19. KRITERIUM RUND IN DER ALTEN MESSE LEIPZIG
Leipzig, 14. April 2024
Prolog
 
Leipzig. Alte Messe. Es war wieder Zeit für schnellen Radsport in Sachsens größter Stadt! Zusammen mit seinem Partner Zweirad Stadler hatte der SC DHfK Mitte April zu seinem traditionellen Kriterium eingeladen. Zum zweiten Mal war die Strecke dabei auf dem Gelände der Alten Messe abgesteckt. Zweihundert Akteure hatten gemeldet, darunter die kompletten Leipziger Elite-Renngemeinschaften von Schnelle Stelle und Ur-Krostitzer, auch die „Uris“ genannt... Aufwind für den eigenen Speed lieferte die nicht für möglich gehaltene Fortführung des „DSC-Cups“ auf der Radrennbahn Heidenau. Nach dem Abschied des Initiators „Decko“ lebten die zwanzig Mittwochsrennen durch Idealisten, Freunde und Improvisationen des Dresdner SC unter dem Namen „Bahnrad-Cup 2024“ fort. Damit war der Grundspeed gesichert!
.:: DIE STRECKE ::.
Das Rennen stieg auf der vierspurigen, von Deutschem Platz und Völkerschlachtdenkmal umrahmten Ost-West-Achse „Straße des 18. Oktober“. Aus der Vogelperspektive glich es einem Rechteck von tausend Metern mit zwei kerzengeraden, dreihundert Meter langen Endlosgeraden, welches im Südosten vom Oktoberfestgelände und im Nordwesten von der Perickstraße begrenzt war, und je nach Wettkampf zehn (Schüler) bis sechzig Mal (Elite) zu durchfahren war. Und zwar gegen den Uhrzeigersinn linksrum. Das brettebene Terrain, glatter Asphalt, die breite Fahrbahn und technisch relativ leichte Kurven hielten die Geschwindigkeit ununterbrochen hoch. Allerdings bot das offene Messegelände viel Angriffsfläche für den Wind.
.:: DAS RENNEN ::.
Überpünktlich hatte ich mich diesmal mit Frau Peanut auf Achse nach Nordsachsen gemacht. Kurz nach zehn gestartet, trafen wir nach anderthalb Stunden über die freien Autobahnen 4 und 14 schon um zwölf im weiträumigen Leipziger Südosten ein. Dort riß mir eine Windböe die Startnummer aus den Fingern und fegte sie weit über den Parkplatz vom gastgebenden Fahrradhaus Stadler. Halb eins gesellte sich „Grossi“ Großegger zu unserem Auto, mit dem ich letztmals vor sieben Monaten beim Deponierennen in Halle-Lochau die Kräfte gemessen hatte, und der seine Karriere nun scheinbar locker ausklingen läßt. Am Vortag war er das NordWest-Kriterium in Glauchau gefahren, dort ausgestiegen, und heute statt im dicken Wohnmobil ganz bescheiden per Velo die zehn Kilometer von Zuhause zur Messe geradelt. Wegen den vorangegangenen Nachwuchsrennen verschob sich unser START um zwanzig Minuten.
13 Uhr 50 ging´s los für die Methusalems. Und zwar bei typischem Aprilwetter mit Sonne und Wolken, einem Lüftchen und empfindlicher Kühle. Wie vergangenes Jahr bekamen die Frauen die Chance, sich im Feld der Masters auszutoben. Neben zwei Elitedamen waren es diesmal fünf Juniorinnen. Darunter eine Bahnfahrerin, die gerüchteweise 1600 Watt treten konnte - und das Feld gleich zu Beginn mit einem Strauchler in einer Spitzkehre in eine brenzlige Situation brachte. Überdies türmte eine Windhose vorübergehend eine Wand aus Staub und Schmutz in der Rennstrecke auf. Vier meiner heutigen Gegner waren übliche Verdächtige, sechs frisch aus der Masters 3 Aufgestiegene respektive Fahrer aus der Ferne. Heidenaus Schößler war nicht angereist. Das Rennen entwickelte sich nach Ansage: Sachsens Überfahrer „Kelli“ Keller hielt sich wie gewohnt im ersten Rennviertel zurück... um dann unwiderstehlich davonzuziehen... und am Schluß alle zu überrunden. Der Rest sprintete um die verbliebenen Punkten. Dabei fuhr Großegger für Matzel an, und ging selbst komplett leer aus. Währenddem die jüngeren Keßler, Kühnelt und Kirchner abräumten. Meine zwischenzeitliche Flucht bei Halbzeit scheiterte. Doch ich ergatterte vier Punkte bei den Sprints. So ging es in den finalen mit doppelter Punktezahl, den ich als Vierter abschloß. Wäre der Jury nicht der Fauxpas einer vergessenen Glocke für die letzte Runde unterlaufen... Denn just in dem Moment irritierte das Führungsfahrzeug die Kommissäre und brachte deren System zum Einsturz. So mußte die Rundenanzeige „1“ doppelt gefahren werden. Für einen nochmaligen Endspurt fehlte mir die Kraft.
Epilog
 
Die wildesten Geschichten schrieb der Nachklapp. Erst durfte ich mit Michael Schiffner einem Idol der Siebzigerjahre, mehrmaligem DDR-Meister, Nationalmannschaftsfahrer und Friedensfahrer die Hand drücken. Schiffner erinnerte sich an die Kriterien in Radebeul, bei denen ich die silbernen Alurenner der Nationalmannschaft bestaunte. Es waren Rahmen von Alan. Heute ehrte Schiffner als DHfK-Vizechef die besten Drei mit Blumen. Und später folgte das Entsetzen beim Aushang der Ergebnisliste, in der mir ein Überrundeter die Punkte geklaut hatte. Zum Glück hatte die Jury mit Herrn Lohr einen honorigen Kampfrichter, der meinen Einspruch nicht nur rechtfertigte, sondern mir nebenbei geradezu charmant spezielle Regeln eines Kriteriums erklärte. Demnach entscheidet nicht die Rundenanzeige, sondern immer die Glocke über das Ende eines Radkriteriums. Zweitens entscheidet bei Punktgleichheit - im Unterscheid zu Bahnrennen - die Reihenfolge der Wertungssprints: Wer den letzten Sprint gewann, liegt vorn. Und drittens: Wurden keine Punkte ersprintet, entscheidet der Zieleinlauf. So rückte ich von Rang acht auf sechs vor.
 
 
Vitus, 16. April 2024, Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 18ºC, schwache Brise aus Nordnordwest (15 km/h)
Typ: Kriterium
Länge: 30 km
 
Im Ziel: 160
CT+Elite Amateure: 25, Masters 2+3: 26, Masters 4: 11, Junioren: 7, U17: 20, U15: 15, U13: 11, U11: 9, Weibliche Klassen: 36
 
Masters 4
Gemeldet:
12
Am Start:
11
Im Ziel:
11
1. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma) 13 Pkt.
2. Jens Keßler (RSV AC Leipzig) 14/-1 Rd.
3. Jens Matzel (RFC Markkleeberg) 12/-1 Rd.
4. Harry Kühnelt (RSV Wittenberg) 9/-1 Rd.
5. Steffen Kirchner (RSV AC Leipzig) 6/ -1 Rd.
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 3/ -1 Rd.
 
Ergebnisse
Rad-net