NEBULA
D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 3. Februar 2010
Mit Nebula kam die Trostlosigkeit nach Frankfurt zurück. Einsetzendes Tauwetter hatte nach 47 Tagen Schnee dem strahlendreinen Weiß schwer zugesetzt und die Fratze der vielkriminellen Stadt am Main freigelegt. Nach einem Dutzend Winter zählten Nebula auch nicht mehr zu meiner Lieblingsmusik. Aber seit deren ersten Gastspiel 1999 war es für uns nun schon eine liebgewordene Gewohnheit, Glass & Co. zu beehren. Nach 1999, 2000 und 2002 und Jahren der Funkstille heute zum vierten Mal. Es ist so ähnlich wie mit Dead Moon... Siebzig nebulöse Gestalten waren im „Nachtleben“ aufgeschlagen. Darunter Kürbis, der Frontmann der Sludger Burden, zwei Besucher aus dem fernen Seattle, eine Thekenkraft mit drallen Rundungen, sowie diverse Flitzpiepel, die sich im Hippietanz ergötzten und denen man im Dresden der Siebzigerjahre als Gammler die Haare geschoren hätte. Der mitreisende deutsche Merch-Boy sorgte wiederum mit Tiefpreisen erst für Glück - und später als Raucher für Zorn. (Nach den ersten Giftstengeln des Händlers war trotz Rauchverbots der Bann gebrochen und der Keller erstickte in Qualm - nicht nur aus Tabak...)
 
Das angekündigte Folk/Funk-Rock-Projekt TAMAR EISENMAN war nicht aufgetaucht. Hat aber sowieso niemand vermißt. Der Eintritt von 13 Euro blieb allerdings in unveränderter Höhe bestehen.
NEBULA waren also wieder mal in der Stadt. Und dies trotz Legendenstatus nach wie vor ohne Anflug von Starruhm. Im Gegenteil: Nach acht Jahren Tauchstation war der wie ehedem kojotendürre Kalifornier Eddie Glas ausgezogen, um mit zwei Typen aus London und dem Langvinyl 'Heavy Psych' im Koffer einen Neuanfang zu wagen. Tom Davies und Jimmy Sweet hießen die Neuzugänge an Bass und Schlagzeug, die Nebula zu einem zweiten Leben verhelfen sollen. Die Engländer konnten das Charisma von Abshire und Romano jedoch zu keiner Sekunde wiederbringen. Zwar wie der Meister mit adretten Beatles-Frisuren gesegnet, blieben die Taktgeber langweilig und ohne Leuchtkraft. Im Gedächtnis blieben nur die beiden Fans von der Westküste, die die Ansagen des englischen Bassisten genervt ins Amerikanische verbesserten. Nebula verzichteten auch komplett auf die vom Moog erzeugten Sterneneffekte. Alles blieb erdig und puristisch auf Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug beschränkt. Mit drei staubtrockenen Stonerrockern tief in den Wurzeln von Glass´ Ex-Formation Fu Manchu ging es los. Unspektakulär, aber geradeaus und gut, könnte man sagen. Der unentbehrliche Kniefall vor den Stooges schloß sich an, diesmal „Search & Destroy“. Dazu die lustvoll daherwandelnde „Aphrodite“. Doch bei Nebula kommt das Beste immer erst ziemlich zum Schluß. Und das war für mich heute ganz klar die psychoaktive Düsterwalze „The Other Side“. Die ´98er Wah-Wah-Altigkeit „Let it Burn“ vollendete nach einer Stunde die offizielle Seance... worauf Eddie Glas noch mal auf die Bühne trat... um als Solist die Drogenhommage „Fields of Psilocybin“ anzuspielen... die - mit Verstärkung der Tommys (nun unter Cowboyhut) als „Sister Morphine“ fortgesetzt - in einem alles niedermachenden Stonerrock-Tornado endeten. Den „Down the Highway“ hätten sich die Anglo-Amerikaner sparen sollen. Nebula endeten nach siebzig sehr speziellen Minuten. Das war hitzige Musik von kühlen Figuren.
 
 

Heiliger Vitus, 4. Februar 2010
.:: ABSPIELLISTE NEBULA ::.
(21.33-22.43)
1. Perfect Rapture
2. The Dagger
3. Giant / Clearlight
4. Search & Destroy [The Stooges]
5. Lead Sky
6. Dream Submarine/In The Depth´s
7. Aphrodite
8. Pulse
9. Come Down
10. The Void
11. Little Yellow Pill
12. The Other Side
13. Let it Burn
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14. Fields of Psilocybin / Sister Morphine [The Rolling Stones]
15. Eagle Has Landed
16. Down the Highway