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4. GROßER STRAßENPREIS DER SPARKASSE SÜDPFALZ Hatzenbühl, 8. Juni 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Neben vielen herzlichen Begegnungen und schönen Stunden mit bislang fünf Podiumsplätzen boten Radrennen in der Pfalz für mich auch immer Gründe für Drama und Tragik - sei es durch Stürze auf engen Straßen oder brutale Regenschlachten. Hatzenbühl Pfingsten 2025 hatte eines seiner schwärzesten Kapitel. Was zu dem Zeitpunkt niemand von uns ahnte: Am Freitagabend zwei Tage vorm Rennen hatten sich meine Frau und ihre Mutter im Krankenhaus weinend in den Armen gelegen. Beim Abschied hatte ihre Mutter nochmal gewunken. Es sollte der ABSCHIED FÜR IMMER auf Erden sein. Am Pfingstmontag zeigte ihre Mutter keine Reaktion mehr, und ging in der dritten Nacht nach Hatzenbühl. Größer als bei den Geschehnissen rund um die Rennen in der Pfalz können Emotionen also kaum sein! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der Landstrich im Norden des Bienwalds und links des Oberrheins ist brettflach. Auf der Runde werden höchstens Windkanten auf dem Weg durch die Felder von Deutschlands ältester Tabakbau-Gemeinde dafür sorgen, daß die Fahrer Stress bekommen. Oder Ausreißer, die gestellt werden müssen. Von der Luitpoldstraße ging es über die Lindenstraße und den Feldweg Am Bildstöckel zurück auf die Luitpoldstraße. Eine Runde maß zwei Kilometer. Die Zielgerade war sechshundert Meter lang und zehn Meter breit - genug Platz für ein spannendes Finale. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bisweilen muß man sich auch Sorgen um den eigenen Geisteszustand machen, denkt man an Hatzenbühl 2024 und Hatzenbühl 2025. Die Ereignisse glichen sich sehr. Nachts um 3 Uhr 45 war Wecken, um fünf hatte ich meine Haferflocken vertilgt, und kurz vor sechs - während Ärzte versuchten, die Schmerzen ihrer Mutter mit Morphium zu lindern - machte sich Peanut mit mir in Frankfurt auf den Weg. Je näher der Süden rückte, umso mehr dunkle Wolken zogen auf. „Wir hoffen, daß in diesem Jahr der Wettergott ein Einsehen mit uns hat und wir ein besseres Wetter als im letzten Jahr erleben dürfen“, hatte Rennleiter Müller im Vorfeld gefleht. Vergeblich!: Mit unserer Ankunft um acht öffnete der Himmel seinen Schlund. Nichtsdestotrotz begrüßte mich Mitorganisator Christian Trauth, der in Hatzenbühl „dehäm“ ist und starker Neunter im Riesenfeld der Masters 2/3 wurde, gewohnt beseelt mit Handschlag. Fünfzig Minuten vorm ersten Rennen waren die Dinge soweit gerichtet, daß in einer versteckten Garage mit der Ausgabe der Nummern und Transponder begonnen werden konnte. Nebenan im urigen Gasthaus „Zum Pflug“ befanden sich die Latrinen. Alles schien, als wäre die Zeit vor einem Jahr stehengeblieben. Doch ALLES war anders! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der Peng verzögerte sich wegen eines am START abgestellten Autos und eines spät eintreffenden Abschleppdienstes um eine halbe Stunde. In weiser Voraussicht hatte Peanut zum Warmfahren eine Regenjacke mitgenommen. Doch heute war alles dem Untergang geweiht. Der Franke Beideck fluchte, daß ihm schon das Wasser aus den Sohlen läuft. Wellner war bereits schlecht gelaunt, daß ich ihm in Trier das Podium ruiniert hatte. Und seine Laune wurde nicht besser nach einem Streit an der Anmeldung, als er nochmal durch den Regen mußte, um sein Startgeld zu bezahlen. Ich selbst war nass und unterkühlt bis auf die Knochen, als die Jury endlich um 9 Uhr 30 die neun angetretenen Masters 4 zusammen mit sechs Elitefrauen auf die Reise schickte. Die andere Hälfte hatte angesichts der widrigen Verhältnisse gekniffen. Auch mir war beim Herabprasseln des Regens aufs schützende Auto dieser Gedanke gekommen. Doch Peanut sagte mit tränenerstickter Stimme: „Du stehst schon im Programmheft.“ Voraus lagen zwanzig Runden à zwei Kilometer, vierzig Kilometer durch empfindliche Kühle, böigen Wind, unerbittlichen Regen und aufspritzenden Schmutz. Nach fünf Runden wurde die erste Prämien ausgesprintet. Antoni gewann, derweil ich ohne große Anstrengung als Zweiter fünf Euro einstrich. Darauf teilte sich die Schar. Neben dem Pfälzer Antoni und mir pedalierten der Badenser Beideck, der Schweizer Eminger, Wuppertals Wellner, der Badenser Mohr, sowie zwei Elitedamen. Beideck attackierte zweimal. Beide Löcher konnte ich zufahren. Während ferner speziell Antoni und die beiden jungen Dinger viel Führungsarbeit im offenen Acker machten. Eingangs des letzten Drittels merkte ich auf einmal, daß ich das Rennen gewinnen kann. Bis es in die letzten vier Runden mit acht Kilometern ging und ich schlagartig fror. So stark, daß mir fast die Sinne schwanden und ich Angst vor einem Sturz in den Kurven bekam. So ging es in die Schlußrunde. Nach einer Stunde führte Antoni mit mir am Hinterrad die Spitze auf die sechshundert Meter lange Zielgerade. Als die ersten Häuser erreicht waren, zogen Beideck, Eminger, Wellner und Mohr an uns vorbei. Damit war das Podium ein weiteres Mal nicht den Besten zugefallen. Immerhin konnte ich erstmals den pfälzischen Kannibalen Antoni schlagen. Neben dem Scheinchen für die Prämie erntete ich fünfzehn Euro Preisgeld. Selbst dies war eine Wiederholung der Geschehnisse von 2024. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Epilog Nach dem unfreiwillig kalten Bad erreichte ich völlig verdreckt unseren Wagen. Peanut half mir beim Ausziehen. Anschließend verlor ich völlig die Kontrolle und wurde trotz wärmender Decke eine Viertelstunde von Schüttelfrost durchgerüttelt. Dazu schmerzte mein vor zwei Wochen geprelltes Steißbein höllisch. Ich konnte mich vor Schmerzen nicht bewegen. Anderntags wischte ich mir noch immer den Sand von Hatzenbühl aus Augen und Ohren. Doch das war garnichts gegen die Leiden von Peanuts Mutter. Das Grauen unheilbarer Krankheiten hatte auch dieses Radrennen kaputtgemacht. Danke Meine Peanut, dem BESTEN MENSCH DER WELT Peanuts Mutter Erika, die sich immer nach meinen Rennen erkundigt und die Daumen gedrückt hat. Vitus, 11. Juni 2025, Bilder: Peanut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: Regen, 15ºC, mäßiger Wind aus Südsüdwest (20 km/h) Typ: Rundstreckenrennen Länge: 40 km Im Ziel: 159 CT und Elite-Amateure: 27, Amateure: 33, Masters 2+3: 33, Masters 4: 9, U19: 6, U17: 13, U15: 13, U13: 9, U11: 10, Elite-Frauen: 6 Masters 4 Meldungen: 17 Am Start: 9 Im Ziel: 9 1. Harald Beideck (RSV Concordia Forchheim 1920) 2. Christian Eminger (RB Brugg, Schweiz) 3. Markus Wellner (RC Musketier Wuppertal) 4. Alexander Mohr (RSV Schwalbe Ellmendingen) 5. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 6. Walter Antoni (TSV Neupotz) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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