, blieb - abgesehen von „Suicidal Angel“ - der Auftritt fahl. Der sternhagelvolle Kutscher glänzte mit in die Meute gespuckten Bierfontänen, und Slayer riß durch Niederknie-Aktionen in der Frontreihe mit. Silence vermeldeten, daß der Schlagzeuger alles verkaufe (inklusive Bibel und Drogen); es gab die „Shadowseason“; ein „definitiv letztes Lied“ durch „Those Who Have Failed“; und letztlich auch noch eine zweite Zugabe mit dem brandneuen „Hopeful Ground“. Nach einer Dreiviertelstunde waren Silence verstummt.
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
LEGIO MORTIS
Intro
1. Death Creeps in the Silence
2. Frau aus dem Nebel
3. Time to Suffer
4. Burning Wings
5. Thorn in My Eye
6. Morbid Dreams
7. Call of the Horned King
8. Ode to the Night
9. Servants of Satan
 
SCHISTOSOMA
1. Last Way Out
2. Beautiful
3. Schrei
4. Lost in Hope
5. Dark Days
6. It
7. Terror
8. Feelings got Lost/Wish
9. Gate to Paradise
 
SILENCE
1. Lady Farewell
2. You First, Than Me
3. Grief : Dancing : Eternal
4. Entwined
5. Leave
6. Those Who Have Failed
7. Shadow
8. Ground
Mir ging das Schicksal von Käfer nicht aus dem Kopf. Ich wollte fort von hier. Mich mit Kalle, Micha und Peanut betrinken, um alles zu verdrängen. Zum Aufbruch schlugen Heike Schäfers „Glocken von Rom“ ... Im „Saitensprung“ durchbrach ich die Schallmauer von zwanzig halben Litern Bier, rauchte mit Kalle eine psychoaktive Havanna, und gegen drei Uhr wurden wir als letzte Kunden vor die Tür gesetzt. Auf vereisten Wegen sind wir heimgeschlittert und gegen vier Uhr eingeschlafen. Und am Morgen begann ein neuer Tag...
Zenna-Stilleben
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Heiliger Vitus, 30. November 2005