GROßER PREIS DER BECKER SYSTEMTECHNIK
Queidersbach, 25. August 2024
Prolog
 
An einem schönen Morgen im Spätsommer kam es in der ehrlichen, bodenständigen Pfalz zu einem neuerlichen Radrennen - erneut einem zum Staunen... Und dabei hatte alles eher verdrießlich begonnen: Nachdem vielen bereits das Rennen in Bellheim durch die kurzfristige Zusammenlegung aller Mastersklassen verhagelt wurde, erschien zwei Wochen vorm Start im Portal Rad-Net auch für Queidersbach eine Änderung der Ausschreibung. Demnach sollten die Rennen eins bis drei gemeinsam gestartert, aber immerhin getrennt gewertet werden. Damit kam es ein weiteres Mal zur ungleichen Gemengelage aus naßforschen Elitefrauen, vogelwilder Jugend und stilvollen Mastersfahrern. Dennoch lag heute etwas in der zunehmend frischen Luft...
.:: DIE STRECKE ::.
Als Rennstrecke war eine tausend Meter lange Runde im Ortskern von Queidersbach ausersehen worden. Aus der Vogelperspektive glich sie einer gekrümmten Ellipse. Start und Ziel befanden sich in der Jahnstraße. Auf glattem Zement ging es wie zum Schwung holen hinunter zur Barbarossastraße, von dort kurz und knackig hinauf zur Schützenstraße, und durch die abschüssige Waldstraße wieder hinab zum Ausgangspunkt in der Jahnstraße. Mit acht Metern war der Höhenunterschied eher marginal. Doch es ging ständig hoch und runter. „Augen auf!“, hieß es auch wegen Schleusendeckeln und einigen Fahrbahnschäden. Fünfunddreißig Mal mußten die Masters den Zielstrich im tiefsten Punkt der Runde überqueren. Alle fünf war ein Wertungssprint.
.:: DAS RENNEN ::.
Frankfurt lag noch im Tiefschlaf, als Frau Peanut sich mit mir drei Wochen nach Mehlingen auf eine neue Expedition ins Umland von Kaiserslautern machte. Damals lag das Ziel zehn Kilometer nordöstlich vor Lautern, diesmal befand es sich zehn Kilometer südwestlich der pfälzischen Fußballhochburg unweit der Flugkatastrophe Ramstein. Als wir in Queidersbach eintrafen, ballte sich graues Gewölk am Himmel. In der Nacht war noch ein Unwetter über die Dreitausend-Seelen-Gemeinde gezogen. Am Sonntag blieb zum Glück alles trocken, doch es wehte ein empfindlich kühles Lüftchen. Ich entschied mich für ein langes Trikot. Indes bald schon die Sonne scheinen sollte... Nicht so für eine der Frauen. Der Sprecher gab bekannt, daß „Bianca Dittrich leider nicht starten kann, da ihr Rad gestohlen wurde - ein BMC“. Um neun hieß er die Teilnehmer des ersten Rennens herzlich Willkommen zum Großen Preis der Becker Systemtechnik.
Den Anfang machten die Frauen, die Jugend und die Masters 4. Siebzehn Starter begaben sich bei dem Kriterium mit sieben Wertungen über 35 Kilometer auf die Strecke. Auch um Prämien wurde gesprintet. Mit lediglich zwei harten Trainings innerhalb der letzten drei Wochen war ich angereist: einem 190-Kilometer-Ritt mit dem Ex-SG Wismut Gera-Staatsprofi Tilo Zimmermann; und einem Block aus vier Straßentrainings in der Mitte der Rennwoche. Mein Plan: Bei den Wertungen zurückhalten, so lange wie möglich die Hinterräder der nominellen Favoriten halten - und auf das bessere Stehvermögen hoffen. Das ging anfangs gut. Die Schar blieb zusammen. Und auch im weiteren Verlauf konnte sich weder Seriensieger Antoni noch Kölns Vorbeck absetzen. Zwar fuhr Antoni das gesamte Rennen von vorn, wurde aber weitgehend kaltgestellt. In der Rennmitte strauchelte eine Dame, während ein Jugendfahrer mit einem Kamikaze ausgangs des Anstiegs einen Sturz verursachte. Der alte Haudegen Hickl schied mit Defekt aus, zwei Fahrer bekamen Rundenvergütungen. Ich blieb jetzt dran. Mit Erfolg! Als ich zum drittletzten Mal den Anstieg in der Barborassastraße hinauffuhr, merkte ich, daß heute wiedermal etwas gehen kann. Als die Glocke zur letzten Runde erklang, war ich plötzlich vorn. Und dann bin ich konsequent mitgesprintet. Dabei war Fortuna mir insofern hold, daß sich Antonis Komplize Schmittgall auf den letzten hundert Metern verschaltete und mir damit um Reifenstärke den Weg zu Platz zwei im Zielsprint ebnete. Einzig Bischof hatte zuvor Wertungspunkte ergattert und mich damit auf die dritte Stelle verdrängt. Das Endergebnis wurde durch Transponder und einen Liveticker festgehalten.
Finale
 
Von neun Uhr morgens bis abends um sechs brausten die Fahrer auf ihren Rennmaschinen über den Rundkurs in Queidersbach - begleitet von Einheimischen und Betreuern, die uns am Straßenrand und auf der Festwiese neben Start und Ziel in der Jahnstraße anfeuerten. Um zehn, als sich woanders noch viele den Schlaf aus den Augen rieben, war für die Frauen, Jugend und Masters schon alles vorbei. Der Sprecher rief zur Siegerehrung. Erneut durfte ich mit Kultfigur Antoni das Treppchen teilen, einen Pokal und Blumen in die Höhe recken. Der ortsansäßige Computerladen „Becker“ hatte attraktive Prämien und Preise ausgeschüttet. Antoni ersprintete 106 Euro, ich selbst durfte einen Umschlag mit dreißig Euro quittieren. Das alles war völlig unerwartet. Im Nachhall verputzten Peanut und ich zusammen mit Antoni, Bischof und Schmittgall den leckersten Kuchen auf Erden. Der sportliche Höhepunkt des Tages war das Rennen der Kontinental-Teams und Elite-Amateure über sechzig Runden, das Moritz Augenstein, jüngst dreimaliger deutscher Meister auf der Bahn, für sich entschied. Auf dem Heimweg machten wir einen Abstecher auf den Betzenberg zur Festung des 1. FC Kaiserslautern, dem „Betze“. Am Denkmal vorm Horst-Eckel-Tor prangten Sepp Herbergers Worte:
 
„Die Außenseiterrolle ist ein Schlüssel für die Schatzkammer unermesslicher Kräfte, die - geweckt und geschürt - Energien freisetzt, die helfen, Berge zu versetzen.“
 
 
Danke & Cheers
Meine Peanut, dem BESTEN MENSCH DER WELT
 
 
Vitus, 27. August 2024, Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 25ºC, leichte Brise aus Ost (7 km/h)
Typ: Kriterium
Länge: 35 km
 
Gemeldet: 142
CT+Elite-Amateure: 32, Amateure: 34, Masters 2+3: 25, Masters 4: 8, U17: 5, U15: 13, U13: 12, Weibliche Klassen: 13
 
Im Ziel: 119
CT+Elite-Amateure: 28, Amateure: 26, Masters 2+3: 18, Masters 4: 8, U17: 5, U15: 13, U13: 11, Weibliche Klassen: 11
 
Masters 4
Meldungen:
8
Am Start:
8
Im Ziel: 7
1. Walter Antoni (TSV Neupotz) 21 Pkt.
2. Thomas Bischof (RSV Edelweiß Oberhausen) 2 Pkt.
3. Mario Voland (Dresdner SC 1898)
4. Dieter Vorbeck (RC Adler Köln 1921)
5. Klaus Schmittgall (TSV Neupotz)
6. Peter Daicsak (RIG Vorderpfalz)
 
Ergebnisse
Rad-Net