BELZEBONG, SLOW GREEN THING
D-Dresden, Chemiefabrik - 19. März 2019
Ein kleiner Trip zu Mary Jane: So oder so ähnlich hätte der Slogan am heutigen Dienstagabend zu Füßen der Petrikirche lauten können. Die Stoner-Doomer Belzebong gaben im Zuge ihrer PURVEYORS OF DANKNESS-Kampagne (zu Deutsch: Lieferanten der Dankbarkeit) ein Ritual in Dresden. Und zwar gleich das erste von insgesamt siebzehn in Europa und Britannien. Dazu hatten die Durchlauchten von „Elbsludgebooking“ mit den heimischen Slow Green Thing ein weiteres Rudel der sinneverwirbelnden Langsamkeit rekrutiert. Um die einhundertfünfzig Kunden gaben sich die Ehre.
SLOW GREEN THING machten knackige, verdrogte Lieder, die nach New Orleans und gequalmtem Gras schmeckten. Anstatt alles mit verrauschten Zeitlupenbässen platt zu walzen, konzentrierten sie sich auf Melodien und gut gespielte Riffs. Anhängern des schweren Tobaks mochte das vielleicht zu flau gewesen sein, Liebhaber stonerigem Heavy Dooms im Dunst von Electric Wizard kamen indes voll auf ihre Kosten. Nachdem der Frontmann anfangs etwas zwischen den Gesangsstilen von Ozzy, Down und Goatsnake wandelte, kam der Karren nach einer Viertelstunde mit dem vierten Titel richtig ins Rollen. Die Körperlichkeit hielt sich zwar weiter in Grenzen, war aber echt. Plötzliche, höchst eigenwillig eingestreute Gitarrensoli, erinnerten ferner an den furiosen Heavy Metal der Achtziger. Außerdem stimmte die Glaubwürdigkeit: Weise, Barkleit, Martin und Steinhauer gaben auch ohne große Sperenzchen ein prickelndes Quartett ab. Slow Green Thing doomtem eine volle Stunde. Nicht schlecht für einen weitgehend unbekannten Support. Um nicht zu sagen: Slow Green Thing waren auf Augenhöhe mit jenen völlig unterschätzten Gruppen, die gewöhnlich das Hammer-Of-Doom-Festival eröffnen. Neben Vinyl und Shirts verschacherten die Dresdner im Nachgang auch ihr Minialbum 'I' zum Nulltarif - weil es sich um eine Fehlpressung handelte. Da hörte ich die Sammler schreien...
BELZEBONG waren im Auftrag des Teufels und ohne Stimme gekommen. Die mußte man sich dazudenken. Im Unterschied zu den ausgetüftelten Slow Green Thing lebte der Stoner Doom der vier rein instrumentalen Polen von psychedelischen Stimmungen und hypnotischen Klangschleifen. Belzebong doubelten die Idole der Neunziger, allen voran Sleep und Ufomammut. Wackelbildfilme in Grün und zarten Brauntönen mit einem Exorzismus an einem Dope-Junkie fanden sie wohl in den Archiven des Independent-Kinos der Dreißiger. Mit ihren drei unentwegt headbangenden Gitarristen, die vom ersten Moment an wie die Leibhaftigen selbst synchron ihre Mähnen warfen - wie sie das achtzig Minuten schafften ohne umzufallen, weiß nur der liebe Gott -, schufen Cheesy Dude, Alky Dude, Sheepy Dude und Hexy Dude allerdings ein sehr einprägsames Bild ihres Auftritts. Es war eine Neuauflage für sie in der „Chemo“. Bei uns allen kam der atmosphärisch malmende Low-Frequency-Stoff ganz gut an. Im Endteil drohten sogar die Lautsprecher zu kollabieren. Einzig der fähigen Leopardenweste am Mischpult war die Fortführung zu verdanken. Unterm Strich war die Schau manchmal rein stilistisch (genretypisch!) etwas eindimensional, andererseits für die Sinne (und unterm Einfluß von Stimulanzien) höllisch gut.
 
 

((((((Heiliger Vitus)))))), 27. März 2019; Bilder: Goddess of Doom Peanut und Goat ov Pike (Plakat)
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
SLOW GREEN THING
(21.10-22.08)
1. Heart of Stone
2. Me vs. Me
3. Recipe of Doom
4. Die Again
5. Dirty Thoughts
6. Medusas Spell
7. Monolordig
8. The Mirror
9. Green Steam
 
BELZEBONG
(22.35-23.56)
Titel unbekannt (Belzebong spielten ohne Liste)