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76. GROßER PREIS VON MEHLINGEN 2. August 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Ein mißglücktes Straßentraining zwei Tage vorm Rennen in Mehlingen hatte mich traumatisiert. Ein Auto hatte mich am Donnerstagnachmittag bei der Rückkehr aus dem Taunus auf einem Radweg in Oberursel geschnitten und mir Prellungen, Schürf- und Fleischwunden auf der rechten Körperseite zugefügt. Beide Laufräder und die Bekleidung nahmen Schaden. Der Fahrer war nach dem Unfall zunächst geflüchtet, konnte dann aber von einem Zeugen gestoppt und von der Polizei vernommen werden. Die Knochen wurden in der Taunusklinik in Bad Homburg geröngt und die Wunden genäht. Aber nach der Klinikentlassung fing der Ärger mit den zuständigen Stellen erst an. Angesichts meiner Heimkehr per Taxi und dem Schwund an Rennrädern sagte Peanut: „Erst drei, dann zwei, dann eins - und nun keins.“ Zwei Tage vor Mehlingen stand ich ohne da! Eine Werkstatt in Oberursel half mir 24 Stunden vorm Rennen aus der Klemme! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ein selektiver Rundkurs über 4,75 Kilometer mit fünfzig Höhenmetern, ein kurzer, knackiger Stich mit 18 Prozent, eine Senke zum Schwungholen, zwei 90-Grad-Kurven und drei schwierige, nur mit geringer Geschwindigkeit passierbare Spitzkehren: So ließe sich die Strecke kurz und bündig zusammenfassen. Vom Neuen Friedhof in der Dreihübelstraße ging es in die Ortsdurchfahrt mit der Hofstraße, von dort in die Amselstraße über die Niedermehlingerstraße zur Mittelstraße, dann über den Landwirtschaftsweg auf die Kreisstraße 42 Richtung Niedermehlingerhof, und von dort zurück zu Start und Ziel vorm Mehlinger Friedhof. Angriffslustige Fahrer waren in Mehlingen in ihrem Element. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Obwohl Mehlingen offensichtlich böse Erinnerungen heraufbeschwört - vor zwei Jahren wäre mein Mädel nach einem Insektenstich beinahe mit einem allergischen Schock vor meinen Augen gestorben, nun das Unglück meinerseits - fuhr ich mit Peanut nach zwei verheerenden Nächten wieder zum Rennen in die Pfalz. Fassungslos erfuhr ich dort, daß nach einem Fahrer aus meiner Sonntagsgruppe mit dem Neupotzer Schmittgall ein heutiger Gegner ebenfalls von einem Auto abgeschossen wurde. Um das Trauma zu lösen, musste vieles gutlaufen heute. Und dabei ließ die Meldeliste mit vierundzwanzig Masters-4-Fahrern und ebenso vielen Frauen und U17ern aus Nah und Fern ein wiederum nervöses, aggressives Ding über achtundvierzig Kilometer befürchten... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Punkt 13 Uhr 30 wurden die Elite-Frauen von der Leine gelassen. Und zwar wie bei einem Jagdrennen mit einer halben Minute Vorsprung auf die Masters und Jugend - um ihnen eine Chance auf den Prämiensprint in der dritten von zehn Runden zu geben. „Beeilt euch!“, wünschte der Lautsprecher. Aber eine Frau als Gegner? Doch nach dem Sturz vor zwei Tagen ging´s für mich heute sowieso nur um neues Vertrauen ins Material zu fassen, und zu sehen, ob der morsche Körper hält. Die Beine fühlten sich blau an, Arm und Hüfte waren dick angeschwollen, Lunge und Motor pumpten schon beim Warmfahren schwer. Doch ich hatte Unmengen Adrenalin im Blut, hätte nichtmal den Biss eines Kampfhundes gespürt. Sofort nach dem START fielen die ersten hinten raus. Der Pfälzer Frontfahrer Antoni und der frühere Deutsche Meister Sopp übernahmen viel Führungsarbeit, während sich Kraftsprinter Slavik direkt vor mir im Hinterfeld ausruhte - um jedesmal vor einer Spitzkehre auf eine Kreisstraße am Feld vorbeizuschießen, und sich anschließend wieder zurückfallen zu lassen. Eine seltsame Taktik. Nach drei Runden waren die Amazonen geschluckt, und das Hauptfeld und damit die Spitzengruppe auf etwa 25 Fahrer angewachsen. Drängeleien speziell in den kniffligen Kurven und auf dem schmalen, vom Wind bestimmten Feldweg waren die Folge. In Runde sechs kam es vor der Senke zum Mehlingerhof zu einem Sturz mit acht Fahrern, darunter Viktor Slavik. Die meisten konnten weiterfahren, mir stockte zumindest der Atem, nur einer aus der U17 stand bis zum Schluß benommen am Straßenrand. Auch der Wuppertaler Wellner war scheinbar über die Wupper gegangen. Eine schwere Phase hatte ich drei Runde vorm Ende, als ich nach dem letzten Prämiensprint zusammen mit zwei Frauen aus der stark ausgedünnten Spitze abgehängt wurde. Dem späteren Sieger Staehle vom Sebamed Racing Team gelang als 61jährigem im zweiten Lizenzrennen seines Lebens überhaupt die Flucht. Ein Schelm, wer... dabei denkt. Antoni gewann den Sprint aus einer dreiköpfigen Verfolgergruppe vor Sopp. Slavik führte das Hauptfeld an. Ich selbst landete auf einem unerwarteten sechsten Platz. Von 24 gemeldeten Masters kamen nur 15 ins ZIEL. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Epilog Mehlingen lieferte erneut ein sehr stimmungsvollen Rennen. Großen Anteil daran hatte das von einer milden Sommerbrise durchwehte Sommernachtsfest mit einem Festzelt auf dem Friedhofsplatz. Schon mittags wurde die Wiese mit hartem Rock und Rhythmik von Rammstein beschallt. Hingegen nervte der Moderator mit stets überdrehten und prall mit Klischees gefüllten Gags. Wie war die Durchsage, wonach „die ersten Drei und zwei Ausgewählte jedes Rennens zur Dopingkontrolle müssen“, zu werten? Oder daß „Antoni Werbung für sich selbst fährt“? Letztlich interessierte sich die NADA nur für die Frauen, nicht jedoch für die Masters! Ein gebrochen Deutsch sprechender Funktionär mit NADA DOPING CONTROL-Ausweis um den Hals interessierte sich mehr für sein leibliches Wohl im Festzelt als an meinem Hinweis auf die viel zu seltenen Kontrollen. Herzig hingegen gerieten wie immer die Plaudereien mit den Rennfahrern Antoni, Hickl, Rommelfanger, Slavik etc etc... Danke! Peanut Dem unbekannten Augenzeugen in der Hohemarkstraße Polizeistation Oberursel Hochtaunusklinik Bad Homburg City Zweirad Oberursel Vitus, 4. August 2025, Bilder: Peanut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: überwiegend bewölkt, 20ºC, mäßiger Wind aus West (11 km/h) Typ: Rundstreckenrennen Länge: 48 km Im Ziel: 100 Amateure: 24, Masters 2+3: 22, Masters 4: 15, U17: 8, U15: 7, U13: 12, Elite-Frauen: 12 Masters 4 Meldungen: 24 Am Start: ?? Im Ziel: 15 1. Matthias Staehle (RSG Riedberg) 2. Walter Antoni (TSV Neupotz) 3. Jürgen Sopp (RC Musketier Wuppertal) 4. Viktor Slavik (Melsunger TG 1861) 5. Thomas Hockauf (RSG Gießen und Wieseck) 6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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