18. PONICKAUER DREIECKSRENNEN
Ponickau, 8. September 2024
Prolog
 
Mangels Trainingsfahrten des Vereins hatte ich mich in Vorbereitung auf die letzten beiden Lizenzrennen 2024 zu einem Start beim Jedermannrennen in Ponickau entschlossen. Jedermannrennen sind nicht meine Welt, aber ich respektiere sie, und letztlich ist der Wettkampf auch immer das beste Training. Ponickau war zugleich die achte und letzte Station der Wettkampfserie Lausitz-Cup.
.:: DIE STRECKE ::.
Mit seinem welligen Profil und der abwechslungsreichen Strecke durch Dorf, Feld und Waldgebiete im Grenzland von Sachsen und Brandenburg hatte das Triangel zwischen Ponickau, Böhla und Kraußnitz einiges zu bieten, und wurde durch hohe Geschwindigkeiten überdies zu einer Krafttprobe für jeden Rennfahrer. Der Rundkurs maß 6,5 Kilometer, pro Runde waren es 36 Höhenmeter, die meisten davon am 128 Meter hohen Weißen Berg und dem 146 Meter hohen Birkenberg. Neben den beiden Waldbergen stellten zwei kurze, knallharte Kopfsteinpflasterabschnitte zudem eine echte Probe fürs Material dar. Für die Mastersklassen standen zehn Runden (65 Kilometer) auf dem Programm.
.:: DAS RENNEN ::.
Wegen Unklarheiten in puncto Anreise hatte Peanut mir angeboten, daß ich sie wecken soll, falls es mit dem Leihauto des Vereins nicht klappt. Und so kam es, daß ich morgens um neun nicht mit den Kumpels vom DSC, sondern ein weiteres Mal mit weiblicher Eskorte zwischen den Trikots der Rennfahrer stand - zur Abwechslung einmal nördlich der Königsbrücker Heide. Diese Ecke der Welt besteht hauptsächlich aus Ackerland. Und genau dort strahlte die Sonne heute unbarmherzig. Kaum da, stießen wir zuerst auf den Heidenauer Alex mit seiner Freundin, und dann auf Jonas mit seinem Tschechen-Bus von Team Unlimited. Nachmelden kostete 36 Euro. Peanut äußerte, daß man dafür auch ein schönes Musikfestival besuchen könnte. In Ponickau bekam man dafür eine Nummer, einen Transponder, eine kleine USB-LED-Leuchte und ein winziges Multitool als Geschenk. Dummerweise reichten wegen vieler Nachmeldungen die Transponder nicht für alle. Die Orga versprach, daß alle ohne Zeitmessung manuell erfasst würden. Ein wacher Geist, wem dies gelang! Im Gegenteil: Manche der Ausgestiegenen wurden als Finisher mit Rundenverlust gewertet. Andere erschienen überhaupt nicht im Ergebnis, darunter DSC-Elitefahrer Krause. Damit aber Schluß mit dem Nörgeln. Immerhin kamen Anhänger eines Straßenrennens amtlich auf ihre Kosten. In Ponickau ging´s zur Sache! Das kam nicht von ungefähr...
Gleich drei vom umstrittenen Team Ur-Krostitzer waren am Start, dazu drei von der Renngemeinschaft Bauauf-Lawi, sowie der letztjährige Deutsche Meister der Masters 4. Und die hatten´s natürlich drauf. Mit welchen Mitteln auch immer... Punkt 10 Uhr 30 ertönte als Startsignal die Fanfare der Friedensfahrt. Jedem Anhänger des Radsports im Osten jagt sie auch ein halbes Jahrhundert danach Schauer übers Kreuz. Wie in Ponickau gewohnt, starteten im Abstand von acht Minuten das Hauptrennen (Männer und Masters 2), das Seniorenrennen (Masters 3 und 4) sowie das Frauenrennen. Damit war zwar die gesamte Veranstaltung binnen drei Stunden durchgezogen, doch es kam auch zur heillosen Vermischung aller Klassen auf der Rennstrecke. Selbst der Herr an der Rundenanzeige - auch „Nummerngirl“ genannt - verlor den Überblick. Hier wäre weniger mehr gewesen. Unter 26 Methusalems mußte ich mich heute behaupten. Die beiden ersten der zehn Runden waren die schwersten. Mehrmals fuhr ich hier im tiefroten Bereich. Nach der sechsten Zieldurchfahrt war ein Viertel abgehängt. Dabei wurden die heftigsten Attacken nicht in den Anstiegen, sondern den anschließenden Gefällen und auf dem windanfälligen Ackerland gefahren. Im leichten Gefälle Ausgangs Runde acht war ich mit meinen Kräften am Ende, und schloß mich im völlig in seine Einzelteile zerfallenen Fahrerfeld mit einem Abgehängten des Hauptrennens zusammen. Zusammen holten wir in meiner vorletzten Runde ein Grüppchen mit einem meiner Kontrahenten ein. Auf dem letzten Metern schob mich der Unbekannte mit einem Schleudergriff am Hintern an die Gruppe heran - und hatte sich damit nicht nur für mich aufgeopfert, sondern mußte auch noch selbst weitere fünf Runden durchstehen. Eingangs der Schlußrunde irritierte eine Feuerwehr an der Rennstrecke. Ich verfuhr mich, hatte aber keinen Platz eingebüßt, und erntete die sogenannte Holzmedaille in der Masters 4.
 
Epilog
 
Derweil sich auf dem angrenzenden Erntedankfest Zahllose mit Schwarzer Sonne und Runen tummelten, warteten Peanut und ich auf die Ehrungen ab 13 Uhr 30 im Festzelt. Dort wurden jedoch nicht - wie gesagt - die ersten Fünf mit Preisen bedacht. Preise erhielten nur die ersten Fünf des Lausitz-Cups. Auf dem Podest des Ponickauer Seniorenrennens standen vielmehr drei im Umschuldsweiß der Bierbrauerei Krostitz. Die NADA war natürlich nicht vor Ort. Die Fahrer des Dresdner SC wurden Opfer der Hitze: Robert gab mit Erkältungssymptomen nach zwei Runden auf. Wenig später war Jonas, der tags zuvor noch Rennen in der Tschechei gefahren war, am Ende. Malte wiederum war die vierzig Kilometer nach Ponickau geradelt, hatte seine Getränke überzuckert und ging nach zwölf der fünfzehn Runden völlig dehydriert von der Strecke.
 
Zuhause bemerkte ich, daß mein HINTERRAD SCHLIFF: Wegen der Anstiege war ich mit meiner sieben Jahre alten, aber leichten Museumskarre gefahren. Hier war nach einem Laufradwechsel die Bremse nicht neu eingestellt worden...
 
 
Vitus, 11. September 2024 (Tag des Brückeneinsturzes in Dresden); Bild: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonning, 30ºC, mäßiger Wind aus Südsüdost (19 km/h)
Typ: Straßenrennen (Jedermann)
Länge: 65 km
 
Voranmeldungen: 73
Männer: 31, Masters 2: 24, Masters 3: 13, Masters 4: 2, Frauen: 3
 
Am Start: 104
Männer: 44, Masters 2: 28, Masters 3: 18, Masters 4: 8, Frauen: 6
 
Im Ziel: 86
Männer: 34, Masters 2: 28, Masters 3: 14, Masters 4: 8, Frauen: 6
 
Masters 4
Am Start:
8
Im Ziel: 8
1. Harry Kühnelt (RSV Lutherstadt Wittenberg) 1:38:10
2. Uwe Kiefl (RSC Bad Liebenwerda) +0:04
3. Henry Schwarz (Picardellics Velo Team Dresden) +1:57
4. Mario Voland (Dresdner SC 1898) +4:45
5. Andreas Meißner (RSV Peitz) +9:35
6. Thomas Müller (RK Endspurt Cottbus) +12:22
 
Ergebnisse

Picardellics Velo Team Dresden