OCHSENTOUR TOP 100 BERGZEITFAHREN
Tharandt, 21. September 2024
Prolog
 
Nach all seinen Entbehrungen, Enttäuschungen, Ernüchterungen und verpassten Chancen werden am Ende einer langen Saison oft versöhnliche Geschenke gemacht. Auch diesjahr war es wieder so. Nachdem mir am Mittwoch eine Rennfahrer-Skulptur für den zweiten Platz im Gesamtklassement des Bahnrad-Cups in Heidenau in die Hand gedrückt wurde, bot sich drei Tage später beim Bergzeitfahren am „Ochsen“ von Opitz eine neue Chance aufs Treppchen. Ausgerechnet bei einem Ding, das mir überhaupt nicht liegt... Neben Trophäen in Gestalt des Stiers wurden am Randes des Tharandter Waldes gratis Buchweizen-Ähren und Russisch Brot ans Volk verteilt...
.:: DIE STRECKE ::.
Nach dem Start am Pfarrhof in Tharandt und einem kurzen Flachstück im Tal der Wilden Weißeritz über die Straße An der Schmiede, führte die Route nach rechts den Opitzer Weg hinauf. Am Abzweig „Weißiger Höhe“ folgte sie dem Opitzer Weg nach links. Gleich darauf begann das Steilstück in Form einer S-Kurve bis zur Einmündung des Bauernwegs. Es folgte ein kurzes Flachstück, bevor es in eine lange, immer steiler werdende Gerade mit anschließender Linkskurve und damit ins Finale auf der Opitzhöhe (367 Meter über N.N) ging. Der letzte Abschnitt über offenes Ackerland bot Angriffsfläche für den Wind. Das Ziel am alten Gasthof „Heiterer Blick“ erreichten die Fahrer nach 1400 Metern. Dabei waren 130 Höhenmeter zu bewältigen. Die maximale Steigung betrug zwölf Prozent.
.:: DAS RENNEN ::.
Wie in einem Dè-já-vu zum Vorjahr machte ich mich am Sonnabend Mitte September mit meinem Mädel bei herrlichem Spätsommerwetter von Pieschen entlang der Wilden Weißeritz zum zwanzig Kilometer entfernten Start im Westen Dresdens. In Freital pedalierte uns Robert entgegen, der sich bereits intensiv warmfuhr. Der Heidenauer Alex Riedel wiederum, den wir kurz vorm Start trafen, hatte schon fünfzig Kilometer in den Beinen, bevor es überhaupt erst losging. Wegen mehr Teilnehmern als im letzten Jahr (achtzig statt sechzig) erfolgten die Starts diesmal nicht im Minuten- sondern Dreißig-Sekunden-Takt. Und zwar nicht nach Altersklassen, sondern in der Reihenfolge der Meldeliste - die jedoch nicht veröffentlicht wurde. Wer nach Erhalt seiner Startnummer rechnen konnte, war im Vorteil. 12 Uhr wurde der Erste von der Kette gelassen; mit der 48 mußte ich somit 12 Uhr 24 ran. Die Startrampe war mit optischem sowie akustischem Countdown der letzten zehn Sekunden bestückt. Während die ins Pedal eingeklickten Fahrer aufs „Go!“warteten, wurden sie und ihr Rad von einem Helfer gestützt. Der Ochse mußte zweimal erklommen werden. Ab 13 Uhr 15 wurde der zweite Lauf gestartet, die Sieger durch Addition beider Läufe ermittelt.
Ein Ungeheuer stand nicht voraus. Aber es lohnte sich, die Kräfte einzuteilen. Und nicht - wie von Robert empfohlen - mit großem Blatt und Unterlenker in den Berg reinzustechen. Denn die flachen hundertdreißig Meter zum Auftakt verführten zum Überziehen. Dazu wechselte der Berg seine Schwierigkeiten wie ein Chamäleon seine Farben. Nach der Ebene am Fluß wurde die Straße steiler und steiler, wand sich durch den Wald, verlor kurz an Steigung - nur um sich im finalen halben Kilometer erneut als giftiges Biest vor einem aufzutürmen. Trotz Wechsel vom Aero- aufs Bergrad hatten ich auf dem Plateau in Opitz die nahezu gleiche Zeit des Vorjahres (6:25 statt 6:23 Minuten) Dabei half mir diesmal der Sichtkontakt zum hinter mir gestarteten Bergfloh Reisener, der 2023 Schnellster von allen war, und mich im Schlußdrittel überholte. Bei der anschließenden Abfahrt nach Tharandt entdeckte ich den aktuellen Sachsenmeister im Bergfahren: Karsten Schmidt war nebst Dame aus Chemnitz angereist. Damit war der Sieg diesmal futsch. Mit Robert, Alex und Peanut überbrückte ich bei Kaffee und Plätzchen im Grünen die Zeit bis zum zweiten Lauf ab 13 Uhr 15...  -  Hier fuhr ein Auto illegal auf die Rennstrecke und zwang den vor mir gestarteten Görlitzer Wohlgemuth im brachialen Steilstück aus den Pedalen - worauf der vor Wut schier explodierte. Ein Zuschauer schob ihn an, aber das Rennen war für ihn natürlich gelaufen. Wie im ersten Durchgang stachelten Zuschauer und Peanut mit „Hopp, hopp, hopp!“ an, dröhnte ausgangs des Steilstücks Musik aus Speakern - auf Metal nun Schlager. Nach 6:21 Minuten hatte ich den Ochsen zum zweiten Mal bezwungen: vier Sekunden schneller als im ersten Lauf, und insgesamt fünf langsamer als 2023. Spannend blieb die Platzierung: Der Bergspezialist Schmidt lag deutlich vor mir, soviel stand fest. Aber ich hoffte aufs Treppchen...
Ehrungen
 
Halb drei wurden im Garten des Pfarrhofs die Sieger und Platzierten aufgerufen. Der mit einem achteinhalb Kilo schweren Bianchi Oltre angetretene Alex und ich belegten Platz zwei unserer Altersklasse. Robert, Gewinner des Ochsen-Pokals 2017 und 2018, schnappte sich mit der insgesamt viertschnellsten Zeit den dritten Platz der Masters 1. Halb vier machten wir uns per Velo auf den Heimweg nach Dresden. Keine vierundzwanzig Stunden später folgte das Kriterium in Zwenkau bei Leipzig!

 
 
Vitus, 23. September 2024; Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 20ºC, leichte Brise aus Südost (9 km/h)
Typ: Bergzeitfahren (Jedermann)
Länge: 2,8 km (2 x 1,4 km)
Zeit des Siegers: 8:14
 
Im Ziel: 76
Elite: 4, U23: 6, Masters 1: 11, Masters 2: 12, Masters 3: 9, Masters 4: 3, Masters 5: 2, Frauen: 7, Kinder: 15
 
Masters 4
Im Ziel:
3
1. Karsten Schmidt (RSV 54 Venusberg) 10:40
2. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 12:46
3. Matthias Adlung (Freiberg) 13:42
 
Ergebnisse

Radteam Tharandter Wald