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D-Groß-Karben, Bier- und Apfelweingarten zum Selzerbrunnen - 6. Juli 2013
Zu gern wären wir heute nach Gießen zum Black-Metal-Konzert von Der Weg einer Freiheit gefahren. Aber dann waren wir tags zuvor beim Marburger Nachtmarathon - und dort wurde ich beklaut. Damit war nicht nur der Freitag sondern auch der Sonnabend versaut. Auf einen weiteren studentisch-schwierigen Ort der Vielfalt (wie Marburg und Gießen) hatten wir keine Lust mehr. Stattdessen wollte ich mit meinem Mädel nach Karben radeln, und im schattigen Kastaniengarten am Selzerbrunnen sein. Mit etwas Bier und ein bis zwei Ficken-Likör im Blut, hatten wir die Spritztour über den Niddaradweg heil überstanden und waren in der zehnten Stunde vorm Ort der Freude angelangt. Der hielt eine Überraschung parat. Am Eingangstor war eine Kasse aufgebaut. Für fünf Piepen (und einen weiteren Zehner für einen Silberling namens 'X-rocken') konnte man heute ein Freiluftkonzert genießen. Das hatte zwar 21 Uhr begonnen, aber der Sänger versprach, daß es sich lohnt, da es bis Mitternacht ginge. Mit Blick auf uns Gleichaltrige war auch ein Draht gefunden: „Das paßt!“ 50 bis 60 Leute füllten den Sommergarten locker auf. Gestandene genauso wie ein paar hübsche Teeniegirls. Für frischgezapftes „Stöffche“ war gesorgt, schließlich saß man gegenüber von Rapp´s Kelterei und damit an der Quelle zu Hessens „No. 1“ im Apfelwein. Geschmeidige, hübsche Luder füllten einem an der Außentheke den Krug ständig frisch auf und versüßten einem so den Abend zusätzlich.
Um zehn kamen BACK HOME wieder, und sofort wußte ich: die wollen nicht lange rumfackeln, sondern gleich hart loslegen. Hardy, Rich, Tobi, Torsten, Christoph und Drumuli, rostige Nägel aus der Rhön, zeigten allen, wie die Sturm-und-Drang-Zeit früher so war. Dabei hatten sie gar nicht erst versucht, Neues im Mäntelchen von gestern zu machen: Back Home übernahmen die Legenden ganz einfach, und spielten als Coverband Hard- und Progrocker aus den Siebzigern und Achtzigern, die man nicht groß erklären muß, da sie jeder kennt. Die Originale allein waren schon die halbe Miete. Die erste Halbzeit war ohne uns gelaufen, die zweite startete mit Teilen wie „Wish You Were Here“, „Whole Lotta Love“ oder „Radar Love“... Dabei erinnerte der Sänger verdammt an Rob Halford, und die Gitarristen, der Trommler sowie der Organist eher an die kreativen Köpfe von damals. Alle zusammen schien es wenig zu stören, daß der Garten nur locker aufgefüllt war. Osthessen erfreute sich am Wetterau-Groove, an der milden Abendbrise, und zauberte so manchem eine Gänsehaut aufs Kreuz. Dafür tanzten junge Mädel zur „Lady in Black“, und „Kayleigh“ beschloß den zweiten Teil. Dann - so vierzig Minuten vor der Geisterstunde - geschahen seltsame Dinge. Es zischte, es pfiff und es knallte. Rauchte die Technik ab? „Leck mich am Arsch!“ Vokalharpunist Hardy zweifelte kurz, wurde aber beruhigt: Im Hof nebenan hatten die Apfelweinpresser ein kleines Feuerwerk abgebrannt. Back Home revanchierten sich, und ballerten - angeführt von „Another Brick in the Wall“ - ab 23.35 Uhr ein Potpourri aus sechs Zugaben in die Nacht... bevor eine allerletzte Verlängerung durch „Wish It Would Rain Down“ dem schönen Abend in dieser schönen Umgebung um 0.15 Uhr ein wehmütiges Ende setzte. Neben den Erwähnten war Purples „Perfect Strangers“ einer der Höhepunkte für mich.
 
Nach einem hübschen Gelage flogen wir auf dem Fahrrad nach Hause. Der Eine oder Andere soll schwere Schlangenlinien auf den Niddaradweg hingelegt haben. Einer purzelte gleich zweimal in die Uferböschung hinab... Die Nacht war lauschig, sie war klar, und Peanut und ich haben noch viele, viele Sterne am Himmel über der Wetterau gesehen.
 
 
Heiliger Vitus, 11. Juli 2013
ABSPIELLISTE BACK HOME
(2. Teil und Zugaben)
1. Wish You Were Here [Pink Floyd]
2. Juke Box Hero [Foreigner] & Whole Lotta Love [Led Zeppelin]
3. I Came for You [Manfred Mann's Earth Band]
4. Radar Love [Golden Earring]
5. Faithfully [Journey]
6. ?
7. Sex on Fire [Kings of Leon]
8. ?
9. Beds are Burning [Midnight Oil]
10. Sledgehammer [Peter Gabriel]
11. ?
12. Lady in Black [Uriah Heep]
13. Kayleigh [Marillion]
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14. Another Brick in the Wall [Pink Floyd]
15. Blinded by The Light [Manfred Mann's Earth Band]
16. Perfect Strangers [Deep Purple]
17. Rebell Yell [Billy Idol]
18. Highway to Hell [AC/DC]
19. All Right Now [Free]
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20. Wish It Would Rain Down [Phil Collins]