BER, IAIN SCOTT
GB-Edinburgh, Bannermans Bar - 15. März 2016
Es roch nach Ale... Wenngleich Folk nicht unsere erklärte Lieblingsmusik ist, waren Frau P. und ich am Ende unserer Reise zum Doom Over Edinburgh noch mal ins Venue „Bannermans“ im alten Stadtkern zurückgekehrt. Das Konzertbüro „Pressure Valve“ hatte den Barraum für einen Abend im Zeichen von dunklem Americana, Bluegrass und Folk angemietet - und handgemachte Gitarrenmusik ist immer ein Vergnügen. Die Bühne war vor den Schaufenstern zum Cowgate und der Niddry Street gerichtet. Dort traten zwischen 18 und 22 Uhr insgesamt sieben Acts an. Die ersten fünf - durchweg Soloperformisten - hatten wir uns geschenkt.
Ab 20 Uhr 45 gab sich mit IAIN SCOTT der männliche Part von HOBART & SCOTT ein zwanzigminütiges, minimalistisches Stelldichein in Sachen Bluegrass, Americana und Country. Auch wenn sich nur ein Häuflein für ihn interessierte, zog der Thirtysomething direkt von der Straße Edinbarras unbeirrt seine Schau durch, und punktete mit fiebrigem Südstaatenflair und unglaublich stoischer Ausstrahlung. Die verrauchte Whiskystimme bekam der Schotte mit in die Wiege gelegt, und zusammen mit der geschlagenen Akustikgitarre schwebte eine herrlich wohlige Lo-Fi-Stimmung durch die Jahrhunderte alten, dicken Mauern unter der South Bridge. Final griff Veranstalter Phil Ramsay zur Trompete, um zusammen mit Scott einen molligen Jam hinzulegen. Es war ein Gigchen wie aus einer anderen Zeit und Welt.
In einem schrulligen Kauderwelsch im tiefsten Schottisch (das selbst Engländer kaum verstehen), wurde der Hauptakt als „The Mighty Bear“ angesagt. Was sich hinterher jedoch als Irrtum erwies. Die Kolloboration zwischen Singer/Songwriter Gabriel Böhm und Gitarrist Nacho hörte auf das Wortspiel BER. Unterstützt wurden die Beiden wiederum von Trompeter Ramsay. Ber hatten sich einer Art experimentellem Waldfolk verschrieben und stellten zwischen 21 Uhr 15 und 22 Uhr ihr von der Natur inspiriertes und durch einen alten Plattenspieler-Lautsprecher aufgenommes Album 'Fort Growing' vor. Darunter befanden sich Titel wie „The Singing Gate“, „Two Dusty Vagabonds“, „Chacarita´s Door“, „Bären Metzger“, „Wooly Mammoth Stampede“ und „As the Crow Flies“. Rasch hatte das Folk-Gespann unsere Herzen geknackt. Ber strotzten vor Gefühlen. Alles war still, klug, tief und äußerst warm vorgetragen. Die Gitarren britzelten staubtrocken, der Gesang kieselig rauh. Bald hatte sich die Bar locker aufgefüllt, und im Anschluß durfte sich der Latino Nacho sogar über ein blondes Groupie freuen. - Mit der sechsten und letzten Nacht im Bannermans endete für Peanut und mich die Reise nach Midlothian. Am folgenden Nachmittag durchbrach unser Flieger einige Turbulenzen auf dem Weg über die Nordsee zurück nach Frankfurt.
 
 
Heiliger Vitus, 21. März 2016, Smartphone-Bilder: Peanut & Vitus