SAINT VITUS! Wie viel Zauber und Aura liegen in diesem Namen. Und wie wunderbar ist es, daß die Geschichte der Doom-Legende über Jahrzehnte immer wieder endete und neu begann. Alles, um sie über Generationen zu bewahren... Niemals hätte ich geglaubt, jemals über Doom oder die Unberührbaren zu schreiben. Doom war verfemt; alles Faible galt dem Speed, Thrash und Death Metal. Die erste Berührung mit Saint Vitus hatte ich Ende der Achtziger durch MTVs „Headbanger´s Ball“ (presented by Vanessa Warwick - erinnert sich jemand daran?). Aber erst als sich Metallica zur Karrikatur verzerrten und andere Titanen zum Mammon krochen, erst als ich selbst im reifen Metalalter war, erkannte ich die Kraft und Tiefe des Doom... und war ganz besonders von einer Gruppe fasziniert: einer aus meiner Generation, die mit ihrem unverkennbaren Stil und ihrem Gespür für Spannung und Dramatik die populärste Doom-Gruppe der Welt wurde - der mit dem sagenumrankten gebrochenen ´V`!
 
Für Dave, Mark, Armando, Scott, Wino & Chritus
GESCHICHTE ¤ MITGLIEDER ¤ WERKE & TEXTE ¤ LIVE ¤ FILME
 
.:: DIE GESCHICHTE ::.
Kalifornien, 1978: Die mystische Geschichte von Saint Vitus begann, als sich die Gitarristen Dave Chandler und Mark Adams mit Trommler Armando Acosta zusammenfanden. Mit einem ersten Bassisten und Sänger firmierten die langhaarigen Black-Sabbath-Anfleher unter dem Namen Tyrant. Adams wechselte an den Bass, und mit einem zweiten Vokalisten bestritt man erste Auftritte in Los Angeles. Nachdem vorübergehend Chandler den Gesang übernahm, fand sich in Scott Reagers (einem Fan) der erste passende Sänger. Damit war die Gruppe komplett und der weitgehend unbeachtete Doom Metal zum Leben erweckt. Wegen Verwechslungsgefahr benannten sich Tyrant 1981 in das Black-Sabbath-Lied „Saint Vitus Dance“ um. Vitus war ein Junge aus dem Mittelalter, der - weil er Gott mehr liebte als seinen Kaiser - gemartert und getötet wurde. Weil man seinen Körper heftig zucken sah, wurde nach ihm die epileptische Krankheit „Veitstanz“ benannt. Saint Vitus´ Musik ist ein Abbild des „Saint Vitus Dance“: Sie ist voller Pein und schwarz wie Teer. Es geht um Kriege, Drogen und die Abgründe des Menschen, aber auch um Glaube und Liebe. Alles zusammen wird ohne große Worte, dafür mit umso mehr Eindringlichkeit zelebriert. Schon mit den ersten Klängen packen Saint Vitus, und nach ein paar Riffs ist man ganz in ihrem Bann!
 
Nach einigen Konzertnächten 1982 mit Overkill kamen Saint Vitus an einen Plattendeal mit SST Records. Hier erschufen Vitus in rascher Abfolge als Gegengewicht zum Hardcore drei Metalkolosse wie sie die Welt noch nicht erlebt hatte - jeder urelementar und dunkel grollend wie ein Vulkan: 1984 das rohe, unverfälschte Langeisen 'Saint Vitus'; und 1985 das düstere Minialbum 'The Walking Dead' sowie das metallisch brausende zweite Album 'Hallow´s Victim'. Während der anschließenden US-Tour stieg Reagers unter Tränen mit Heimweh aus. Mit Scott „Wino“ Weinrich formierte sich die Gruppe 1986 neu. Wino war nicht nur ein gottbegnadeter Sänger, sondern auch ein starker, zweiter Gitarrist. Winos kräftiges, klares Timbre veredelte den ursprünglich mit Reagers entstandenen Klassiker 'Born Too Late' (1986) und die 'Thirsty And Miserable'-EP (1987), dazu forcierte sein rauher Sechssaiter 'Mournful Cries' (1988) und das manisch schwarze fünfte Ungetüm 'V' (1989) die Instrumentenfront. 'V' wurde zum größten Doom-Metal-Album der Geschichte. Es konnte nur von Saint Vitus übertroffen werden. Winos schamanengleiche Erscheinung, Daves pulsierende Wah-Wah-Gitarre, Marks malmende Bässe und Armandos dröhnende Trommeln machten Saint Vitus zur Ikone des Doom. Niemand besaß die dunkle Leuchtkraft, keiner die Magie von Vitus. Jeder Ton war pures Doom-Gold, jedes Lied ein Heiligtum für die Ewigkeit. In jedem Moment waren die Wärme und das Herzblut spürbar, mit denen Vitus diese Alben schufen. Doch als sie 1988 mit dem Sammelsurium 'Heavier Than Thou' das Kapitel SST schlossen, waren sie nicht viel mehr als lokale Größen. Während sich in Europa ein fast schon religiöser Kult bildete. Vitus gingen zur Berliner Doomschmiede Hellhound, und brachen zu ausgiebigen Feldzügen über Europa auf, darunter mit Agnostic Front und Count Raven. Zeugnis intensiver, chaotischer und zerstörerischer Nächte ist der 'Live'-Mitschnitt von 1989. Ganz gleich was Chandler und Konsorten taten - ein paar Gesten, schlichte Töne - die Anhängerschar betete sie an. Nur der große Durchbruch gelang nicht. Nach einer Tour mit Obsessed verließ Wino 1991 den Bund und ging zurück nach Maryland zu seiner Jugendliebe The Obsessed, die er für Vitus verlassen hatte. Messiah Marcolin von Candlemass sollte ihn beerben. Nach dessen Absage rekrutierten Vitus jedoch den Schweden Christian „Lord Chritus“ Linderson, der dafür seine Aufnahme zu Count Ravens 'Destruction Of The Void' abbrach. Die Liaison scheiterte. Chritus verkörperte das hohe, ekstatische Leiden des „Prince of Darkness“, mußte bei Vitus aber anders singen. So blieb das endzeitliche 'C.O.D.' (1992) ein Mißverständnis - nicht zuletzt durch seine flache Produktion. Danach wurde es still um Saint Vitus.
 
1994 flackerte wieder Leben auf. Mit der Rückkehr von Reagers stellten sich Vitus noch mal in der Urbesetzung auf. Doch auch dieser Versuch zerfiel bald schon wieder zu Asche. Das verfluchte siebente Studioalbum, 'Die Healing', triefte nur so vor elegischer Pracht. Es sollte zum doomigsten Werk überhaupt - aber auch zum finanziellen Fiasko und für lange Zeit finalen Zeichen werden. Nach der Europatour mit Revelation und inneren Zerwürfnissen löste man sich 1996 auf.
 
Nach langem Untertauchen wurde Chandler 2001 durch Ron Holzner (Trouble) reaktiviert. Deren Stoner-Punk-Unternehmen hieß Debris Inc. 2008 waren Debris Geschichte... - Wino, der sein ganzes Leben dem Doom vermacht hat, gründete auf den Untergang von The Obsessed (1995) Shine, aus denen später Spirit Caravan wurden. Auf deren drogenbedingten Zusammenbruch folgten Episoden mit Place Of Skulls und The Hidden Hand. Ab 2008 war er mit seinem Soloprojekt Wino unterwegs, der Bassist setzte sich den Goldenen Schuß... - Lord Chritus sang von 1998 bis 2002 bei den Heavyrockern Terra Firma. Nach deren Scheitern hauste er einsam in einer Hütte im Wald vor Stockholm, ehe er 2008 zusammen mit Peter Vicar (Ex-Reverend Bizarre) unter Lord Vicar wieder auftauchte... - 2010 trauerten Saint Vitus um Armando. Der Trommler, dessen Markenzeichen eine schwarze Lederhaube und ein dicker Schnauzer waren, starb am 25. November 2010 im Alter von 58 Jahren an einem Hirntumor. Hilfe von außen hatte „Mondo“ abgelehnt.
 
Aber Saint Vitus atmeten noch! Nach der Reunion 2003 extra für das große Festival „With Full Force“, wagte Chandler 2009 mit dem Trommler Henry Vasquez einen Neubeginn. Siebzehn Jahre nach dem letzten Album erschien 2012 neues Material. Season of Mist war der Verleger des Albums Nummer acht. 'Lillie: F-65' sein änigmatischer Titel, und die Achtzigerjahre sowie 'Children of Doom' die Eingebungen. Mit neuem Trommler klangen Vitus wie eine andere Gruppe. Im Winter 2012 entstaubten sie unter dem Namen 'Marbles In The Moshpit' das Konzert in Ontario 1984, und pressten es mit dem lauten Metalstil von damals in Vinyl. Es schien, als sei die Zeit stehen geblieben. Aber die alten Tage waren nicht zu erreichen. Am Ende der Europatour 2015 wurde Wino in Norwegen mit Drogen erwischt und von Europa verdammt. Reagers ersetzte ihn unerwartet. Im Folgejahr ging mit Mark Adams das letzte Gründungsmitglied neben Chandler wegen Schüttellähmung. Seine Stelle nahm Pat Bruders (Ex-Down/Crowbar) ein. Nach den Mißerfolgen mit den Live-Alben 'Live Vol. 2' und 'Let The End Begin...' (beide 2016), waren Vitus anno 2019 mit 'Saint Vitus' am Tiefpunkt angelangt: Das neunte Album war kein Doom mehr.
 
Am 23. Mai 2023 verabschiedet sich der Co-Gründer, Bassist und die gute Seele von Saint Vitus ins Himmelreich, die „beste Person“, die Dave jemals traf: Mark Adams. Mach´s gut, schöne Vergangenheit! Auf Wiedersehen! Gott schütze Saint Vitus!
 
.:: DIE MITGLIEDER ::.
  Armando Acosta † dr, 1979-2009
   Mark Adams † bs, 1979-2016
   Pat Bruders bs, ab 2016
   Dave Chandler gt, ab 1979
   Christian Linderson vc, 1991/92
   Scott Reagers vc, 79-85, 95, ab 2015
   Henry Vasquez dr, ab 2009
   Scott Weinrich vc/gt, 1986-91, 03-15
 
.:: DIE WERKE ::.
Klick aufs Plattencover zeigt die TEXTE an
Saint Vitus (SST, 1984)
Saint Vitus (4:49)
White Magic / Black Magic (5:27)
Zombie Hunger (7:21)
The Psychopath (9:26)
Burial At Sea (8:38)
The Walking Dead E.P. (SST, 1985)
Darkness (3:27)
White Stallions (5:22)
The Walking Dead (11:46)
Hallow´s Victim (SST, 1985)
War Is Our Destiny (4:14)
White Stallions (5:26)
Mystic Lady (7:44)
Hallow´s Victim (2:51)
The Sadist (4:00)
Just Friends (Empty Love) (5:45)
Prayer For The (M)asses (5:33)
Born Too Late (SST, 1986)
Born Too Late (6:57)
Clear Windowpane (3:19)
Dying Inside (7:26)
H.A.A.G. (Hell Ain´t A Game) (5:04)
The Lost Feeling (5:24)
The War Starter (6:45)
Thirsty And Miserable E.P. (SST, 1987)
The End Of The End (5:49)
Look Behind You (3:21)
Thirsty And Miserable (3:54)
Mournful Cries (SST, 1988)
The Creeps (2:47)
Dragon Time (7:24)
Shooting Gallery (6:44)
Bitter Truth (4:12)
The Troll (6:54)
Looking Glass (4:49)
Heavier Than Thou Comp. (SST, 1988)
Clear Windowpane (3:14) ... Born Too Late (6:52) ... Look Behind You (3:18) ... Thirsty And Miserable (3:51) ... Dying Inside (7:23) ... The Lost Feeling (5:22) ... H.A.A.G. (5:02) ... Shooting Gallery (6:44) ... Bitter Truth (4:12) ... Dragon Time (7:33) ... War Is Our Destiny (4:10) ... White Stallions (5:26) ... White Magic/Black Magic (5:26) ... Saint Vitus (4:47)
V (Hellhound, 1989)
Living Backwards (2:30)
I Bleed Black (5:10)
When Emotion Dies (2:00)
Patra (Petra) (7:28)
Ice Monkey (4:02)
Jack Frost (7:12)
Angry Man (4:23)
Mind-Food (3:07)
Live (Hellhound, 1989)
Living Backwards / Born Too Late (9:39) ... The War Starter (7:30) ... Mind-Food (3:15) ... Looking Glass (4:50) ... White Stallions (5:40) ... Look Behind You (4:37) ... Dying Inside (8:59) ... War Is Our Destiny (4:10) ... Mystic Lady / Clear Windowpane (17:06)
C.O.D. (Hellhound, 1992)
Intro (1:47)
Children Of Doom (6:07)
Planet Of Judgement (7:39)
Shadow Of A Skeleton (5:55)
(I Am) The Screaming Banshee (3:48)
Plague Of Man (8:01)
Imagination Man (4:25)
Fear (4:48)
Get Away (7:23)
Bela (5:58)
A Timeless Tale (2:17)
Hallow´s Victim (Exhumed) (4:03)
Die Healing (Hellhound, 1995)
Dark World (4:55)
One Mind (4:32)
Let The End Begin (7:36)
Trail Of Pestilence (5:10)
Sloth (8:11)
Return Of The Zombie (6:41)
In The Asylum (8:10)
Just Another Notch (4:30)
Lillie: F-65 (Season of Mist, 2012)
Let Them Fall (4:01)
The Bleeding Ground (6:20)
Vertigo (2:43)
Blessed Night (4:08)
The Waste of Time (5:51)
Dependence (7:53)
Withdrawal (3:33)
Sain Vitus (Season of Mist, 2019)
Remains (6:23)
A Prelude to… (3:20)
Bloodshed (3:01)
12 Years In The Tomb (5:24)
Wormhole (5:22)
Hour Glass (5:23)
City Park (4:01)
Last Breath (6:38)
Useless (1:32)
 
.:: UNITED EIN TIME ::.
Beim With-Full-Force-Festival 2003, im Sommer ihres Lebens, spielten Saint Vitus erstmals seit zwölf Jahren wieder in der klassischen - und für viele der wahren Besetzung - mit Wino, Dave, Mark und Armando zusammen. Wie sie sagten: nur für dieses eine Mal. Auslöser war Chandlers Auftritt in Wacken 2002, wo er mit Debris Inc. „Born too Late“ gespielt und gefühlt hatte, daß die Faszination um Saint Vitus ungebrochen war... Am 1. Juli 2003 fanden sich Vitus im „Double Door“ Chicago zu einem Warm-up-Gig zusammen. Und vier Tage später kamen sie nach Sachsen zur einmaligen Auferstehung auf dem Fliegerhorst Löbnitz. Sturm und Regen hatten Doomflair geschaffen. Weder die anstrengende Reise noch die absurden Situationen im Festivalgelände konnten uns aufhalten. In der fünften Stunde betrat ich mit meinem Mädel die durchtränkte Plane vor der gigantischen Hauptbühne. Ein Pressepaß von Bogo Ritter ebnete mir den Weg ins Sperrgebiet - die Totgeglaubten über mir und eine Division Metalheads im Rücken. Der Himmel über Sachsen schloß seine Schleusen.
Um 17.33 Uhr warnte Dave Chandler - mit gespreizten Armen und Händen das ´V` formend -: „Hey man! Beware of what you wish for!“ Darauf rollte stoischer Trommelwirbel über die Grasebene, darüber ein Riff wie ein feuerspeiender Drache: „Clear Windowpane“... Wino erschien. Wie Dave: in die Jahre gekommen, aber mit arschlangen Haaren. Der Wino erhob seine Stimme und sang durchdringend bis auf die Knochen: „I see colours everywhere / I have things living in my hair...“ Über zehn Jahre hatten wir gewartet, und hier standen sie vor uns! Sie waren wunderschön, wie ferne Götter! Alles in mir spielte verrückt. Allein beim Niedertippen dieser Zeilen steigen mir Tränen in die Augen. Wino machte seine erste und einzige Ansage - vier Worte: „Hallo Duitschland! Wie geht´s?“ Dies beschrieb wohl ungefähr den Grad seiner Lebensfreude. Schocker Nummer zwei tönte von oben herab: „Dying Inside“. Wino litt sich noch mal durch seine eigene Hölle: „I can´t control my addiction / I´ve tried time and time again /. I´m losing all my friends and lovers / Alcohol knows it´s gonna win.“ Gott labte sich an Gänsewein und alle litten mit. Aus Respekt vor Scott Reagers widmete Dave das Nächste den „people in the old Vitus-shirts“, und Wino entstaubte es mit animalisch-wildem Blick: „White Magic/Black Magic“, mit seinen weißmagisch-schwarzmagischen Linien „I believe in miracles / I don´t believe in sin / I believe in wizardry / I don´t believe in trends.“ Die erste Walze vom Überwerk 'V' rollte über Roitzschjora: „Living Backwards“. Wieder zelebrierte Wino jede Silbe bewußt langsam und umso intensiver. „Dreams were made for mortals / None were left for me / So I´m living backwards / The past is all I see.“ Die Reporter mußten den Graben verlassen. Ich schob mich durch die vordersten Reihen, sah Leute ekstatisch tanzen, viele wirkten paralysiert, manche haben sogar geweint. Ein Trauma schwarz wie Teer strich über uns: „I Bleed Black“. Seine Zeilen: „Open my veins / I do it every day / I live in a dark world / Where death is just an L.A. game.“ Vor zehn Jahren lief schwarzes Blut durch Winos Adern. Er war dem Tod näher als dem Leben. Heute durften wir ihn anbeten. Die adrenalinbeladenen Rösser „White Stallions“ galoppierten. Sogar der stille Mark doomte nun wild übers Podium, der lederbehelmte Acosta wuchtete wilde Hufschläge auf die Snares und Dave glitt unter fakirgleichen Verbiegungen mit den Zähnen über seine Geliebte. Der raserische Ritt endete als dreizehnminütige Fuzzlawine. Dave grummelte kurz „No drums and bass!“, doch der Groll war schnell verflogen. Denn Vitus hatten noch eins: „Born too Late“! Der Rest ist nicht in Worte zu fassen. Wino zelebrierte mit pfeilerrammender Intensität, was viele denken, schlichte Zeilen, jede eine Anhimmelung der Unangepassten: „Every time I´m on the street / People laugh and point at me / They talk about my length of hair / And the out of datet clothes I wear / They say I look like the living dead / They say I can´t have much in my head.“, und schloß mit ungeheurer Emotion: „I was born too late / And I´ll never be like you!“ Und dann schrien es Dave und Wino zusammen wie ein Flammenwerfer: „I´ll never be like you!!!“ Diese Momente werden nie in Vergessenheit geraten! Zeiten ändern sich, mit ihnen die Menschen. Vitus nie! Saint Vitus sind Relikte einer untergegangenen Zeit, die noch wahre Genies hervorbrachte! Dave kreuzte mit Mark die Gitarren und bat - einen Kuß in die Menge werfend - „Save me a beer!“
 
Das geschah am 5. Juli 2003, um 18.17 Uhr tief in Sachsen. Ich sah in die Augen meines Doomgefährten Kalle. Der alte Mann hatte die ganze Zeit hemmungslos geweint. Peanut unterdes hatte den genialen Wahnsinn unter einem Regenschirm leise mitgesungen. Ich stapfte vor der leeren Kanzel auf und ab... Es war vorbei, Saint Vitus Geschichte. Wir hatten ins selbe Licht gesehen. Es wäre ein schöner Tag zum Sterben gewesen.
Um sieben gewährten die Unberührbaren eine heimliche Audienz. Sie saßen da und sahen aus wie Achtziger-Metal-Stars. Lange Haare, Bärte und Tätowierungen, wie Rocker eigentlich. Ich durfte ihnen in die Augen blicken, und dem stillen Wino und dem exzentrischen Dave die Hand reichen. Mit innerem Zittern und rasendem Herz. Ich machte von Peanut und Wino ein Bild, Armando grinste glücklich, Mark erteilte mir mit „God bless you!“ den spirituellen Segen, und Wino signierte meine Haut. Daraus sollte eine Tätowierung werden...
 
Ich habe Saint Vitus später ein paar Mal wiedergesehen. Sie waren immer einzigartige Charaktere. Chandler war stets ein seltsamer Typ. Nett, aber seltsam. Er trug immer Stirnband, verwaschene Klamotten, oft ein Shirt von einem Horrorfilm, und sah aus wie ein heiliger Pilger, der das Alleinsein suchte. Mit Wino ergaben sich zwei Begegnungen jenseits der Bühne. 2014 tranken wir in Rotterdam allein aus einer Whiskey-Gallone. Wino war eine verlorene Seele. Ich habe ihm niemals gesagt, daß er die Ikone des Dooms ist, aber das weiß er. Auch Mark Adams sah ich letztmals bei den Dutch Doom Days 2014 - als gebrechlichen Langhaarigen, der bereits unter einer Krankheit litt. Armando kontaktierte mich kurz vor seinem Tod via Myspace und erzählte mir von seiner damaligen Band Dirty Red und was er mit Saint Vitus erlebte. Unterhaltungen hatte ich auch mit den „Neuen“, allen voran Henry Vasquez. Scott Reagers sah ich erst als alten Mann nach dessen Rückkehr 2017. Die meisten Begegnungen gab es mit dem stillen Lord Chritus, die erste 2001 mit Terra Firma.

 
 
Heiliger Vitus, 7. Juli 2003 ff
 
.:: FILME ::.
  White Magic / Black Magic ... Musikvideo 1984
   Saint Vitus ... USA-Palm City, The Palm Springs Community Center, 16. Mai 1986
   White Stallions ... USA-Palm City, The Palm Springs Community Center, 16. Mai 1986
   Zombie Hunger ... USA-Palm City, The Palm Springs Community Center, 16. Mai 1986
   Clear Windowpane ... USA-Palm City, The Palm Springs Community Center, 16. Mai 1986
   Prayer for the (M)asses ... USA-Palm City, The Palm Springs Community Center, 16. Mai 1986
   I Bleed Black ... Musikvideo 1989
   Ice Monkey ... Musikvideo 1989
   Fear ... Musikvideo 1992
   One Mind ... Musikvideo 1995
Stand: 25. Mai MMXXIII