2. GROßER PREIS DER STADT MÜGELN
4. August 2019
Prolog
 
Nach der Premiere vor einem Jahr stieg am ersten Sonntag im August im nordsächsischen Mügeln die Neuauflage des Radkriteriums um den Großen Preis der Stadt. Veranstalter war der ehemalige Sprintexperte von Team Milram und Gerolsteiner und jetzige Präsident des RFC Markkleeberg „Frösi“ Förster vereint mit der Stadt Mügeln. Einerseits war das Kriterium Teil des Robert-Förster-Cups. Andererseits für die Masters und Amateure sowas wie eins der traditionellen Kirmesrennen vorm Altstadtfest Ende August. Zwei Tage vorm Peng erschien die Startliste. Jene enthielt nur 27 Namen, doch die waren die Crème de la Crème von Sachsen und Mitteldeutschland, darunter Robert Förster, dreimaliger Etappensieger beim Giro d'Italia. Alle Mastersklassen von 2 bis 4 starteten in einem Rennen und wurden auch zusammen gewertet. Für mich ein weiteres Mal der Fluch der frühen Geburt. Ich war krasser Außenseiter...
.:: DIE STRECKE ::.
Der Grand Prix von Mügeln bestand aus einem typischen Innenstadtkurs mit einem Mix aus Asphalt und Pflaster und ohne großen Anstieg. Vom Markt ging es über die Dr.-Friedrichs-Straße, die Döbelner, Blumen-, Breitscheid-, Garten-, Friedhofstraße und Thälmann-Straße zurück zum Markt. Die Masters fuhren die 1,3-Kilometer-Runde 21 mal, also über insgesamt 27,3 Kilometer mit 180 Meter Gesamtanstieg. Alle drei Runden wurde eine Wertung mit 5, 3, 2 und 1 Punkt ausgesprintet. Für klassische Straßenfahrer sind Kriterien mit ihren vielen Kurven schon sehr technisch und anspruchsvoll. Wer die richtigen Bremspunkte findet und volles Risiko geht, ist im Vorteil. Ich war noch nie Freund von solchen Rennen und immer heilfroh, nicht zu stürzen. Denn wenn es knallt, sind die Folgen oft schlimm.
.:: DAS RENNEN ::.
Der heutige Ausflug des Dresdner SC ins siebzig Kilometer entfernte Mügeln ging im eher intimen Rahmen vonstatten. Die Hinfahrt bestritt Chef „Decko“ mit sechs Sportlern: Benedix, Hartmann, Miersch, Springer, Uhl und Voland. Auf dem Heimweg saßen nur zwei im Bus, die anderen nahmen ihn als Training (wobei Decko wegen eines wetterbedingten Schwächeanfalls auf dem Hinweg Hartmann ans Steuer ließ). Nach einer Stunde über die Autobahn traf unser Trüppchen um elf im Döllnitztal ein. Circa-Zeit für den Start der Masters war zwölf Uhr. Nach den fünf Rennen des Nachwuchses sollten wir ran, ehe final die Amateure und Elite-Amateure dreißig Runden drehten. Damit blieb Zeit zum Warmfahren. „Werden die Kommissäre die Startnummern korrekt erfassen?“, „Werde ich bei Überrundung aus dem Rennen genommen?“, „Nach wievielen Überrundungen ist Sense?“: Das waren die Fragen, die mich im Vorfeld quälten. Und dann kam es ganz anders...
Nach zwei Einführungsrunden gab Rennleiter Lohr um 12.35 Uhr mit halbstündiger Verspätung den START frei. Nach einem Dreihundert-Meter-Spurt über die Innenstadtmagistrale Dr.-Friedrichs-Straße folgte der einzige Hügel: vorbei an der ehemaligen Malkasten-Fabrik VEB Varia Mügeln hinauf in eine Siedlung. Der als „Welle“ verharmloste, mit Schlaglöchern und Rissen gespickte Anstieg mit der anschließenden, im Gegenwind liegenden, leicht ansteigenden Blumenstraße, riß das Feld schon früh auseinander. Nach drei Runden war die dreißigköpfige Meute in kleine Gruppen aufgesprengt. Ich selber hatte in einem Mix aus Atemnot, Angst vorm Sturz und einer Überdosis Adrenalin eine Blockade in den Beinen, hielt mich aber in einem Sextett mit Miersch und Uhl. Nach drei Runden kam uns Springer von vorn entgegen - Aufgabe mit Kreislaufproblem; ihm war schwarz vor Augen geworden. In der achten Umrundung fiel Miersch zurück. Doch mit Uhl blieb ich bis zum Schluß zusammen. Daran änderte auch ein Verfahrer meinerseits nichts: Dummerweise war ich an der Spitze liegend hinunter zur Zielgerade falsch abgebogen. Die vielen begeisterten Zuschauer übertrugen sich auch auf die Akteure. So spornte mich Decko, der sich im Laufe des Tages wieder gefangen hatte, bei jeder Durchfahrt auf dem Markt an. Final kreuzte ich nach einundzwanzig Runden als 24. direkt vor Uhl ins ZIEL.Der 41jährige Ex-Profi Robert Förster wurde Vierter. Schnellster vom DSC 1898 war Rheingans als Achtzehnter.
Fahrer des DSC 1898
v.o.n.u.:
Rheingans (l.) und Springer (r.)
Uhl (l.)
Miersch (r.)
Finale
 
Der Kampf der Amateure wurde getrübt durch zwei Defekte unseres einzigen Elite-Amateurs, Hartmann. Erst hatte sich sein Hinterrad verschoben, und fünf Runden vor Ultimo war der Schaltzug am Griff gerissen (jemand vom lokalen Radladen fädelte einen neuen ein). Dank der Sprintwertungen und einer Runde Vergütung wegen Defekt landete Uwe mit einer Runde Rückstand auf dem neunten Platz. Schlimmer erwischte es unseren Härtel. Der junge Schlaks stürzte in seiner alten Heimat in der letzten Kurve, und mußte mit Schürfwunden und einem gehörigen Schreck ins Krankenhaus. Das eigene Ergebnis sorgte nicht gerade für Freude bei mir, aber heute wollte ich das Leben genießen. Derweil sich die Kameraden entgegen ihrer Gewohnheit nach dem Rennen an Brause labten, spülte ich den Staub der Straße mit Bier vom Faß runter. Damit war die Heimfahrt mit der Gruppe nach Dresden passé, aber irgendwie war ich auch im Reinen mit mir. Ich hatte weitere Rennpraxis gesammelt, nur eine Runde geschluckt, und war als Zweiter vom DSC - hinter Rheingans - im Ziel. Decko chauffierte Benedix und mich im Bus heim nach Dresden.
 
 
Vitus, 7. August 2019; Bilder: A.Kaminski
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: leicht bewölkt, Höchstwerte 24 bis 31ºC, schwacher bis mäßiger Wind aus Nordwest
Typ: Kriterium
Länge: 27,3 km
 
Am Start: 131
Elite-Amateure: 17, Masters 2, 3, 4: 31 (M: 29 / W: 2), Jedermann: 16, Schüler U15: 29 (M: 22, W: 7), U13: 30 (M: 25 / W: 5), U 11: 8 (M: 6 / W: 2)
Im Ziel: 128
Elite-Amateure: 16, Masters 2, 3, 4: 30 (M: 28 / W: 2), Jedermann: 16, Schüler U15: 29 (M: 22, W: 7), U13: 29 (M: 24 / W: 5), U 11: 8 (M: 6 / W: 2)
 
Masters 2, 3, 4
Am Start:
31
Im Ziel: 30
1. Marek Bosniatzki (RSG Muldental Grimma)
2. Danny Götze (RSC Nordsachsen)
3. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma)
4. Robert Förster (RFC Markkleeberg)
5. Jens Matzel (RFC Markkleeberg)
6. Harry Kühnelt (RFC Markkleeberg)
24. Vitus (Dresdner SC 1898)
 
Ergebnisse
RFC Markkleeberg