GROßER PREIS DER ITK-ENGINEERING Kuhardt, 1. Juni 2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Prolog Der deutsche Südwesten stand vor dem Abgrund. Sintflutartiger Regen führte am ersten Wochenende im Juni zu Pegelständen, wie sie nur einmal in hundert Jahren erreicht werden. Neben Bayern war besonders Baden-Württemberg betroffen - und nur ein paar Dutzend Kilometer weiter westlich sollte das Kriterium in Kuhardt, einem Nest auf der linken Seite des Rheins irgendwo in der südpfälzischen Provinz steigen. Im Unterschied zu vielen anderen Veranstaltungen wurde es nicht abgesagt! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Radrennen wurde vor über zwanzig Jahren als Straßenrennen wiederbelebt, welches durch Leimersheim und Neupotz verlief. Nachdem der Aufwand dafür zu groß wurde, entschloß sich die Organisation, das Rennen als Kriterium auszutragen, welches auf einem neunhundert Meter langen Rundkurs im Ortskern von Kuhardt stattfindet. Pro Runde waren zehn Höhenmeter zu „überwinden“. Die Masters fuhren fünfzig Runden, sprich 45 Kilometer. Alle fünf war ein Wertungssprint im klassischen 5-3-2-1-Punkteschema. Dank zahlreicher Sponsoren, die den ausrichtenden Radsportverein Rülzheim schon jahrelang unterstützen. wurden beim „Großen Preis der VR-Bank Südpfalz und der Pfalzapotheke Kuhardt“ - so der Beiname - attraktive Prämien und Preise ausgeschüttet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bei empfindlicher Kühle jedoch stahlblauem Himmel machte ich mich halb zehn morgens mit meiner Partnerin von Frankfurt aus auf Achse. Je näher der Süden rückte, desto bedrohlicher verdunkelte sich der Himmel. Vor Mannheim fiel der erste Regen. Doch nicht nur die Reise war gefährlich - auch die Rennstrecke sollte ab Mittag im Regen versinken... Nach zwei Stunden auf der Autobahn 5 trafen wir auf dem Dorfplatz von Kuhardt ein. Wir waren die Ersten, die Orga baute noch die Anmeldung im Wirtshaus „Akropolis“ auf. Halb eins (eine Stunde vorm Peng) wurden die Nummern und Transponder ausgegeben. Zum „Warmfahren“ lieh Peanut mir ihr dickes Regencape... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Von siebzehn gemeldeten Mastersfahrern hatten sich neun Besessene beim START in der Gartenstraße eingefunden. Unter den Nichterschienen befanden sich auch die als Mitfavoriten gehandelten Sopp aus Wuppertal und Schmittgall aus Neupotz. Sieben heiße Elitefrauen stürzten sich mit in eine Wasserschlacht über fünfzig Runden. Die Rollenverteilung war eindeutig: Klarer Favorit war der Lokalmatador und mehrmalige Zeitfahrmeister Antoni. Als Außenseiter kämpften acht weitere ums Treppchen. Dabei traf ich auf zwei namentliche Bekannte. Der Rest, darunter ein Franzose, sagte mir nichts - und hatte auch null Chance. Antreten, abbremsen, beten: Das waren die Kriterien beim Kriterium in der Südpfalz. Geschickt die Breite der Straßen, die Kürze der Runde und die Angst der anderen vor einem Start nutzen, das offenkundige Motto vom berüchtigten „alter Walter“, der nach wenigen hundert Metern die Spitze nahm, die Sprintpunkte und Prämienwertungen abräumte, und mit zwei Runden Vorsprung zum Sieg flog. Peanut hatte zwar mit einem Podiumsplatz für mich geliebäugelt, aber letztlich verschwand die Sorge um ein zerstörtes Rennrad nie. Auch nicht bis zur letzten der zweihundert kreuzgefährlichen Kurven, von denen gleich die erste nach Start und Ziel die tückischste war. Einem Gefälle schloß sich die einzige Steigung an - und ausgerechnet im Scheitel der Kurve war eine eiserne Entwässerungsrinne eingebettet. in der immer wieder die Schutzgeister ihre Hände über mich halten mußten. Doch es ging wieder mal alles gut. Mit achtzig Prozent Einsatz und heilem Körper und Material rollte ich ins ZIEL. Die NADA war nicht vor Ort. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Epilog Das Härteste an diesem Tag war, sich im trockenen Auto aus Trikot und Schuhen zu schälen - und im Anschluß nochmal unter Schirmen zum Zielbereich zu gehen, um in der „Akropolis“ zwischen trinkfreudigen „Pälzern“ die Ergebnisliste zu studieren. In meinen Radschuhen stand das Wasser fingerhoch. Vitus, Bilder: Peanut, 4. Juni 2024 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: strömender Regen, 17ºC, schwache Brise aus Nordnordwest (17 km/h) Typ: Kriterium Länge: 45 km Am Start: CT und Elite-Amateure: 15, Amateure: 14, Masters 4: 9, Elite-Frauen: 7: Kinder: unbekannt Im Ziel: CT und Elite-Amateure: 12, Amateure: 10, Masters 4: 7, Elite-Frauen: 7: Kinder: unbekannt Masters 4 Meldungen: 17 Am Start: 9 Im Ziel: 7 1. Walter Antoni (TSV Neupotz) 28 Pkt. 2. Alexander Mohr (RSV Ellmendingen) 8 Pkt. - 1 Rd. 3. Torsten Kairies (VC Frankfurt 1883) 2 Pkt. - 2 Rd. 4. Jose Olaio (Amicale Cycliste Bisontine) 2 Pkt. 5. Erwin Hickl (RC Silber-Pils 03 Bellheim) 6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||