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SAVAGE MASTER, SANHEDRIN D-Frankfurt am Main, Nachtleben - 3. Juni 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach geschlagenen acht Jahren kam es für mich zu einem spontanen Wiedersehen mit dem Szeneklub „Nachtleben“. Triebfeder waren die okkulten US-Metaller Sanhedrin. Auf meinem Weg in Frankfurts Innenstadt begegnete ich nicht nur wilden Gesellen aus aller Herren Länder, sondern empfing auch noch doppelt schlechte Kunde vom Lokführer meiner S-Bahn: Erst blieb diese wegen eines defekten Zuges im Bahnhof Ginnheim liegen. Und dann hatte am Bahnhof Galluswarte ein Mann einem anderen mit einer Gaspistole ins Gesicht geschossen. Mit einer halben Stunde Verspätung traf die Linie 6 schließlich im Tunnel der Konstablerwache ein. Immerhin war die Fahrt mit den 28 Euro für die Karte vergolten. Rund achtzig Besucher füllten den Nachtlebenkeller zu einem lockeren Drittel auf. Rein räumlich und an seiner dunkel-puffrigen Optik hatte sich dort nach all den Jahren überhaupt nichts verändert. Unter den wenigen Bekannten waren Marcus und Micha vom ruhenden Rockstage-Riot-Rheinmain-Fanzine, sowie der musikverrückte Big Simonski (Time for Metal) und dessen Begleiter und erklärte Ronnie-James-Dio-Fan Udo aus dem fernen Koblenzer Raum. Mit Letzterem verband mich der Besuch bei Metallica, Dio und Bonham in der Dortmunder Westfalenhalle 1990. Die Karte kostete damals 45 Mark... Mit den heutigen US-Metal-Gruppen sollte diese Nacht zu einer kleinen Zeitreise werden. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Verblüffung und der Verdruß waren vorerst groß: SANHEDRIN standen schon seit einer halben Stunde auf der Bühne. Hatte im Vorfeld nicht mitbekommen, daß sich der Ablauf geändert hat, und Sanhedrin - bestehend aus Sängerin und Bassistin Erica Stoltz, Gitarrist und Co-Vokalist Jeremy Sosville sowie Schlagzeuger Nathan Honor - in Frankfurt vor Savage Master auftreten. Spätestens bei dem Lied „Heat Lightning“ war klar, daß der Dreibund aus New York City die Tourparole DANGEROUS LIGHTNING absolut wörtlich nahm, und in erster Linie auf schnellen, harten Stoff setzte, und seine gedrosselten, geradezu doomigen Momente mied. Dabei bildeten der nerdige Stirnbandträger Sosville und Drummer Honor eher noch den ruhenden Pol. Die Blicke auf sich zog unterdes die umwerfende Frontlady Stoltz, die mit ihrem sehnsuchtsvoll-dunklen wie durchdringend-harten Timbre bestach, und mit furioser Manier an Suzi Quatro und Joan Jett erinnerte. Alle drei hatten lange Haare, trugen knallenge schwarze Jeans und Westen, sowie die Herzen am rechten Fleck. Ruhiges violettes Licht und bester Klang taten das Ihre. Über den verpassten Beginn habe ich mich riesig geärgert. Sanhedrin waren völlig ohne Mätzchen inszeniert und echt bis auf die Knochen gespielt. Das letzte Lied, „Riding on the Dawn“, widmeten sie speziell Savage Master, mit denen sie so manches dunkle Ritual teilten. Final stand eine Stunde okkult aufgeladener Heavy Metal mit gehöriger Sogwirkung und absolutem Ohrwurm-Potenzial. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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„Sex sells“ galt auch für die von Stacey Peak alias Stacey Savage gefronteten SAVAGE MASTER. Wenn vier subtil vermummte Kreaturen auf eine kreischende Domina treffen, geht es richtig rund. So auch beim Quintett aus Louisville, Kentucky, USA. Dabei begann alles mit einem sonor an- und abschwellenden Intro, welches eher an die zeitlupenhaften Drone-Doomer Sunn (((O))) denken ließ. Bis halb zehn der Sturm losbrach. Savage Master entfesselten ein Szenario der Achtziger-Jahre mit all ihren Posierereien und erquickten die Devoties mit einer ledernen Peitsche und Sadomaso-Masken - waren aber mehr als Lust, Marter und wilde Spiele. Ihr Auftritt erzählte vom Rausch des Heavy Metal, von einer Ära, großen Träumen und vielleicht auch Desillusionierung. Leider nahmen sie mich nicht ganz mit auf ihre nostalgische Reise. Vielleicht weil die verruchte Optik etwas Mummenschanziges atmete, und die Bühne mit einem an Iron Maidens „Eddie“ erinnernden Gehörnten als Sechstem im Bunde final aus allen Nähten platzte. Oder weil der Sturm und Drang der Achtziger schlichtweg so weit zurückliegt, und der Heavy Metal mit der Verramschung durch die Industrie Anfang der Neunziger endete. Für mich waren Savage Master nicht viel mehr als eine nette Geschichte. Für Glaubwürdigkeit bürgte indes die männliche Eskorte bestehend aus den vermummten Saitenmännern Neal, Fried und Myers, sowie Trommler Littlejohn, die allesamt seit über einem Jahrzehnt durch zig Gruppen gingen. Im Abspann lief Iron Maiden aus den Speakern...... Oben beim letzten Schluck im Licht der Bar kreuzten sich die Blicke mit einem Schankweib, das ich gefühlt vor zwanzig Jahren letztmals sah. Sie grübelte lange - und verschwand letztlich hinter den Kulissen. Heiliger Vitus, 6. Juni 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: ABSPIELLISTEN ::. SANHEDRIN (20.00-20.58) 1. Blind Wolf 2. Let's Spill Some Blood 3. Correction 4. Lost at Sea 5. The Fight of Your Life 6. Above the Law 7. Heat Lightning 8. Scythian Women 9. The Getaway 10. Die Trying 11. Riding on the Dawn SAVAGE MASTER (21.30-22.30) 1. Hunt at Night 2. With Whips and Chains 3. Child of the Witch 4. The Hangman's Tree 5. Warriors Call 6. Myth, Magic & Steel 7. Never Ending Fire 8. Crystal Gazer 9. Devil Rock 10. Spirit of Death 11. The Ripper in Black 12. Black Rider 13. Ready to Sin | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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