5. GROßER PREIS VON KROSTITZ
OFFENE LANDESMEISTERSCHAFT KRITERIUM SACHSEN
Andreas-Huth-Gedächtnisrennen
1. September 2023
Prolog
 
Nach zwei wettkampflosen Wochenenden stieg am ersten September - Always remember first of september - die Sächsische Meisterschaft im Radkriterium. Jene war als bundesweit offen ausgeschrieben, doch nur wenige machten vom Startangebot im entlegenen Krostitz Gebrauch. Nur siebzig Fahrer fanden sich zu den drei Rennen an jenem unüblichen Freitagnachmittag in der Leipziger Tieflandsbucht ein.
.:: DIE STRECKE ::.
In der Kulisse einer verschlafenen Siedlung ging es immer schön rechts rum - und zwar rund ums Gelände der Krostitzer Brauerei. Vom Start direkt vor „Ur-Krostitzer“ führte die Strecke auf durchgängig Asphalt von der Brauereistraße durch die schnurgerade Karl-Liebknecht-Straße und das Gefälle der Bahnhofstraße zurück in die leicht geschlängelte Brauereistraße. Diffizil waren zwei Kurven in der Bahnhofstraße. Ansonsten war es ein flacher Vollgaskurs über anderthalb Kilometer. Die Masters 4 hatte ihn zwanzig Mal zu durchfahren. Damit ergab sich eine Distanz von dreißig Kilometern.
.:: DAS RENNEN ::.
Eigens für die drei kurz nacheinander folgenden Rennen im September war ich am Vortag der Meisterschaft bei Radsport Kotyrba in Cotta gewesen, und hatte mir eine Ritzelkassette mit feiner Abstimmung für flaches, schnelles Gelände besorgt. Am späten Freitagmittag - mitten in der Wochenendstoßzeit - ging die Reise los. Mein Mädel und ich hatten Glück und kamen ohne Stockung von Dresden zur Viertausendseelengemeinde im Norden Leipzigs durch. Wir waren die Ersten vor Ort überhaupt. Weniger Schwein hatte Marco Großegger, der für die Strecke, die er per Rad in einer halben Stunde zurücklegt, im Auto eine Stunde brauchte. Aus der Pirnaer Ecke kam neben Gregor Schößler auch Volker Rheingans, der heute seine letztes Lizenzrennen fuhr. Der Aufwand, die Risiken und die stetig wachsende Konkurrenz waren ihm zu viel geworden. „Ich mache das Gleiche, was du gemacht hast, und fange mit Laufen an“, lachte Volker, den ich seit den Siebzigern kenne. Nicht so gut gelaunt zeigte sich Kampfrichter Lohr. Erst war ich bei ihm wegen einer Anfrage bei Rad-net betreffs fehlendem Ergebnisses des Leipziger Messekriteriums angeeckt (zur Lösung des Hickhacks zwischen Ausschreibung und geändertem Ablauf mußte Lohr „alle Hebel in Bewegung setzen“), und dann drohte ein ähnliches Desaster wie beim Ostra Crit in Dresden, als sich wendende Lkws auf der Rennstrecke befanden (sowas wollte er nicht nochmal erleben, „Ich krieg jetzt noch Herzstolpern“). Ungereimtheiten hatte es auch für Krostitz gegeben. Erst wurden Startzeiten geändert, dann Renndistanzen gekürzt, und mangels Absperrungen kam es erneut zu Verzögerungen.
Nachdem die immergleichen alten Gesichter bei lockerem Blah Blah gefühlte dreißig Mal über die Runde gekurvt waren und der Bürgermeister eine nichtige kleine Laudatio gehalten hatte - derweil vom getöteten Andreas Huth, dem das Rennen gewidmet war, kein Wort fiel -, gab Lohr mit einer Dreiviertelstunde Verzug um 16 Uhr 45 den START zum ersten Rennen frei. Neben elf Masters-4-Akteuren standen zwei naßforsche junge Frauen, die nicht nur mir mächtig auf die Ketten gehen sollten. Die ursprünglichen 27 Runden mit 41 Kilometern waren zu 20 Runden mit 30 Kilometern zusammengestutzt worden. Dies spielte den Sprintern in die Karten. Jede vierte Runde wurde um Punkte gespurtet. Die Nordsachsen Keller und Matzel ließen auch überhaupt keinen Zweifel an ihrer Dominanz im Osten aufkommen und räumten voll ab. Da hatten weder der ehemalige Deutsche Meister Schmelz noch Kraftsprinter „Grossi“ Chancen. Ich selber setzte alles auf die Schlußwertung mit doppelter Punktezahl: 10, 6, 4 und 2. Es galt, die Gegner müde zu fahren - und dann zuzuschlagen. Großegger hatte einen Punkt erobert und gab sich dann geschlagen. Schließlich ertönte die Glocke zur finalen Runde. Tausend Meter vorm Ziel trat ich an und riß eine Lücke. Einzig „Kelli“ konnte im Gefälle zur Zielgeraden aufschließen - um auf dem Strich die Arme jubelnd in die Höhe zu reißen. Derweil ich als Zweiter sechs Zähler ergatterte, und damit DRITTER der Landesmeisterschaft war. Doch im selben Augenblick erklang die Glocke erneut, rief Lohr eine neue „letzte Runde“ aus. Der Mann an der Glocke hatte sich geirrt. Im nochmaligen Durchlauf mit weiteren eintausendfünfundert Metern ging mir der Sprit aus. Wenige Meter vorm ZIEL fing die Meute mich ab. Keller und Matzel entschieden den Kampf für sich. Bronze ging an Rheingans bei seinem letzten Lizenzrennen...
Finale
 
Bei unserem Aufbruch fiel Niesel. Die Masters 2 und 3 sowie die Elite mußte in strömendem Regen ran. Der eigene Rückweg verlief in Unfrieden. Wiedermal um die Früchte gebracht, dunkle Schatten über der Zukunft - nicht zuletzt aus logistischen Gründen. Und es wird immer schwerer, aufs Podium zu kommen...
 
 
Vitus, 4. September 2023; Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: bewölkt, 20ºC, leichte Brise Südsüdwest (9 km/h)
Typ: Kriterium
Länge: 30 km
 
Meldungen: 69
Elite: 20, Masters 2: 20, Masters 3: 16, Masters 4: 11, Frauen: 2
Im Ziel: 61
CT+Elite-Amateure: 13, Amateure: 5, Masters 2: 17, Masters 3: 14, Masters 4: 10, Frauen: 2
 
Masters 4
Meldungen:
11
Am Start: 11
Im Ziel: 10
1. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma) 30 Pkt., 47:06 Min.
2. Jens Matzel (RFC Markkleeberg) 16
3. Bernd Schmelz (TSV Blau-Weiß Ippinghausen) 8
4. Volker Rheingans (Dresdner SC 1898) 2
5. Markus Wellner (RC Musketier Wuppertal) 1
6. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig) 1
8. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 0
 
Landesmeisterschaft Sachsen Masters 4
Meldungen:
8
Am Start: 8
Im Ziel: 7
1. Ralf Keller (RSG Muldental Grimma) 30 Pkt., 47:06 Min.
2. Jens Matzel (RFC Markkleeberg) 16
3. Volker Rheingans (Dresdner SC 1898) 2
4. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig) 1
5. Henry Schwarz (Picardellics Velo Team Dresden) 0
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 0
 
Ergebnisse
Rad-Net