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WASTELAND HAZE, PHONOSKOPE D-Frankfurt am Main, Dreikönigskeller - 17. Januar 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Am dritten Freitag im Januar 2025 stieg mal wieder ein Stoner-Ding im Westen. Der von Wasteland Haze betriebene Stoner-, Doom- und Psych-Spotify-Kanal New Wave of German Stoner hatte in den Dreikönigskeller eingeladen. Dem nicht genug versprach der Abend Doom, wie es ihn in Frankfurt seit Jahren nicht mehr gab! Genau zum Beginn um neun waren Peanut und ich in die enge Höhle am Sachsenhäuser Mainufer abgetaucht. Dort stießen wir auf fünfzig Leute, durch die Bank Endzwanziger und Dreißis, darunter auch einige bizarre Gestalten, etwa einen Knilch in Sadomaso-Bondage-Kluft. Bis auf uns beide waren es die Freundeskreise der Akteure, Partyvolk in Zivil. Anstelle des kultigen, schrulligen Klubchefs Dr. Ladendorf standen zwei blutjunge Girls hinterm Tresen. Mit zehn Euro Eintritt, vier für den halben Liter Bier, und vierfünfzig für den Apfelwein waren die Preise für Frankfurter Verhältnisse überaus erschwinglich, alles schien gerichtet für ein paar schöne Stunden - wären sie nicht von beiden Gruppen durch Wahlkampagnen und radikale, ideologische Plädoyers verstört worden. Man musste sie nicht lieben... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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PHONOSKOPE starteten mit einem Dank ans Publium, einem an die Keller-Crew, und einem an Emperors Lair, die wir im Vorwinter hier erlebten, und die Phonoskope den Gig klarmachten. Die Frankfurter erschienen als Quintett - mit Gesang, drei Gitarren, Bass und neuem Schlagzeuger, waren unauffällig gekleidet, und wandelten auf dem Terrain der US-Post-Grunger und Alternative-Metaller der Neunziger. Zwei Dutzend melodische Saiten im mittleren Tempo gaben sich den Zucker, dominiert von einem lärmig-trübsinnigen Klargesang. Das Ganze wirkte sehr bieder und überladen inszeniert, nicht zuletzt weil die fünf Akteure auf der kleinen Bühne starr wie auf einem Schachbrett rumstanden - bis im Mittelteil ein Rastafari wie aus dem Nichts ans Mikro sprang - und dem Abend eine politische Note verlieh. Der Rest wurde zum dramatischen Finale hin arg zäh. Jenes wurde erstmals seit zehn Jahren wieder gespielt, trug den Namen „Liar“, und war zugleich das Beste in der Dreiviertelstunde von Phonoskope. Anschließend leerte sich der Keller wohltuend. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Mit zwei Mann weniger und dennoch klanglich und optisch deutlich mehr Wumms kamen die Instrumental-Doomer WASTELAND HAZE daher. Und - wenngleich es nur vom Videospiel stammte (und nicht von der magischen Musikrichtung) - so trug immerhin der Bassist ein Shirt mit den Lettern DOOM! Die Herren Lepper, Lastowski und Dräger ließen von Beginn an keinen Zweifel an ihrer Ausrichtung und leiteten ihren Auftritt mit dem aus dem Off ertönenden Leitsatz „Make America Great Again!“ ein. Dabei waren sie nur von einem Synthesizer untermalt, und kredenzten Stoner Doom im ureigensten Sinne. Denn mit „Conclusion“ und „Aftermath“ landeten die Düsseldorfer zwei kleine Doom-Hits, die vom UNTERGANG, Weltenbränden und der Auslöschung der Menschheit handelten. Dazu gesellte sich mit dem Auftakt „Harvest“ ein weiterer Geniestreich mit allen Schattierungen und Tönen des Stoner Doom. Während „Tidal Shapes“ und „Sandbreather“ eher in verspieltem Post- respektive kyussartig waberndem Stoner-Rock zu verorten waren. Obwohl sie „nur ein Thema in ihren Köpfen hatten: die Wahl“ (der passende Titel hierfür war „Ark“), hatte die Vorstellung auch amüsante Momente. Etwa die Ansage des Zeitlupenmalmers „Conclusion“ als schnelle, harte Nummer. Oder die Entschuldigung vor „Aftermath“, nicht den ganzen Laden leersaufen zu können. Der Zugabe „Into the Wasteland“ (hier doomte der Bassist im Publikum), folgte eine weitere, ungeplante (!) namens „Propaganda“. Mit der Wurzel allen Übels und der Gefahr des Aufstiegs dunkler Mächte vor Augen, war nach siebzig Minuten der Kreis des Dooms vollendet. Fast war man geneigt, von Wasteland Haze ein Vinyl zu kaufen. Doch niemand weiß, wie es in den Köpfen und Herzen der Mitglieder wirklich aussieht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: ABSPIELLISTEN::. PHONOSKOPE (21.00-21.45) 1. Mantro 2. Worms and Rats 3. Egonaut´s Wake 4. Silent Treatment 5. Adamant 6. All the While 7. Liar WASTELAND HAZE (22.08-23.17) Sample-Intro 1. Harvest 2. Interlude (ending) 3. Tidal Shapes 4. The Journey 5. Conclusion 6. Sandbreather 7. Ark 8. Aftermath 9. Steam Machine ****** 10. Into the Wasteland ****** 11. Propaganda | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nach einem Abend zwischen berauschenden und gespaltenen Gefühlen führte unser Heimweg durch Frankfurts internationale, geographisch undefinierbar beherrschte Innenstadt. Man kann es ein böses Märchen aus abertausend finsteren Nächten nennen - oder den Beginn einer neuen Zeit, wie wir sie uns heute überhaupt noch nicht vorstellen können. Die vom Eisernen Steg geschossene Aufnahme von der Weißen Nacht am Main zeigt das Frankfurt aus einem untergegangenen goldenen Zeitalter. Heiliger Vitus, 20. Januar 2025 (Machtwechsel von Biden zu Trump) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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