DAUTPHER PFINGSTPREIS DER RSG BUCHENAU
Dautphe, 29. Mai 2023
Prolog
 
Das einzig wahre Radrennen an Pfingsten war zurück! Nach der Deutschen Meisterschaft der U23 anno 2017 und etlichen Bundesligarennen, feierte diesjahr der „Dautpher Pfingstpreis“ ein Comeback! Und zwar auf „entschärftem“ Kurs. Die Streckensetzer hatten eine gefährliche Kurve ausgespart. Zudem wurden Start und Ziel vom zentralen Platz an der Hauptstraße, an dem heute Flüchtlinge untergebracht waren, vor den schattigen Park verlegt. Strahlende Sonne, maigrüne Natur und ein Festgelände mit Bier und Kuchenbüfett sollte den achtzig Rennfahrern und zahlreichen Zaungästen einen schönen Rahmen bieten. Am Pfingstmontag ging´s rund im mittelhessischen Hinterland. Da, wo sich ansonsten Fuchs und Hase gute Nacht sagen....
.:: DIE STRECKE ::.
Der Dautpher Pfingstpreis fand auf einem Dreieckskurs im Dorfkern statt. Von der Hauptstraße ging es durch die Lindenstraße und die Gladenbacher Straße zurück in die Hauptstraße mit Start und Ziel zwischen Park und Bürgerhaus. Dabei war die Strecke mit 1100 Metern sehr kurz und schnell und besaß mit der „Dautpher Höhe“ in der Gladenbacher Straße einen nicht zu unterschätzenden Stich: In jeder Runde mußten 14 Meter Anstieg überwunden werden. Bei 35 Runden für die Mastersklassen waren das 490 Höhenmeter, bei 60 für die Amateure insgesamt 840 Höhenmeter - wie ein Berg im Mittelgebirge! Die erste Hälfte ging es runter, die zweite wieder rauf.
.:: DAS RENNEN ::.
Nach einer verheerenden Nacht mit drei Stunden Ruhe fuhr Peanut mich in der Frühe hin. Um zehn hatten wir den hundert Kilometer nördlich von Frankfurt an den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges gelegenen Schauplatz erreicht. Dautphe hatte im Zweiten Weltkrieg das gleiche Schicksal ereilt wie das heimische Dresden. Eine Wolkenlücke und amerikanische Bomberpiloten brachten kurz vor Ende des Krieges den Tod ins Tal. Nur die tausendjährige Martinskirche überlebte. Das Aussehen veränderte sich nach dem Krieg deutlich. Wo früher neben kleiner Industrie die Landwirtschaft für den Lebensunterhalt sorgte, stand heute ein regelrechter Irrgarten an Industriezusammenrottung. Arbeiten um zu leben und leben um zu arbeiten, schien der Leitsatz irgendwo im grünen Nirgendwo von Hessen zu sein.
Zwei Dutzend der Mastersklassen 3 und 4 sowie fünf Frauen hatten sich in der Kurve vorm Bürgerhaus versammelt, als der in rotem Hemd gekleidete Kommissär mit strengen Worten die Regeln zum Rennen erklärte. Kurioserweise hatten die Männer 35 Runden vor den Pneus, während die Ladys mit fünf Extraschleifen die 40 vollmachen mußten. Für mich gab es nur ein Ziel: Bei den schnellen Jüngeren mitfahren - im Hoffen, daß sich einer nach dem anderen nach hinten verabschiedet! 11 Uhr 30 hieß es: Auf die Plätze! Fertig! Bumm! Vom START weg wurde wie angestochen losgeknallt. Zudem stürzte sich die Strecke auf dem ersten halben Kilometer auf löchrigem Asphalt rasant hinab zum Fuß der Dautpher Höhe. Wer hier schon mal rumgefahren war, den richtigen Bremspunkt fand und volles Risiko ging, war im Vorteil. Ich hatte keine Gelegenheit zur Besichtigung und beim Herausbeschleunigen rutschte die Kette über die Ritzel. Im Nu war ich aus dem Windschatten und konnte die Lücke auch mit aller Kraft nicht zufahren. Zwei Runden währte der verzweifelte Kampf, bis ich fühlte, daß ich nicht mithalten kann. Damit waren alle Hoffnungen zusammengebrochen, ehe das Rennen überhaupt richtig begonnen hatte. Hinter mir hingen sechs Fahrer sowie zwei junge Frauen. Als Gruppetto sammelten wir zur Halbzeit zwei weitere Abgefallene auf, und wurden selbst von der Spitzengruppe überrundet. Den Rest rasten zwei etwa gleich große Fahrerfelder Runde um Runde um den von etlichen Bewohnern und Biertischen gesäumten Kurs. Die Ankunft der zweiten Gruppe gewann ich mit einem langen Spurt über die vierhundert Meter lange Hauptstraße, an deren Ende sich das ZIEL-Banner versteckte. So blieb die Hoffnung auf einen Podiumsplatz bei den Masters 4...
Epilog
 
Eine halbe Stunde nach Zieleinlauf lagen die per Transponder erfassten Ergebnislisten auf dem Tisch im Bürgerhaus. Nach einem vierten und zwei fünften Plätzen war ich als Vierter ein weiteres Mal in diesem Jahr knapp am Treppchen vorbeigefahren. So mußten wir erneut ruhmlos von dannen ziehen... Nach einem stundenlangen Geschlängel durch Wälder, Lichtungen und verborgene Dörfer gelangten wir nach Gießen und auf die Autobahn. Manchmal ist man ja schon froh, einen vertrauten Namen wie Gießen zu lesen. Die NADA war übrigens nicht vor Ort.
 
 
Vitus, 31. Mai 2023, Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 18ºC, leichte Brise (7 km/h) aus Nord
Zuschauer: ca. 200
Typ: Rundstreckenrennen
Länge: 39 km
 
Voranmeldungen: 79
(Amateure: 14, Masters 4: 7, Masters 3: 11, Junioren: 6, U17: 12, U15: 6, U13: 3, Jedermann: 16, Frauen: 4)
Im Ziel: 77
(Amateure: 14, Masters 4: 8, Masters 3: 13, Junioren: 5, U17: 8, U15: 4, U13: 4, Jedermann: 16, Frauen: 5)
 
Masters 4
Am Start:
8
Im Ziel: 8
1. Ralf Weber (RSC Niddatal 1988)
2. Dieter Vorbeck (RC Adler Köln 1921)
3. Rüdiger Conrad (Harburger RG)
4. Mario Voland (Dresdner SC 1898)
5. Ralf Hedtmann (RRG Osnabrück)
6. Willi Spiesz (RSV Ellmendingen)
 
Ergebnisse

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