SPARKASSEN-KRITERIUM UM DEN 35. GROßER PREIS DER STADT ZWENKAU
3. September 2023
Prolog
 
Keine achtundvierzig Stunden nach der versauten Kriteriumsmeisterschaft in Krostitz lieferte der Großraum Leipzig eine neue Chance aufs Treppchen. Das südlich vor den Toren der Stadt gelegene Zwenkau richtete sein Kultrennen um den „Großen Preis“ aus. Hundert Lizenzfahrer und ebenso viele Jedermänner gaben sich die Ehre. Etliche Zuschauer säumten den Rand. Unter ihnen unser Dresdner Freundespaar Hella und Klaus, die eigens für uns die hundert Kilometer lange Anreise auf sich genommen hatten.
.:: DIE STRECKE ::.
Flach und über lange Strecken schnurgeradeaus bot die Runde im Gewerbepark Zwenkau die ideale Plattform für Sprinter und Roleure. Start und Ziel befanden sich vor einem Autohaus in der Spenglerallee. Von dort ging es in Form eines riesigen Ovals auf glattem Asphalt linksrum über die Baumeisterallee und mitten durch einen Kreisel zurück auf die Spenglerallee. Bei einer Rundenlänge von 1,7 Kilometern, der Kürze der Renndistanz, und Höchstgeschwindigkeiten um sechzig Stukis auf der Zielgeraden, waren Rundengewinne unmöglich. Ein gefundenes Fressen für tempofeste Fahrer.
.:: DAS RENNEN ::.
Nach einer ruhelosen Nacht und zähem Verkehr auf der Autobahn gleich nach der Auffahrt in Kaditz, hatte ich mit meinem Mädel um zwölf Uhr mittags bei einem empfindlich kühlen Lüftchen die Neutausendseelengemeinde im sogenannten „Neuseenland“ erreicht. Alles glich einem Abziehbild von Krostitz vor zwei Tagen: Hinter uns parkte der Heidenauer Schößler, beim Warmfahren traf ich auf Schwarz, Keller und Großegger, und auch die durchdringende Stimme von Kampfrichter Lohr hatte sich irgendwie schon ins Gehirn gebrannt.
Auf Zwenkaus Spenglerallee versammelte sich alles, was im ostdeutschen Mastersbereich Rang und Namen hat. Alle drei Klassen bestritten gemeinsam das Hauptrennen des Tages. Über fünfzig Fahrer. Ur-Krostitzer Fides war mit voller Kapelle vertreten, Doper der La Onda Sportakademie, Le Masters... Pünktlich um 13 Uhr 20 erfolgte der START. Im Unterschied zum Vorjahr, als der Große Preis als Kriterium über die Bühne ging, stieg er diesmal im Modus Rundstreckenrennen. Nicht der mit den meisten erspurteten Punkten gewann, sondern der Erste im Ziel. Es galt, sich in eine gute Position zu fahren, dort zu behaupten, das Rennen gut über die einundzwanzig Runden zu bringen - um am Ende mit reinzuhalten, und zu sehen, was in der eigenen Klasse dabei rauskommt. Auf jeden Fall ließen die flache Strecke und die hohen Geschwindigkeiten auf einen Massensprint schließen. Technisch anspruchsvoll waren nur zwei Kurven, etwas schwieriger schon etliche Schleusendeckel mitten in der Fahrbahn. In einen krachte ich so heftig, daß die Sattelspitze nach unten kippte. Ansonsten war es ein Vollgaskurs. Die deutlich jüngeren Masters 2 gaben das Tempo vor. Jenes war konstant hoch und lag am Schluß bei 46 km/h im Schnitt. Bis auf ein paar Abgehängte und den ausgeschiedenen Favoriten Bosniatzki blieb das Peloton bis ins ZIEL zusammen. Dort schossen vier vom Team Ur-Krostitzter als Erste über den Strich. Ich selbst überquerte ihn als Fünfter der Masters 4. Doch da war noch die Bundesligafahrerin Gaß, die vom Rennleiter hofiert - entgegen der Ausschreibung! - mit den Masters 4 zusammengewertet wurde. Verflucht wütend war Großegger, weil sie ihm Bronze wegschnappte. Ein anderer wollte sie fragen, „warum sie sich nicht wenigstens einen Bart angeklebt hat.“ Ich selber mußte mich erneut mit Zählern für die Rangliste des BDR trösten, und stand nach Zwenkau auf Platz 86. Aber irgendwann ist auch mal der stärkste Rausch vorbei...
Epilog
 
Der Nachlauf brachte die eigentliche Zerstörung pur: Als das Rennen zu Ende ging, hatte ein undurchschaubares Fräulein unser treues altes Auto gerammt. Endlich nach einer Dreiviertelstunde rückten Polizei, Sankra und Abschleppdienst an. Bittere Ironie: Wäre er nicht kurz zuvor weggefahren, wäre der hinter uns geparkte Leihwagen von Schößler getroffen worden. So standen wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Doch das war nicht das geringste Problem. Picardellics-Fahrer Schwarz hatte vor Schreck sein Tarmac bei uns vergessen. Als wir ihn erreichten, war er schon in Dresden. Der „Gelbe Engel“ vom ADAC, der sich als unfreundlicher Typ entpuppte, brachte Peanut und mich samt kaputtem Auto und zwei Rennrädern nach Großpösna, keinen Meter weiter - und verschwand spurlos von der Bildfläche. So stand ich mit meinem Mädel in der untergehenden Sonne auf einem gottverlassenen Autofriedhof in der Walachei Nordsachsens - bis Schwarz aus Dresden zurückkehrte und uns abholte. Den Rest erledigte mein alter Mannschaftskamerad Wolle Miersch, der unseren Volkswagen am Dienstag zu seiner letzten Reise heim ins Reich holte. Am Ende des Tages geriet der ursprüngliche Grund des Ausflugs nach Zwenkau - das Radrennen! - ein weiteres Mal zur Nebensache.
 
 
Danke von Herzem
Meisterbetrieb Wolfgang Miersch Freital
Hella und Klaus
Peanut
Henry S.
 
R.I.P
Polo
 
 
Vitus, Bilder: Peanut, 8. September 2023
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: bewölkt, 19ºC, leichte Brise aus Nordnordwest (11 km/h)
Typ: Rundstreckenrennen
Länge: 36 km
 
Im Ziel: 187
Masters 2/3: 29, Masters 4/Elite-Frauen: 9, U15: 16, U13: 17, U11: 12, Weibliche Klassen: 11, Jedermann: 93
 
Masters 4 / Elite-Frauen
Meldungen:
9
Am Start:
9
Im Ziel: 9
1. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma) 47:13
2. Jens Matzel (RFC Markkleeberg)
3. Daniela Gaß (RSC Nordsachsen)
4. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig)
5. Henry Schwarz (Picardellics Velo Team Dresden)
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898)
 
Ergebnisse
Rad-Net