THE CLAMPS, MOBY DIG
D-Dresden, Chemiefabrik - 29. April 2024
Willkommen zurück in der „Chemo“! Nach genau vier Monaten hatte meine Partnerin mich wiedermal zu einem Besuch im Klub unter der Petrikirche überredet, um sich dort einen entspannten Abend bei guter Livemusik und einem kühlen Blonden zu machen. Gedanklich war ich allerdings eher auf dem Weg zum kommenden Radrennen am Sonnabend. Und Überredungsversuche mit Hörproben im Netz bewirkten auch rein stilistisch bei mir eher Stirnrunzeln. Doch nun hatten wir blind zwei Karten im Vorverkauf in der Schauburg geholt... Bei unserer Ankunft in der Chemo herrschte Kahlschlag. Neben zwei Dutzend Unbekannten tummelten sich auch die üblichen Verdächtigen Friedo, Glabuster, Goat ov Pike...
„We are THE CLAMPS from Italy. And we play Rock´n´Roll!“, lautete die Vorstellung der Hauptakteure um 21 Uhr 20. Die in Bergamo beheimateten Ben, Bely und Marcy stellten sich nicht nur in originaler Motörhead-Manier vor, sondern lieferten auch das erwartet krawallige, nach vorn abgehende Power-Trio-Spektakel. Als Speed Stoner Rock bezeichneten sie es selbst. Getragen von Bens Krächzgesang hetzte ein kratziger Motörheadbanger den nächsten. Doch statt eindimensional bei Lemmy zu klammern, hätten dem Gig der Italiener vielleicht kleinere Fuzz-Entschleunigungen nicht geschadet. So stand final eine weitere Stunde einer Gruppe aus dem römischen Heavy-Psych-Sounds-Imperium - ehrlich, ohne Schnickschnack, zum Trinken, Tanzen oder Zurücklehnen. Und dies zum fairen Preis von dreizehn Euro. Ein reines Instrumental hielt als Zugabe her.
Dafür entschädigte die stonerige Vorgruppe, die so viel mehr zu bieten hatte, als bloß verhuschter Krach zu sein. Ein schlichtes „Hallo Dresden! Wir sind MOBY DIG!“ waren zugleich die ersten und letzten Worte aus Menschenmund. Denn die Troika aus Leipzig kam rein instrumental mit Sechssaiter, Viersaiter und Schlagzeug. Moby Dig zelebrierten eine Geschichte zwischen Drama, Sinnsuche, Gedankenspielen mit Oden an die Stonerdoomer Sleep sowie die Postrocker Mogwai. Dabei stand am Anfang und Ende jeweils ein massiver, zeitlupenhafter Stoner-Doom-Malmer, Dazwischen tummelten sich subtile, sphärische Experimente. Dabei wurde der Grundton nie düster oder bedrohlich. Vielmehr lieferten die drei langhaarigen, bärtigen Sachsen eine gescheite Psych-Schau, deren Stärke sich zum Schluß offenbarte, indem sie sich in ein rauschhaftes, überlanges Bass-Nirwana tief in den Venen der Stilkoryphäe Sleep lavierten.
 
 
Heiliger Vitus, 1. Mai 2024
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
MOBY DIG
(20.12-21.02)
u.a.:
The Fellowship of Doom
 
THE CLAMPS
(21.20-22.22)
voraussichtlich:
Megamouth
Forty-Nine
Freedom To Run (Down)
Bill Jankins'
Blood
Cubomedusa
Roll Back The Years
Raze The Land
Bombs
Slippin'away
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Instrumental