6. BERGZEITFAHREN AM EISENBERG
HESSENMEISTERSCHAFT BERGZEITFAHREN 2022
Kirchheim, 14. August 2022
Prolog
 
Nach der Enttäuschung im Vorjahr, als die Mastersklassen 2, 3 und 4 wegen eines lapidaren Fehlers in der Wettkampfausschreibung zu einem Wettkampf zusammengelegt wurden - und damit von vornherein Chancenungleichheit bestand -, waren die Organisatoren diesjahr auf Wiedergutmachung aus. Die Trennung der Altersgruppen war diskutiert und umgesetzt worden. Damit nicht genug, hatten sich die Radklubs RSV Bad Hersfeld, RC 07 Fulda und MT Melsungen zusammengetan, und einen Hessen-Berg-Cup aus drei Bergzeitfahren mit Einzel- und Gesamtwertung kreiert: zuerst eins auf den 636 Meter hohen Eisenberg im Knüllgebirge, dann eins zur Ebersburg in der Rhön (689 Meter) und zum Schluß eins auf den Vulkan Falkenkopf bei Melsungen (393 Meter). Mitte August ging es auf den Eisenberg. Und mit dem hatte ich noch ein Hühnchen zu rupfen...
.:: DIE STRECKE ::.
Contre-la-montre: Im Eisenberg ging es also wieder „gegen die Uhr“. Der Eisenberg ist die höchste Erhebung des Knüllgebirges, oder des „Knüll“s, wie es vom Volksmund auch genannt wird. Die Fahrer starten im Minutenabstand in Kirchheim am Südhang des Bergs. Vom Ortsteil Gersdorf geht es in Richtung Norden zuerst zum Dörfchen Willingshain. Die Steigung dorthin ist zwar lang, aber nicht dramatisch. Der eigentliche Anstieg von Willingshain hinauf zur Passhöhe des 636 Meter hohen Eisenbergs ist 3,8 Kilometer lang und hat 310 Höhenmeter. Insgesamt sind auf einer Länge von 5080 Metern 330 Höhenmeter zu überwinden. Die durchschnittliche Steigung beträgt 7,5 Prozent, die Maximalsteigungen im Schlußdrittel bis zu 14 Prozent.
.:: DAS RENNEN ::.
Im Unterschied zum Vorjahr, als ich mit meinem Mädel extra für fünf Kilometer Bergzeitfahren dreihundert Kilometer über die Autobahn gerumpelt war (und dies für nichts und wieder nichts), nahmen wir den Eisenberg diesmal auf der Durchreise zwischen unseren Wohnorten Frankfurt und Dresden mit. Wollten sowieso nach Dresden... Nach dickem Urlaubsverkehr in sengender Hitze trafen wir um elf in der nordhessischen Provinz ein, und durften - obwohl zu der Zeit schon das Zeitfahren der Jedermannklasse lief - die Rennstrecke unbehelligt auf der Südseite im Auto hochfahren. Die Eisenbergstraße blieb den ganzen Tag unabgesperrt!
Dafür war der START mit der elektronischen Anlage diesmal professioneller als der vor einem Jahr. Statt eines abgedeckten Erdhügels diente eine Holzkonstruktion als Startrampe. Und anstelle einer über Nacht reaktivierten Uhr aus einem privaten Keller (die bei meinem Start vor Jahresfrist zudem ausfiel!), war eine mit optischem Countdown der letzten Minute sowie akustischem der letzten zehn Sekunden aufgebaut. Trotzdem lief für mich erneut alles gegen die Wand. Das begann schon mit der Veröffentlichung der Startzeiten zwei Tage vorm Rennen. Heute war Hessen-Meisterschaft! Alle Nicht-Hessen mußten zuerst ran. Dummerweise ergab die Auslosung, daß ich das Rennen der Masters 4 um 13.33 Uhr eröffnen mußte. Als Kanonenfutter gewissermaßen. Der letzte Masters-3-Fahrer war drei Minuten vor mir von der Rampe gerollt und im Wortsinne über alle Berge und außer Sicht- und Reichweite. Eine Minute nach mir ging der Niedersachse Nagel ins Rennen, der diesjahr Achter bei der Deutschen Masters-Meisterschaft geworden war. Der erste Kilometer mild ansteigend, dann dreieinhalb Kilometer Rampen mit bis zu 14 Prozent Steigung, gegen Ende wird es wieder flacher: Das wußte ich noch vom Vorjahr. Und wie in einem Déjà-vu wurde ich bei Hälfte des Anstiegs vom Hintermann eingefangen. Damit war schon mal der Sieg futsch. Aber ich konnte noch nicht mal folgen. Und ausgerechnet im schattenlosen Mittelteil stach die Mittagssonne brutal vom Himmel. Der Schweiß schoß in Sturzbächen unter meinem Helm am Schädel herunter. Ich bekam kaum Luft, mußte die kleinste Übersetzung von 34/28 ketten, und kam damit kaum von der Stelle. Auch ein undefinierbarer Schmerz zwischen linker Achillessehne und Unterschenkel war heute nicht gerade förderlich. Dazu hatte ich nur im Feldberg im Taunus geübt. Aber der Anstieg im Eisenberg ist anders, steil und unrhythmisch. Berge waren ohnehin nie mein Terrain und gegen schmächtige Bergziegen sehe ich kein Land. Eine davon siegte, dieselbe wie vor 365 Tagen. Für mich stand im ZIEL Rang sechs und ein Helles.
 
 
Vitus, 17. August 2022; Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 28ºC, leichte Brise aus Ostsüdost (11 km/h)
Typ: Bergzeitfahren
Länge: 5 km
 
Meldungen: 117 (Elite-Amateure: 5, Amateure: 8, Masters 2: 10, Masters 3: 8, Masters 4: 10, U23: 4, U19: 9, U17: 19, U15: 6, U13: 5, U11: 7, Frauen: 8, Jedermann: 18)
Im Ziel: 83 (Elite-Amateure: 4, Amateure: 8, Masters 2: 9, Masters 3: 7, Masters 4: 9, U23: 2, U19: 8, U17: 17, U15: 3, U13: 5, U11: 3, Frauen: 8)
 
Masters 4
Meldungen:
10
Im Ziel: 9
1. Gerhard Brauner (Melsunger TG 1861) 17:21
2. Carsten Nagel (FC Pedalritter Göttingen) + 0:21
3. Detlev Buxbaum (RSV Idstein 1979) + 0:26
4. Norbert Hock (RSC Groß-Umstadt) + 1:32
5. Frank Weihershäuser (RV Korbach) + 2:26
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) + 3:24
 
Ergebnisse

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