MONSIEUR DUBOIS, SCARLET MAE
NL-Rotterdam, Rotown - 10. April 2011
Nargaroth, Pest, Gorath, Posthum, Chaos Invocation, Terzij De Horde und Infestis hätten unsere Helden der Nacht sein können. Im Schwarzmetall waren sie zu finden: im Rotterdammer Klub „Baroeg“. Schändliche Lieder, wie sie in Deutschland verboten sind, sag´ ich nur... Kurzum: Die „Black Metal Desecration“ war das erklärte Ziel heute nacht. Aber erstens... und so fort... Peanut und ich hatten den Rotterdam-Marathon bestritten. Mittags um 11 Uhr 40 war ich am Baroeg (Marathonkilometer 10) vorbeigerannt. Seit 15 Uhr 30 rasselten in Lombardijen nun die Metaller mit den Waffen. Alles war greifbar... Doch dann kam 1. der Umstand der schwierigen An- und Abreise - zum Arsch der Welt im Süden führte nur eine Straßenbahn (auch nur bis 20 Uhr); für eine Fahrt im Taxi waren pro Strecke 19 Euro zu blechen - 2. der Kartenpreis von 17,50 Euro, und 3. der Wunsch meines Mädels. „Bequem zu erreichen und gemütlich sitzen und was trinken, nebenbei Musik hören“ lautete dieser. „Da man nach dem Marathon wie immer sehr kaputt ist und sich nicht richtig auf die Musik konzentrieren kann.“ Manchmal ist der Wunsch einer Frau ja auch heiliger Befehl. Mangels Möglichkeiten fiel die Auswahl auf eine Zerstreuung durch Jazz im „Rotown“. Mehr hatte der Konzertkalender nicht zu bieten... Der Klub war nahe unserer Unterkunft im Stadtzentrum, am Eendrachtsplein, dem Platz der Kreativen. Es bestand aus einem Restaurant, einem Café und einer von stimmungsvollen Lichtern ausgestrahlten Konzerthalle. Das Heinekenbier war für 2,20 Euro zu haben, und zwischen 80 und 100 Leute fanden sich ein. Umsonst, der Ausrichter „Club3voor12“ bot freien Zutritt. Nach unserem „Ballen“-Essen in der Hafenkneipe „Ballentent“, was wir immer in Rotterdam tun, waren wir um 21 Uhr 45 dazugestoßen.
Den Anfang bestritten SCARLET MAE. Das Rotterdammer Terzett um die beiden Sängerinnen van Rijn und Kamp an Klavier und Kontrabaß sowie Trommler van Kasteren - heute unterstützt von drei weiteren Männern mit Trompeten und Gitarre - servierten federleichte Lieder zwischen angejazztem Pop und schwebender Barmusik. Mancherorts waren Scarlet Mae als „Softjazz“ angekündigt, aber Jazz war es definitiv nicht. Scarlet Mae stellten weitgehend ihr erstes Minialbum mit den Titeln „Raindrops“, „No Good for Me“ und „Direction South“ vor, das Konzert wurde gefilmt und mir selbst das Fotografieren verboten. Obwohl sich Scarlet Mae in einer netten Geste am Ende noch mal extra „für die Journalisten“ zum Ablichten am Bühnenrand aufreihten: Ich war heilfroh, daß deren zuckriger Opiumsschmus nur eine halbe Stunde dauerte.
Kaum besser, eher schlechter!, wurde es durch MONSIEUR DUBOIS. Auf den Softjazz sollte ab 22 Uhr 43 „tanzbarer Hardjazz“, respektive Nu-Jazz, folgen. Auch bei den Herren Wirtz am Saxophon, Trompeter Nösig, Organist Meddens, Bassist Kalf, Trommler Sanders und Perkussionist Fehre handelte es sich um Mitglieder des niederländischen Jazz-Untergrunds. Aber reinblütiger Jazz waren auch Monsieur Dubois nicht. Zwar wurde stiltypisch viel improvisiert - instrumentales Geblase paarte sich mit instrumentalem Geklimper, oft mit schrägem Anstrich - doch das Ganze klang auch sehr eingängig, wie ein schwitziger Südstaatengroove im Sinne des Albumtitels 'Slow Bombastik', welches Dubois zu Gehör brachten. Neben hoher Radiotauglichkeit trug das Sextett ferner honorige Anzüge, adrette Frisuren und so das Wesen von Dandys zur Schau. (Und dabei war ich auf Black Metal aus! Nun all der schafsfromme Mist, all die Schwiegermuttertypen, die mir im Dämmerlicht beim Hinsetzen ins Leere fast das Kreuz gebrochen hätten.) Zum Abspann gesellte sich noch eine Gastpianistin zum Bunde, und zu siebt wich man in einem Moment der Schwäche sogar vom sonnigen Gemüt ab. Vor ihrer Zugabe gifteten Dubois gegen das verfemte Amsterdam, wo sie tags zuvor einen Auftritt im „Paradiso“ hatten, der natürlich nichts gegen den im „Rotown“ war. So hatten Dubois am Ende ihrer Stunde noch viele Beifallsspender gewonnen.
 
 
Heiliger Vitus, 13. April 2011
ABSPIELLISTE MONSIEUR DUBOIS
0. CD: Wind & stom... .
1. The Muscleman
2. Blacklight
3. Dance
4. Slow Bombastik
5. Epo Tree
6. Tentakles
0. CD: Wind... .