LOW NOIZE, ON THE QUIET, IRIDIUM
D-Frankfurt am Main, Raumstation Rödelheim - 11. Mai 2007
Mit dem Hintergrund der vorm G8-Gipfel steigenden, landesweiten Razzien in den vermuteten Terrornestern des linken Spektrums, waren wir an diesem Freitagabend zur Raumstation in 60489 rübergestiefelt. Kurz nach zehn waren wir Auf der Insel 14, Hinterhaus, letzte Treppe, angelangt. Und wie nicht anders zu erwarten, hatte die Soundwave-Tour von Reamonn in der Batschkapp und der gleichfalls parallel steigende Gig der Hardcore-Legende Christ On Parole im ExZess den harten Kern des Frankfurter Undergrounds abgezogen. Vierzig Kunden waren für die Raumstation übrig geblieben: harmlose, auf Drahteseln angerückte Nachbarschaft.
IRIDIUM aus Aschaffenburg spielten seit 22 Uhr. Benannt nach dem seltenen, harten und spröden Platin-Metall, lieferten Steidl, Buck, Peil und „Rocknfucknrollanimal“ Steven eine ziemlich ausgefallene, filigran-harte Gitarrenmusik, die zwischen Prog, Alternative und Indierock umherschwirrte. Iridium heißt auf Griechisch auch „Regenbogenfarben“. Und so verschmolzen besagte Elektrogitarren mit dem anspruchsvollen, fast schon zerbrechlichen Organ des vollbärtigen Sängers zu einem buntschillernden Gemenge aus dem chemischen Element und den Spektren der psychedelischen Farben. Iridium waren eine kluge Klangwelt, Künstler für höhere Weihen - mit denen in der eher rauher veranlagten Raumstation niemand etwas anfangen konnte. Das Erscheinen der Mainfranken war faktisch für die Katz. Und ein halbkritisches „Filmst du?“ konnte man sich hinsichtlich meines Tuns auch nicht verkneifen.
Aus einem anderen Holz waren da schon Frankfurts „Lautlose“ ON THE QUIET geschnitzt. Der im tiefsten Frankforderisch ausgesprochene Gruß des Sängers „Ei gude rock! Ei gude wie!“ gefolgt von den Eintrachtfanchören „Wir sind alle Frankfuuurter Jungs!“ und „Na-o-hi-ro-Ta-ka-ha-ra!“ machten alles klar: Am Tresen wurde „Maurersekt“ (Bier) geordert und auf den Brettern hart und energetisch gerockt. Eine Stunde lang hagelte es rohen Punk mit hardrockigem Einschlag. Wobei der Frontmann schon nach der zweiten Nummer ausgetrocknet und mit hochrotem Kopf nach was zu trinken japste (und alles in sich hineinschüttete, was man ihm entgegenstreckte). On The Quiet hielten durch und weckten in der Verlängerung mit AC/DCs „Rock´n´Roll Damnation“, Motörheads „Ace of Spades“ und Kim Wildes „Kids in America“ Erinnerungen an die frühen Achtziger. Headbanger und Crowdsurfer wurden geortet.
In der verbummelten Pause waren viele wegen der letzten S-Bahn abgedüst... noch bevor LOW NOIZE um 0.40 Uhr endlich in die Spur kamen - die sie wegen rausgeflogenen Sicherungen bei - Achtung, kein Witz! - „Silent Destruction“ gleich wieder verlassen durften. Ein heilloses Chaos, das an das eingeknickte Fußballtor in Madrid erinnerte, folgte. Sinn und Verstand waren da sowieso schon durchgeschmort. Nachdem der Frontmann anfangs noch ein galgenhumoriges „Nun sind wir wirklich low noise“ über die stummen Saiten geschrammelt hatte, wirkte dieser zusehends auf die Palme getrieben. Zotigkeiten über „Fotzen“ und „Genitalherpes“ sowie ein improvisiertes „Fuchs, du hast den Strom gestohlen. Gib ihn wieder her...“-Liedchen folgten... bis sich nach einer viertel Stunde ein Verantwortlicher gefunden und den Saft neu verlegt hatte. Zum Lohn fingen Philip, Alex, Martin und Ben in der zweiten Nachtstunde noch mal von ganz vorn an. Die Aschaffenburger lieferten melodischen Westcoast Skate Punk à la Green Day, NoFX und Millencolin. Low Noize waren entspannter Vollgaspunk um Frauen, Saufen und Spaß, versetzt mit einigen Ska-Shuffeleien und wiederholten Großmäuligkeiten. Die von AC/DC zu nächtlicher Stunde gegen zwei Uhr geläuteten Höllenglocken „Hells Bells“ wurden allerdings ohne uns geläutet.
 
Ebensowenig erlebten wir die abschließenden DJs Holzfäller und Hi-K.
 
 

Heiliger Vitus, 15. Mai 2007
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
IRIDIUM
1. Evolving
2. Have to Say
3. Isolate
4. Welcome
5. Streak
6. Thankful
7. Army of You
8. Everlast
9. My Pad
10. Switchback
 
ON THE QUIET
1. Gibe Back
2. Loose the Anchor
3. Words I Say
4. Fading
5. Friendship
6. Beat Me Down
7. Arrogance
8. Low
9. Nothing for You
10. Rock´n´Roll Damnation [AC/DC]
******
11. Ace of Spades [Motörhead]
12. Love
13. Kids in America [Kim Wilde]
 
LOW NOIZE
1. House of Blend
2. Silent Destruction
3. Man
4. Singing at Your Door
5. Murder Instead
6. Fools Noon
7. Funfakefinal
8. She
9. Shining
10. Brown Eyed Girl [Van Morrison]
11. Friend
12. Smoking
13. Tequila Sunrize
14. Outcast
15. Johnny
16. Hells Bells [AC/DC]