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POCO-CUP Werne, 1. März 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Für Deutschlands Straßenradsport begann das Jahr mit dem Poco-Cup, einer Pilotveranstaltung im Münsterland, veranstaltet vom RSC Werne mit Unterstützung durch das Möbelhaus Poco sowie den Freunden von Eintracht Werne. Dem Rennen vorgeschaltet war der jährliche Kampf der alten Männer um einen Stempel und eine Unterschrift zum Erhalt einer neuen Lizenz: Welcher Mediziner war willens, auf dem Antragsformular des Radfahrerbunds „Sporttauglichkeit“ zu bestätigen? Ende Januar hatte ich im weltstädtischen Frankfurt eine internationale Praxis mit Medizinern aus aller Herren Länder gefunden. Nach EKG und Labor setzte ein Jugo sein Autogramm, ein Russe an der Anmeldung kassierte spontan 25 Euro für den Stempel, und Personalchef Alexander der Große schmunzelte: „Selbst zum Radfahren braucht man in Deutschland eine Bescheinigung.“ Mein Mädel befand: „Je älter man wird, desto höher wird meist der Blutdruck. Aber wenn die in der Praxis nicht mal richtig messen können, ist das schon bedenklich. Wer weiß, was für zweifelhafte Bescheinigungen dort ausgestellt werden. Es ist eben wie im Ausland, wird wohl alles nicht ganz so genau genommen. Aber für deinen Zweck ganz gut.“ Der Attest ebnete den Weg zu neuen Rennschlachten... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DIE VORBEREITUNG ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Von Januar bis Ende Februar hatte ich dreitausend Kilometer abgespult. Die meisten allein hinauf zum 880 Meter hohen Feldberg und im winterlichen Taunusgebirge. Etliche auf einem schweren Mountainbike. Sonntags jedoch regelmäßig mit dem Oberurseler Rennradtreff, erstklassigen Fahrern vom Sebamed Racing Team und dem MTBC Wehrheim. Deren von Guides geführte Ausritte, auch „Social Rides“ genannt, führten im 28er Schnitt zwischen 110 und 130 Kilometer durch die wellige Wetterau. Dummerweise machte zwei Tage vorm Rennen meine linke Wade zu. Doch es sollte gerade nochmal gutgehen... Als Trainingsbeispiel die Gipfelwoche vom 10. bis 16. Februar: Mo.: 43 km Offroad an der Nidda, über den „Mammolshainer Stich“ und durch Felder vor Frankfurt Di.: 96 km mit 1632 Höhenmetern im Taunus Mi.: 39 km Offroad an den Ufern von Nidda und Main Do.: 37 km mit Abbruch wegen Regen und Kälte Fr.: 32 km Offroad an der Nidda Sa.: 51 km hinauf zum Großen Feldberg So.: 140 km mit dem Oberurseler Rennradtreff durch die Wetterau (1040 hm, 29er Schnitt) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die zwischen Werne und Stockum gelegene, von Ackerland, der Autobahn 1 und dem Fluß Lippe eingerahmte Rennstrecke, führte über die Wirtschaftswege An der Wiebecke, Burbankstraße, Schwartekamp, Fährenkampweg, Hagenrain und Grote Dahlweg - allesamt drei Meter schmal und völlig flach. Je nach Rennklasse variierte das zu absolvierende 2,7 Kilometer lange Rechteck, so daß sich Renndistanzen zwischen 11 Kilometer bei den Schülern und 68 Kilometer im Rennen der Elite ergaben. Felder sind dem Wind ausgesetzt. Wird er blasen? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gleich das erste Rennen im Jahr geriet für Peanut und mich zum Gegenteil einer Spritztour. Nachts kurz nach zwei war Aufstehen, um vier waren wir unterwegs, und um sieben in der Früh hatten wir nach einer Fahrt durchs schneegesäumte Sauerland den zweihundertsechzig Kilometer entfernten Schauplatz im westfälischen Werne erreicht. Mit ihren nackten Backsteinbauden, grauen Fassaden, morschen Straßen und den als Kontrast ins Auge fallenden Achtzigerjahrekneipen bot die Stadt nördlich vor Dortmund nicht gerade die schönste Umgebung, passte aber perfekt in den rauhen, düsteren Landstrich und die Werte knapp über Null an jenem ersten Samstag im März. Der Leipziger „Grossi“ Großegger hatte die Nacht in seinem Wohnmobil hinterm Klubhaus von Eintracht Werne kampiert. Er berichtete von seiner Streckenbesichtigung am Vortag, und von schmutzigen Feldwegen, auf denen das Rennen steigen sollte... Die für 7 Uhr 45 geplante Nummernausgabe verzögerte sich wegen fehlender Transponder - derweil sich eine Schlange an Sportlern in bitterer Kälte die Beine in den Bauch stand. Dann endlich - eine halbe Stunde vorm Peng - konnte ich mit Grossi zwei Besichtigungsrunden drehen. Die Straßenoberfläche war gesäubert worden, hatte aber einige Schlaglöcher. Kurz vor neun kreuzte der am Vorabend von Mallorca zurückgekehrte Heidenauer Schößler auf, der bis zur letzten Minute um eine Tageslizenz gerungen hatte - aber letztlich genauso fehlte wie der Nordhesse Siemon und andere übliche Verdächtige, die es einfach nicht lassen können. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Erinnerungen wurden wach ans alte Jahr! Mit dem im Weltmeistertrikot und einem ähnlichen Ridley Noah wie ich startenden Niederländer Paffen, sowie den jüngeren Trautmann und Slavik, mußte ich zum Auftakt gleich gegen die stärksten Gegner des Vorjahres ran. Vor ziemlich genau fünf Monaten stand ich Paffen ebenfalls in Nordrhein-Westfalen beim Saisonausklang in Rheinbach gegenüber, den der Masters-Weltmeister klar dominierte. Alle Vorzeichen sprachen für die Konkurrenz. Von vierzehn Gemeldeten stellten sich zehn Masters 4 dem kurzen, schnellen Kampf über dreizehn Runden und insgesamt fünfunddreißig Kilometer. Mit sechzig Sekunden Abstand wurden drei Dutzend der jüngeren Masters 2 und 3 aufeinandergehetzt. An der anfänglichen Führungsarbeit beteiligte ich mich nicht, hielt stattdessen das Hinterrad des ausgebufften Großegger, der auch nur am Lutschen war. Schon nach wenigen Runden kam es zum Zusammenschluß aller Mastersklassen. Und man ahnte, daß auch die Tapfersten der Tapferen, daß auch den guttrainierten Masters-4-Fahrern das bittere Schicksal nicht erspart bleiben wird. Die rücksichtslose Härte, die die heranjagenden, deutlich jüngeren, schnelleren Masters aufbrachte, führte auf den schmalen Feldwegen zu einer Selektion. Während sich die weiter vorn positionierten Paffen, Trautmann, Slavik, Wellner und Großegger behaupten konnten, mußte ich in den tieferen Gefilden reißen lassen. Eine Runde währte mein Kampf, doch die Lücke ließ sich selbst unter Aufbietung aller Energie nicht zumachen, wurde größer und größer... fünf Meter... zehn Meter... Trinkflaschenwurfweite - vergebens. Den Rest fuhr ich in einem geschlagenen Sextett. Zur Halbzeit kam uns Grossi von vorn entgegen und wurde später von uns überrundet. Dabei hatte ich noch mit einem Klaps auf seinen Hintern versucht, ihn aufzumuntern. Grossi indes seufzte traurig „´S geht nich.“ - und kam letztlich nicht ins Ziel. In der vorletzten Runde rückte im Hintergrund die Meute ins Sichtfeld, und drohte uns zu schlucken. Doch unser Grüppchen konnte einen Vorsprung von hundert Metern verteidigen. So kam es zum Endspurt, bei dem ich meine direkten Rivalen niedersprintete. Nur der schmächtige Wuppertaler Janke lag vorn. Final standen ein sechster Platz (fünf hinterm Weltmeister), und sieben Punkte für die deutsche Rangliste. Gegen die ersten Drei war kein Kraut gewachsen. Das galt es einzusehen. So war es leicht, den Besseren ins Auge zu blicken. Sie waren schneller als ich. Und haben mir gezeigt, wo ich an mir arbeiten muß. Es gibt immer Luft nach oben... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Finale Kurios und nervenzerrend verlief die Zeit bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse. Zwar schon am frühen Vormittag im Ziel, zog sich die Bekanntgabe anderthalb Stunden. Halb zwölf erschien schließlich ein Funktionär und verlas im kleinen Kreis der Masters 4 die Ergebnisliste. Die Bekanntgabe der Plätze, Namen und Vereine bedeutete zugleich die Siegerehrung. Anschließend zerstreuten sich die Fahrer in alle Winde. Die Preisgelder wurden nicht vor Ort ausgehändigt, sondern nach Meldung via Email. Für den 6. Platz bei den Masters 4 überwies der Kassenwart 35 EUR aufs Bankkonto. Die NADA ließ sich nicht blicken. Mit Kuchen vom Catering und dem Besten Mensch der Welt an meiner Seite war ich halb drei nachmittags zurück. Ich hatte im Rennen derart gefroren, daß mein Trikot noch nicht einmal angeschwitzt war. Als würde Petrus uns die Zunge rausstrecken, strahlte anderntags die Sonne vom stahlblauen Himmel über Frankfurt. Vitus, 2. März 2025, Bilder: Peanut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: bewölkt, 2ºC, leiser Luftzug aus Nord (2 km/h) Typ: Rundstreckenrennen Länge: 35 km Gemeldet: 225 CT+Elite-Amateure: 47, Amateure: 51, Masters 2+3: 47, Masters 4: 14, U17: 16, U15: 15, U13: 7, U11: 7, Weibliche Klassen: 21 Am Start: 179 CT+Elite-Amateure: 39, Amateure: 40, Masters 2+3: 38, Masters 4: 11, U17: 12, U15: 12, U13: 4. U11: 6, Weibliche Klassen: 17 Im Ziel: 162 CT+Elite-Amateure: 35, Amateure: 36, Masters 2+3: 34, Masters 4: 10, U17: 12, U15: 12, U13: 4. U11: 4, Weibliche Klassen: 15 Masters 4 Meldungen: 14 Am Start: 11 Im Ziel: 10 1. Ron Paffen (Cycling Team Limburg, Niederlande) 51:47 2. Dirk Trautmann (RV Komet Delia 09 Köln) 3. Vitktor Slavik (Melsunger TG 1861) +0:01 4. Markus Wellner (RC Musketier Wuppertal) +1:34 5. Achim Janke (RV Endspurt 08 Wuppertal) +3:07 6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) +3:08 Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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