ACID KING, BLACK COBRA
D-Frankfurt am Main, Elfer Music Club - 3. Mai 2015
Schlimmer geht´s immer! Wer glaubte, mit den zuletzt wenig erquickenden Auftritten von Black Pyramid, Ufomammut und Eyehategod sei der Tiefpunkt in Sachen Doom in Hessen erreicht, sah sich an diesem verregneten Sonntag in Frankfurt getäuscht. Aus Mangel an Interesse hatte man die Stoner-Doom-Legende Acid King kurzerhand vom Innenstadtklub „Zoom“ unter die Erde des Kneipenviertels Alt-Sachsenhausen abgeschoben. Von „Hibbdebach“ nach „Dribbdebach“, wie der Frankfurter sagt. Um dort nicht erneut den Anfang zu verpassen, und da unklar schien, ob Acid King allein oder mit Black Cobra auftreten, waren Peanut und ich extra früh im Mauseloch südlich des Mains erschienen. Zur Abwechslung durften wir uns heute bis zum Beginn eine Dreiviertelstunde mit ungekühlten Getränken, miesepetrigem Personal, Strolchen mit Dreckbotten auf dem Sofa, Kiffern und anderen undoomigen Gestalten vergnügen. Knapp sechzig Gesichter tummelten sich zwischen den mit Flaschen bemalten Wänden, darunter sogar zwei Doom-Pilger aus Italien.
Durch ihre Vergangenheit bei den Florida-Sludgern Cavity und bei Acid King hatten die beiden Mitglieder von BLACK COBRA ihre Wurzeln klar im Doom. Heute präsentierten sich Gitarrist und Sänger Jason Landrian sowie Schlagzeuger Rafa Martinez jedoch als hochenergetisches, adrenalinträchtiges Gespann, das mit seiner Wucht und Optik sehr an Mantar erinnerte. Die bereits zur Jahrtausendwende gegründeten Black Cobra waren dabei aber deutlich schneller unterwegs. Sie fuhren einen sehr harschen Grundton auf, und Landrians Krächzkreisch-Vokale glichen oft denen des jungen Hetfield von Metallica. Auf Zeitlupenpassagen wartete man allerdings vergebens. Nur ein am Becken prangendes Vitus-´V` ließ an Doom denken. Nach fünfzig Minuten, sehr viel Männerschweiß und drei zerborstenen Trommelstöcken war das gnadenlose Sludge-Metal-Gedöns aus San Francisco vorbei.
„Acid Queen“ wäre der passende Name für den Hauptakt gewesen. Lori S.´ Kindsfräulichkeit schien indes so surreal, daß man kaum glaubte, hier vor einer Gruppe aus den frühen Neunzigern des vorigen Jahrhunderst zu stehen. Frontfrau Lori und Trommler Joey Osbourne brachten den Stoner Doom mit in Schwung. Doch Sturm und Drang sind Geschichte. Heute stellten sie mit Bassist Peter Lucas in weiten Zügen ihre vierte Langrille 'Middle Of Nowhere, Centre Of Everywhere' vor. Was man erlebte, war simpel gestrickt und ernüchternd. Nachdem sie die Bühne gereinigt und den Teppich unterm Schlagzeug weggeworfen hatten, paarten sich zwei lahme, graue Langhaarige mit einer blassen Blondine. Die Töne waberten weich und seicht in den haschgeschwängerten Raum, und wirkten durch den ewig gleichen, schwerelosen Gesang umso ermüdender. Loris Stimme zu lauschen war wie Pudding löffeln. Und dabei hatte sich das Trio aus San Francisco nach einem mordenden Drogendealer benannt... Die ganz Umgebung zog mich immer weiter runter. Meine Begeisterung für die ersten drei Platten von ACID KING zwischen 1994 und 1995 - damals noch von „All That´s Heavy“, Albuquerque, New Mexico ausgeliefert -, verflog ebenso wie die Hoffnung auf ein Doom-Gefühl im „Elfer“. Das wird man hier nie finden. Dafür haperte es an den richtigen Leuten und der Räumlichkeit. Frankfurt ist kein Platz für Doom! Meiner Konzertkumpeline hatte immerhin „die Musik von Acid King sehr gut gefallen, der Gesang leider nicht.“ Nach 72 Minuten endete eine Vorstellung ohne Höhen und Tiefen, die in puncto Intensität den vergleichbaren Toner Low weit hinterherhechelte. „2 Wheel Nation“ und der ungeplante Bonus „Free“ blieben die einzigen Doom-Teile der Nacht...
 
... die für uns noch lange nicht vorbei war. Denn nach einem Absackerbier auf dem Weg zur S-Bahn in der Bar „Lokalbahnhof“ wurden wir von den Vorboten des nächsten Lokstreiks überrascht. Ohne Angabe eines Grunds entfiel unser Zug in die Wetterau. Die Zeit bis zum Lumpensammler um Mitternacht durften wir noch mal an derselben Bar verbringen. Dadurch geriet die Nacht für Frau P. sehr kurz, der Tag danach für mich zu einem voller Leid.
 
 

Heiliger Vitus, 5. Mai 2015
.:: ABSPIELLISTEN ::.
(ohne Gewähr)
 
BLACK COBRA
(19.56-20.49)
1. Phase Six
2. Phase Seven
3. One
4. Devilbot
 
ACID KING
(21.10-22.22)
1. Intro
2. Red River
3. Silent Pictures
4. Infinite Skies
5. Laser Headlights
6. 2 Wheel Nation
7. Sunshine and Sorrow
8. Electric Machine
9. Coming Down from Outer Space
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10. Free
11. Outro