A STORM OF LIGHT, HARK, MUSTARD, GAS AND ROSES
D-Frankfurt am Main, Elfer Music Club - 20. April 2014
Der Sonntagabend an Ostara brachte zwei alte Erkenntnisse. Erstens: Wo Doom drauf steht, ist nicht immer Doom drin. Zweitens: Nur der frühe Vogel fängt immer den Wurm. Das Wochenprogramm des Frankfurter „Elfer“-Klubs hatte uns mit der Stilbeschreibung „Düster/Sludge/Doom“ gelockt. 19.30 Uhr sollte es losgehen. Beides traf nicht ganz zu... Sehr zu unserem Vergnügen wären wir bei der Ankunft kurz nach acht auch noch um Haaresbreite naß gemacht worden: Gegenüber vom Elfer steht die Brunnenfigur „Frau Rauscher“, die in unregelmäßigen Abständen Wasser quer über die Klappergasse spuckt. Der Strahl prallt direkt vor die Tür des Elfers...
Da man uns in der Vergangenheit immer wieder bis weit nach dem Sandmann schmoren ließ, waren wir diesmal erst eine Stunde nach Einlaß (19 Uhr) erschienen. Ausgerechnet heute stieg der Vortrupp aber um 20.10 Uhr schon von der Bühne. Umso verdrießlicher, daß MUSTARD, GAS AND ROSES laut Bandfahrplan tatsächlich erst 20 Uhr starten sollten... Die von mir Befragten umrissen MGR nur einsilbig, als „Postrock, ambientig, eher langsam, und ohne Gesang“, Ein nach dem Konzert Ausgequetschter hielt wiederum gleich ein ganzes Referat. Demnach waren MGR eins von mehreren Projekten des Ex-Gitarristen von Isis, Mike Gallagher. MGR waren aber nicht die Fortführung, sondern der konsequente nächste Schritt auf die verblichenen Post-Metal-Heroes aus USA. Zwei der vier Mitglieder waren später noch mal in der Hauptgruppe zu erleben... An Besuchern zählte ich 25, die Hälfte davon stellte ein Gröl- und Tanzgelage aus Randale-Puppen und Typen in Hardcore-Shirts. Auch eine Handvoll nach Doom Aussehender war vor Ort.
Zwanzig Minuten zu früh standen HARK auf der Bühne. Das Trio aus Wales wilderte in allen möglichen Stilen. Mal kamen Isaac, Ribnikov und Bonwick psychedelisch bis progressiv wie in den Siebzigern daher, dann wieder räudig stonerig wie Orange Goblin, und in manchen Passagen drückten sogar Doomriffs durch. Wenngleich die Absichten etwas zerrüttet und das Publikum verprellt wirkte, rissen Hark zumindest als geerdete Figuren mit Charisma, Hingabe und hoher Intensität (dem Frontmann tropfte von Minute eins an Schweiß von den Saiten), durch ausgetüfftelte, kraftvolle Instrumente (auch die zuweilen vom Band spendierten Sterne und Orgeln blubberten und hupten auf Volldampf), und durch Glaubwürdigkeit mit. Die markerschütternde Beschallung und die stimmungsvolle Dunkelheit im Keller taten ein Übriges. Hark waren Fans wie du und ich, und kamen dementsprechend gut an. Daß Hark welche von uns waren, zeigte sich besonders am bärtigen Isaac, der beim Auftritt erst mit einem Fetzen von Yob bestach, und sich im Anschluß als Wechselkluft ein kultiges Shirt der Cro-Mags überzog. Die Söhne der Kelten endeten ansatzlos mit einem schlichten „Thanks!“ nach 33 Minuten.
Einer etwas anderen Ästhetik folgten A STORM OF LIGHT aus Brooklyn, New York. Das Quartett um Josh Graham, Domenic Seita, Billy Graves und Hilfsgitarrist Andrea Black gab sich distanziert, und in seiner Performanz nüchtern und kalt wie das Wasser, daß sie sich auf die Bühne stellten. Graham - selbst mit zig Projekten unterwegs, vor Jahren auch als Videokünstler in Diensten von Neurosis - hatte sich bereits vor dem Auftritt in den dunkelsten Winkel des Elfers verzogen, vom Kanapee aus das Treiben im Klub verfolgt, und später den einzigen Stagediver mit einiger Abschätzigkeit bedacht. A Storm of Light waren mit ihrem neuen, beim Doom-Imperium „Southern Lord“ veröffentlichten Langeisen 'Nations To Flames' angerückt, und verquickten Post-Hardcore, Post-Metal, Noise und Doom. Man bevorzugte eher düstere und dissonante Klänge mit psychotischem Unterton. Dabei wurde der gesamte Auftritt von Feuer und Endzeitszenarien visuell untermalt. Viel zu spät fielen die Yankees unterdessen in unsere Lieblingsmusik, und kredenzten mit „Collapse“ und „Black Ocean“ im Schlußdrittel die einzigen echten Doom-Teile des Abends. Ein dreistimmig herausgeschriener Sludger besiegelte nach 45 Minuten den Vortrag - unspektakulär, abgewichst und ohne Anstalt einer Verlängerung.
 
Eine weitere Dreiviertelstunde später - ab 23 Uhr an jenem 20. April - sollten DJ GLÖCKCHEN GLOCKE und DJ BER die schwarzen Herzen mit Elektro, Mittelalter und Gothic in eine „Nacht der Irrlichter“ führen.
 
 
((((((Heiliger Vitus)))))), 22. April 2014, Bilder: Hl. Vitus
ABSPIELLISTE A STORM OF LIGHT
(21.28-22.13/Titel ohne Gewähr)
1. Missing
2. Disintegrate
3. Fall
4. Silver
5. Tempest
6. Collapse
7. Black Ocean
8. Black Wolves