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11. AWH-Straßenradrennen Lochau, 28. September 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Düstere Aussichten für die Zukunft der Radrennen auf der Deponie im Süden von Halle an der Saale: Der zeitgleich steigende Herbstpreis von Hannover, ein Kriterium auf einer kurzen, schnellen 700-Meter-Runde, hatte auch diesjahr für eine Minuskulisse beim Rundstreckenrennen um den Preis der Stadtwerke Halle gesorgt. Im Anhaltinischen schien man keine Ideen zu haben, wie sich das Ende noch abwenden lassen könnte. Eine herzliche Geschichte von echten Menschen mit einfachsten Mitteln gemacht für die älteren Mastersklassen scheint zu schwach, gegen die Irrungen und Wirrungen unserer Zeit anzukämpfen... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| .:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| Gefahren wurde auf der mit 95 Meter über NN einzigen Anhöhe weit und breit: der im Kohlerevier Halle errichteten und 2005 stillgelegten Mülldeponie in der Tausend-Seelen-Gemeinde Lochau südöstlich der Saalestadt. Die Rennstrecke führte auf einer namenlosen asphaltierten Ringstraße am Rand der riesigen Grube entlang. Wind und ein selektiver, 750 Meter langer Anstieg mit 30 Höhenmetern und bis zu zwölf Prozent Steigung ausgangs jeder Runde, waren die Herausforderungen. Sechsmal mußten die Masters 4 über den 7,6 Kilometer langen Rundkurs fahren, ehe der Sieger auf dem giftigsten Mont Ventoux Sachsen-Anhalts feststand. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| .:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Als Peanut kurz vor neun unseren Wagen zum fünften Mal auf der selben Stelle im weitläufigen Deponiegelände im ostdeutschen Niemandsland abgestellt hatte, fragten wir uns, ob wir auf der richtigen Veranstaltung sind. Außer uns verirrte sich hier niemand. Und dies eine Stunde vorm Start! Doch dann hallte aus der Ferne die ruhige, feste Stimme von Herrn Lohr - und alles war wie immer! Der langjährige Rennleiter gab sich gutgelaunt, begrüßte mich persönlich mit dem Vornamen, erkundigte sich nach dem Verbleib meines Spezis (indes sich „Doc“ Rübling beim Jedermannrennen der Deutschlandtour in Magdeburg den Arm brach), um schließlich eine längere Unterhaltung mit meinem Mädel zu führen. Beim Warmfahren traf ich den aus dem zweihundert Kilometer entfernten Kassel angereisten Viktor Slavik; sowie auf René Bethke, der das Gerücht vom Karrierende „Kelli“s zerstreute. Letzterer weilte allerdings schon im Urlaub. Andere übliche Verdächtigen fehlten wegen Krankheit oder Verletzung. Leipzigs Kirchner, der vorm Start noch beim Einrollen erblickt wurde, war plötzlich verschwunden. Letzten Endes ging nur der harte Kern an den Start in kühler Umgebung. Die, die am Ende einer langen Saison noch heile Knochen und intaktes Material hatten und ein Rennen fahren wollten - ein Friedhof auf Rädern... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| Wie vor drei Jahren hatte Regen die Start- und Zielgerade unter Wasser gesetzt und damit unpassierbar gemacht. Nachdem die riesige Pfütze notdürftig ausgekehrt war, machten fünfzehn Masters 3 mit viertelstündigem Verzug um 10 Uhr 15 den Anfang; darunter der im blüßtenweißen Deutschlandtrikot antretente Schaefer sowie diverse elitäre Teamfahrer. Fünf Minuten später wurde das siebenköpfige Minirudel der Masters 4 losgelassen. Der Auftakt verlief etwas holprig. Erst wollte niemand führen, dann wurde schiedlich-friedlich gekreiselt, und irgendwann folgten ungestüme Attacken - die umgehend dem Tode geweiht waren. Mein persönlicher Schlag in die Magengrube wartete ausgangs der ersten von sechs Schleifen, als erstmals die 750-Meter-Bestie aus der Grube hinauf zur Zielgeraden erklommen wurde. Dort mußte ich mit unterlegenem Material - einem schweren Aerorad - Knall auf Fall reißen lassen. Und dieses Dilemma wiederholte sich Runde um Runde. Immer am einzigen Anstieg der Runde wurde die Drehzahl hochgeschraubt. Und jedesmal gelang es mir mit Anfeuerungen von Peanut, die Lücke von zweihundert Metern auf dem anschließenden Plateau und dem Gefälle nach Start und Ziel allein zuzufahren. Indes der Berg auch dem bulligen Keßler den Knockout brachte: Ausgangs Runde zwei schien die Schaltung des Leipzigers zu klemmen. Bei der vierten Zieldurchfahrt verließen mich die Kräfte, zog die auf fünfköpfige Spitze unaufhaltsam davon. Über den Rest halfen mir die versprengten Masters-3-Fahrer Lauer und Wehrmann. Den Sieg machten drei Ost- und zwei Westdeutsche unter sich aus. Matzel wiederholte als Solist seinen Vorjahrestriumph ungefährdet. Rennchef Lohr kommentierte ihn mit den Worten: „Der wird mir langsam unheimlich!“ Es folgten die Hessen Slavik und Leschert. Der Luckenwalder Mirbach wurde bei meinem fünften Start in Lochau zum viertenmal undankbarer Vierer. Mit zehn Punkten für Platz sechs begrub ich das Jahr in der offiziellen Rangliste von German Cycling auf dem 39. Platz aller Mastersklassen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Epilog Ich traue mich nicht an den Ruhestand zu denken. Sah mich aber spätestens nach zwei Feindberührungen mit Autos und zerstörtem Material plötzlich mit dem Ende konfrontiert. Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Aufhören gekommen? Wenn die Beziehung zum geliebten Sport erheblich beschädigt wurde? Wenn er nicht mehr denselben Wert von früher hat? Wenn man das Vertrauen in die eigenen Kräfte langsam verliert? Wenn die Mittel fehlen? Wenn einem die Welt entgleitet? Wenn man der Freundin etwas schuldig ist? Und am besten alles gleichzeitig. Ging das Kapitel im anhaltinischen Nirgendwo zu Ende? Vitus, 30. September 2025; Bilder: Peanut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| .:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Wetter: sonnig, 14ºC, leichte Brise aus Ostnordost (9 km/h) Typ: Rundstreckenrennen Länge: 46 km Im Ziel: Masters 2: 18, Masters 3: 14, Masters 4: 6, Hobby: unbekannt Masters 4 Gemeldet: 9 Am Start: 7 Im Ziel: 6 1. Jens Matzel (RFC Markkleeberg) 2. Viktor Slavik (Melsunger TG 1861) 3. Andreas Leschert (RC 07 Fulda) 4..Frank Mirbach (Radteam Seidel Luckenwalde) 5. Holger Pregel (1. RV Leipzig 1990) 6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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