SPACEDELIC ODYSSEY XXV
 
UP TO THE SKY, LUMAT, NAZCA SPACE FOX
D-Hofheim am Taunus, Jazzkeller - 14. April 2018
Für die 25. Folge der SPACEDELIC ODYSSEY waren in puncto An- und Abreise Nerven wie Stahlseile vonnöten. Denn wegen einer Baustelle mußten Zugreisende aus Frankfurt von der S- auf die Regionalbahn ausweichen - welche nur im Stundentakt rollte. Damit traf der Gast entweder zu spät zum Konzert ein, oder er mußte nach Einlaß ewig lange sinnlos rumstehen. Frau Peanut und ich hatten es riskiert, schlugen eine halbe Stunde nach Veranstaltungsbeginn im „Jazzkeller“ ein - und hatten alles richtig gemacht: Auf die Minute genau mit unserem Erscheinen legten Nazca Space Fox mit „Weltraumorgel“ und halbstündiger Verspätung los... Überdies hatte uns ein Besucher des Regionalligaspiels Kickers Offenbach gegen Waldhof Mannheim (0:1) auf dem Frankfurter Hauptbahnhof seine beiden Eintrittskarten mit RMV-Kombiticket verschachert. Damit kamen wir für läppische vier Euro nach Hofheim am Taunus und zurück. - Die heutige Space-Mission folgte dem Modell ihres Vorgängers: Auf Spacerock folgte Experimentelles und am Ende Postmetal. Mit einem Unterschied: Heute wurde nicht eine einzige Silbe gesungen! Und - was wir befürchteten -: Der Abend im April erreichte nicht das Niveau der Märzausgabe. Auch das Publikum gab sich - mal abgesehen von einem Wanderer in kurzer Hose - eher „normal“. Mit 63 Zahlenden (Eintritt: neun Euro) kam einer weniger als vor vier Wochen. Unsere Zufallsbekanntschaft Küm Mi aus Mainz war auch wieder da.
Das kleine Jubiläum startete explosiv, hielt sein angeschlagenes Tempo und etablierte ein Dreigestirn, das mit Frische und starkem Enthusiasmus eine Stunde lang durch die spacige Variante des Festivals navigierte. Mit ihrem dritten Auftritt waren die vor den Toren Frankfurts lebenden NAZCA SPACE FOX so was wie die Haus- und Hofkapelle der Serie. Im Unterschied zum vergleichbaren Zentrip vor vier Wochen, glänzten Stefan, Heiko uns speziell Sechssaiter Matze mit einer hochgradig energetischen Performanz. Wobei Matze mich nicht nur wegen seines Blondschopfs und dem ausgezehrten, fast kränklich wirkenden Körper, sondern auch durch seine manischen Verwringungen an Kurt Cobain [R.I.P.] erinnerte. Nazca Space Fox verehrten überdies weniger die Spacerocker der Siebziger, sondern zelebrierten ihren eigenen, facettenreicheren, manchmal heavy, manchmal stonerigen Stil. Sie waren wie eine Ode ans Leben, die Liebe und die Leichtigkeit des Seins. Daß nicht alle ihrer Anfleher Gutes im Schilde führten, erwies sich leider im Nachhinein. Denn beim Erwerb der CD sagte mir die supersympathische Verkäuferin, daß jemand aus zwei Hüllen die Silberlinge rausgeklaut hatte. Deshalb prüfte sie jedes Teil auf seine Vollständigkeit.
Die experimentelle Mitte verkörperten diesmal die Knaben Rom, Siegel und Otto alias LUMAT. Die Troika aus Leipzig kam mit einem gigantischen Kontrabaß als Blickfang und war stark von Freejazz, Krautrock und Prog inspiriert. Lumat spielten eine Stunde, in der sich Bauchmusik und freigeistige Ideen mischten. Einer hinterm Tresen nannte es „Crazy shit“, die Mehrheit schien erst nach und nach mit Lumat warm zu werden. Für mich klangen Lumat etwas kompliziert, verworren und versponnen. Sie waren wie eine bassgetriebene Version von Bohren und der Club of Gore oder, anders gesagt, eine perfekte Combo für eine Jazzbar (womit sie hier beim gastgebenden Club der Jazzfreunde eigentlich am richtigen Ort waren). Zeit, sich einen gepflegten Whiskey zu genehmigen...
In ein ähnliches Horn wie Below A Silent Sky stießen UP TO THE SKY. Und das im übertragenen Sinne. Denn mit ihrem Bassisten hatte das Rudel aus Karlsruhe nicht nur den längsten Mann der Nacht, sondern auch eine Waldhorn blasende Dame in seinen Reihen. Der Psychedelic Metal der Badenser kam erdig, rockig, aber auch etwas ohne Glanz und Glamour daher. Gelegentliche Improvisationen verwischten die Stringenz, Nebel und düstere Lichter die Optik. Somit hatte das Finale weniger Wucht als sonst, war aber trotzdem noch gut gemacht. Einen Ausfall mußte die Spacedelic Odyssee ohnehin nie verzeichnen. Durch die Verzögerung zu Beginn (die wir allerdings händeküßend begrüßten - Nazca Space Fox!), fiel für uns die zweite Hälfte von Up to the sky der Zeit zum Opfer. Auch Küm Mi ging mit uns. Wer weiß, wie diese Geschichte ausging......
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
NAZCA SPACE FOX
(20.55-21.53)
1. Weltraumorgel
2. Space Farm Blues
3. Space Drift
4. Isolator
5. Mind Walk
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6. 5 Plus
 
LUMAT
(22.17-23.15)
1. Schadenfreude
2. Guto der Schlächter
3. Fernw.
4. Quarantäne
5. Mufustü
6. Schalflied
7. Telst
8. Casi Pero No
9. Vitruv
10. Lagom
11. Blackjack
12. Komisch
 
UP TO THE SKY
(23.42-...)
Titel unbekannt
Beim Aufbruch vom Hofheimer Bahnhof hatten wir unfaßbares Schwein. Wir waren auf eine völlig ungewisse Odyssey heimwärts gefaßt - und bekamen eine ganz normale, planmäßige S-Bahn (die laut Information des RMV ausfallen sollte), mit Halt nur in Frankfurt-Höchst und Hauptbahnhof. Küm Mi erreichte auf dem Frankfurter Hauptbahnhof zu vorgerückter Stunde seine letzte Verbindung nach Mainz; P. und ich durften dort beim Umstieg den kinoreifen Einsatz eines SEKs gegen eine Horde Fremdlinge miterleben. Auf den finalen Stationen in der S6 wurden wir durch einen Polizisten in Kampfmontur vor Übergriffen geschützt.
 
 

Heiliger Vitus, 16. April 2018