HEAVY PSYCH SOUNDS FEST
 
PLANET OF ZEUS, BLACK RAINBOWS, DEAD WITCHES, GORILLA, TONS, WEDGE
D-Dresden, Chemiefabrik - 7. Dezember 2019 (Tag 2)
Ein neuer Tag war geboren, meine Mutter hatte ich verloren. Doch das Leben ging ungerührt weiter... Die zweite Nacht in der Chemiefabrik begann ruhig. Auf dem Hinweg waren uns Scharen an Musikfans entgegengekommen. Sie zogen in entgegengesetzer Richtung zum „Alten Schlachthof“, um die Schweden Royal Republic zu sehen. Dumm für die Macher in der kleinen Chemo...
 
... besonders für die Fuzz ´n´ Roller WEDGE aus Berlin, die vor zwei Dutzend Gesichtern ran mußten. Wedge waren wegen ihres grellen Frontmanns nicht mein Fall. Auch unser Kumpel Big Simonski wertete ihren Auftritt am Vortag in Berlin nur mit einem „ok“. Friedo unterdes sah ihn wohlwollend als „energetisch“. Wedge waren geschenkt. Wir wollten nur drei Gruppen sehen: Tons, Gorilla, Dead Witches - und schnell fort von hier!
TONS lieferten den schwersten Tobak des Festivals - traditionellen Sludgecore der Sorte Eyehategod. Einen Stoff, wie geschaffen für Dresdens veitstanzende Sludge-Musiker und Sludge-Addikts (und den von uns verehrten und verblichenen „Low Frequency Assault“ zu Nürnberg - 2004-2018, R.I.P.). Weed Mason, Steuso, Paganellord und Perlage kamen aus der Hardcore-Szene Turins, der „wahren esoterischen Stadt“, wie sie sagen. Der Hardcore lebte insbesondere im kruden Gesang weiter. Hierin lag allerdings die Krux. Denn ohne das Gekrächz, rein instrumental, wären Tons eine echte Doom-Macht gewesen. Der Trommler war es allemal. Es sollte eine Nacht der Schlagzeuger werden. Zwei weitere Wahnsinnige folgten. Und die Lautsprecher pegelten heute am Anschlag.
Auf Englands GORILLA stieß ich rein zufällig beim Kauf einer privaten „Stoner/Doom-Sammlung“. Einer der sechs blind erstandenen Tonträger stammte aus dem Jahr 2007, trug den Titel 'Rock Our Souls' - und war weder Stoner noch Doom, sondern ein wildes Rodeo zwischen Motörhead und Black Sabbath. 'Rock Our Souls' besaß zwar einen hohen Klaufaktor, war aber unterm Strich Kult. Von der damaligen Besetzung waren Gitarrist, Sänger und Stirnbandträger Johnny Gorilla sowie die platinblonde Bassistin Sarah Jane noch dabei. Forciert wurden die Beiden vom deutlich jüngeren Trommler Ryan Matthews. Während Johnny und Sarah (in Ballettschuhen) als reife Herrschaften eher in der Vergangenheit lebten, sah Matthews den Auftritt sportlich. Der Schlagzeuger trug nicht nur Sportkleidung von Umbro, er hämmerte auch die Stöcke auf die Felle bis nah am Kollaps. Wenngleich einer der Titel verdammt nach Motörheads „Overkill“ klang und sich auch einige Saint-Vitus-Riffs in den Krawall verirrten (was Gorilla natürlich nie zugeben würden): Hier waren Seelen am Werk. Aus der Masse stachen sie allemal heraus. Am Schluß klatschten sich die drei untereinander ab.
DEAD WITCHES hatten die glamouröseste Figur des Festivals in ihren Reihen. Die Italienerin Soozi Chameleone trug eine schwarze Bettyfrisur, schwarz funkelnde Augen, knallroten Lippenstift und ein opulentes, smaragdgrünes Miedergewand, das ihren Busen bizarr emporhob. Nicht minder beeindruckend ihre englische Eskorte: Während der von Sea Bastard bekannte Eisenrecke Oliver Hill seinen tätowierten Body gewohnt nackt zur Schau stellte, wirkte Bassist Carl Geary eher wie die stoische Bulldogge im Hexenkessel, während die eigentliche Berühmtheit - der Mörderkoteletten tragende Trommler Mark Greening - eher unscheinbar seinen Job im Hintergrund tat... nur um sich im Nachklapp als labil-depressive Künstlerseele zu zeigen. Doch bevor der Mitgründer von Doomlegenden wie Electric Wizard und Ramesses Helles um Helles stürzte, lieferte er sich bedingungslos Dead Witches aus. Selbst wer eine Gruppe mit einem „Witch“ im Namen und eine weibliche Rampensau mittlerweile nicht mehr aushält, konnte sich dem bedrohlich dick aufgetragenen Okkult Doom von Dead Witches kaum verschliessen. Es war die professionellste Formation des gesamten Fests, eine dunkle Wucht, jede Note saß!
BLACK RAINBOWS wirkten wie eine Ein-Mann-Armee bestehend aus ihrem Fronter. Alles schien auf das Faktotum Gabriele Fiori abgestimmt. Und dann wollte die Tonprobe einfach nicht aufhören. Probleme mit den eigenen Apparillos respektive der Anlage des Klubs nahm einiges von der Stimmung. Auch der Auftritt selbst wurde durch Holprigkeiten und Forderungen nach mehr „Basso“ gehemmt. Und schließlich ruinierte das Nervenflattern der Akteure den römischen Charme. Black Rainbows lieferten rauhen Neunzigerjahre-Stoner-Rock im Stil von Fu Manchu, verziert von einigen Sterneneffekten, der mit den Vorgängern jedoch nicht mithalten konnte. Für sich allein wären die Italiener nicht schlecht gewesen, aber nicht im Anschluß an ihre Landsfrau Soozi Chameleone.
Mit PLANET OF ZEUS aus Athen war ein noch tieferer Sturz zu befürchten. Die Hellenen wirkten schon am frühen Abend müde und verbraucht. Zu vorgerückter Stunde wollten sie schmutzigen Heavy Rock machen, Lieder für glückliche Piepel. Allein der Gedanke daran ließ mich frieren.
 
Als wir in der elften Stunde gingen, saß draußen am großen Feuer Soozi Chameleone von den Dead Witches - statt im großartigen Kostüm, das sie für ihre Performanz trug, traurig und allein. Die Stimmung kann ich nicht beschreiben.
 
Über dem ganzen Fest hing ein übermächtiger Schatten: die Trauer um ANNELIES, meine Mutter! Es waren die schwersten Stunden meines Lebens. Zwei Tage später sagte Peanut zu mir: „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch mal auf ein Konzert gehe.“
 
 

Heiliger Vitus, 13. Dezember 2019
 
 
Ich würde 1000 Tage in der Hölle verbringen
Nur für einen Augenblick noch mal bei dir
Du bist meine tiefste Qual
Komm zurück zu mir

(Apostle of Solitude - Sincerest Misery (1000 Days))
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
WEDGE
(19.00-19.35)
Titel unbekannt
 
TONS
(19.55-20.30)
Titel unbekannt
 
GORILLA
(20.50-21.23)
Titel unbekannt
 
DEAD WITCHES
(21.45-22.30)
1. The Final Exorcism
2. Mind Funeral
3. Church by the Sea
4. Goddess of Night
5. Fear the Priest
 
BLACK RAINBOWS
(22.55-23.30 / ohne Gewähr)
1. Evil Snake
2. Riding Fast ´til the End of Time
3. The Prophet
4. Supernova and Asteroid
5. The Cosmic Picker
6. I Just Wanna Fire
7. Grindstone
8. The Hunter
 
PLANET OF ZEUS
(23.55-0.55)
1. Macho Libre
2. Gasoline
3. Man Vs God
4. Revolution Cookbook
5. Vigilante
7. All These Happy People
8. Loyal to the Pack
9. Leftovers
******
10. The Great Dandolos
Dank für den Beistand
Peanut
Achim & Karin
Ben
Karli
Decko (Dresdner SC)
Kishde (One Past Zero)
Dennis (Marche Funèbre)
Simeon (Forsaken)
Chritus (Lord Chritus)
Samej (Mythological Cold Towers)
Tobias (Ad Cinerem)
Ivan (Mare Infinitum)
Toni (Chemiefabrik Dresden)
Miguel (A Dream of Poe)
Michael (Lord of the Grave)
Fabio (Thunderstorm)
Sealey (Iron Void)
Leo (Forsaken)
Manuel (Bunkur)
Giuseppe (Night Gaunt)
Jethro (Ashtar)
Stuart West (Thronehammer)
Lichtgeweih (Morasth)
Vitus Frank (Little Devil Doom Days)
Uwe (Naevus)
Frank (Doom Shall Rise)
Big Simonski (Koblenz)
Alan (Mythological Cold Towers)
Thorsten (Frankfurt)
Luce Vee (King Heavy)
Márk (Psychedoomelic)
Arvid (Space Pilgrim)
Kimi (Lord Vicar)
Sebastian (Low Frequency Assault)
Albert (Forsaken)
Roger (Tollwuet)
Markus (Erkrath)
Arne (Marche Funèbre)
Jochen (Mirror of Deception)
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