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RHEINSTETTEN CUP Rheinstetten-Mörsch, 6. Juli 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Nach sechs Jahren richtete die Concordia 1920 Forchheim am ersten Juliwochenende wieder einen Radsporttag um den Rheinstetten-Pokal aus. Schauplatz war Mörsch, Teil der südwestlich von Karlsruhe in der rechten Rheinebene liegenden 20 000 Einwohnergemeinde Rheinstetten. Im Programm standen vier Rennen für Lizenzfahrer, sowie zwei für Hobbyakteure. Etwas über hundert gingen an den Start. Dabei war das Rennen der Amazonen mit 23 im Ziel das stärkstbesetzte. Überdies schuf der badische Petrus mit einem milden Sommertag einen herrlichen Rahmen. Doch der wurde von einen Horrorsturz überschattet!... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Rheinstetten war ein klassisches Crit Race. Eine Runde hatte 900 Meter, war bretteben und verlangte von den Fahrern eine Kombination aus Geschwindigkeit, Technik und Stehvermögen, um die langen Geraden und vier schnellen Neunziggrad-Rechtskurven - allen voran die kitzlige Spitzkehre vorm Ziel - meistern zu können. Start und Ziel waren in der Mörscher Hertzstraße. Von dort ging´s durch ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet über die Draisstraße, Daimler-Benz-Straße, Bosch-Straße und wieder zurück in die Hertzstraße. Die Distanz reichte von zwanzig Runden = 18 Kilometer bei den Hobbyfahrern bis zu epischen siebzig Runden = 63 Kilometer bei den Amateuren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Um 4 Uhr 45 riss mich der Handywecker hoch. Zum ersten Mal hatte ich keine Lust für ein Radrennen aufzustehen. Der ganze Morgen verlief wie im Delirium. Am Donnerstag hatte ich Risse in beiden Sitzstreben meines ersten Rennrads seit dem Comeback 2018 entdeckt. Es war, als wäre ein guter Freund gestorben. Einem Pferd gibt man in dem Fall den Gnadenschuß. Vielleicht war es eines der letzten Zeichen, das Kapitel Radsport wirklich zu schließen. Unter diesen Vorzeichen brachte Peanut mich wiedermal ins Grenzland zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Um neun (eine Stunde vorm Start) trafen wir in der Hertzstraße ein. Zu der Zeit waren die Aufbauarbeiten der Anmeldung noch in vollem Gange - derweil sich eine Schlange aus Rennfahrern und nassforschen Begleiterinnen die Beine in den Bauch stand. Ein Helfer bat um Vortritt für die Mastersfahrer. Endlich um 9 Uhr 35 (25 Minuten vorm Peng) hielt ich den Transponder in der Hand, heftete Peanut die Rückennummer 23 an meinen Rennanzug, blieb ein Viertelstündlein zum Einrollen... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Den Auftakt zum Radsporttag in Rheinstetten bildete das Kriterium aller Mastersklassen über fünfzig Kilometer verteilt auf 55 Runden. So hatte das Rennen 55 mal vier Kurven = 220 gefährliche Kurven! Bei jeder zehnten Zieldurchfahrt wurde um Punkte gesprintet. Dazwischen rangelten die Fahrer um Prämien, viertausend Euro kamen durch Unterstützer zustande. Schon nach drei Runden mußten die Masters 4 die Überlegenheit der jüngeren Masters 2 und 3 anerkennen. Zehn Runden kämpfte ich blitzeblau in einem versprengten Rudel, danach war ich drin im Rennen und die Spitze über alle Berge. Um Wertungspunkte konnten aber ohnehin nur die Mutigsten und Endschnellsten sprinten. Lediglich ein halbes Dutzend unter insgesamt 41 feuerte aus allen Rohren. Für alle anderen ging es darum, sich im Feld - zugleich der Spitzengruppe - zu behaupten oder nach einer Überrundung darin mitzuschwimmen. Dabei machte die Vorbeifahrt der Spitze mit ihrem Tempo, der Wucht und Kompromisslosigkeit jede Kurve zu einem brutalen Nervenkitzel. Dann rüsteten die Rivalen zum Showdown mit doppelter Punktezahl. Der endete in einem Drama: Im Eingang zur letzten von 220 Kurven, dreihundert Meter vor Ultimo, gerieten die Fahrer im harten Positionskampf aneinander. Forchheims Beideck wich dem Pulk aus, geriet an die Bordsteine und krachte mit fünfzig Stundenkilometer links auf den Fußweg in einen Mast. Noch vor vier Wochen hatte der Badenser die Regenschlacht im pfälzischen Hatzenbühl gewonnen, und sich dabei geärgert, daß ihm schon vorm Start das Wasser aus den Schuhen lief... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Epilog Wenige Minuten nach Rennende wurde in einiger Entfernung zur Siegerehrung gerufen. Beim Umziehen auf dem Parkplatz schien Peanut meinen Namen gehört zu haben. Aber da steckte ich bereits in Räuberzivil - nahm für ein Siegerfoto jedoch ein Jersey meines Dresdner SCs mit. Nach Beidecks Sturz und dem Aus eines weiteren Mitfavoriten, des Schweizer Emingers nach vier Runden, war ich Dritter geworden. Vollständig kampflos fiel das Treppchen allerdings nicht an mich. Denn obwohl das Transpondersystem des Badischen Radsportverbandes zum Einsatz kam, kam es im Ziel zu Mißklängen: Vier Fahrer, von denen ich zwei jeweils dreimal überrundet hatte, waren nicht auseinanderzuhalten und rundengleich mit mir gewertet worden. Einzig die Zeit machte den Unterschied bei Punktgleichheit. Und dennoch erkundigte sich einer der deutlich Geschlagenen im Ziel - schwankend zwischen Spaß und Zweifel - „wie ich das geschafft habe“... Es machte mich unglaublich stolz, als der Sprecher erwähnte, daß das Podium aus drei Bundesländern bestand: Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und - Sachsen! Nicht nur in Gestalt des Pfälzer Antoni tanzten Erinnerungen in meinem Kopf! Weniger gerecht fielen indes die Preise aus. Ein Herr drückte den Männern Blumen in die Hand. Und bei der Anmeldung durften sich die ersten Drei ihr Preisgeld abholen - für Rang drei einen Zehner ohne Umschlag auf die Hand. Rheinstetten Cup: Hier dachte man eher an Pokale... Sieger wurde Schlude aus der Radbastion Magstadt. Der Süddeutsche hatte letzten Sonntag mit mir die Deutsche Meisterschaft in Görlitz bestritten, dort ebenfalls auf einem Aero-Rennrad gesessen (ein Merida welches 7,2 Kilo und damit 800 Gramm weniger wog als das eigene), und war damit zwei Minuten und drei Plätze vor mir gelandet. Nach dem schweren Sturz verzögerten sich die nachfolgenden Rennen um fast eine Stunde. Der Gießener Alexander Koop, selbst Dritter der Masters 3, leistete dem Lokalmatador als Arzt Erste Hilfe und sprach von „ansprechbar, aber mindestens Rippenbrüche und einer Untersuchung der Wirbelsäule“. Unter dem gütigen Beifall der Rennfahrer rollte ein Sankra mit Blaulicht und der tragischen Figur an Bord langsam über den Zielstrich in Richtung Krankenhaus davon. Danach hätte die Veranstaltung abgebrochen werden müssen. Dank und Küsschen Peanut Vitus, 7. Juli 2025, Bilder: Peanut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: sonnig, 21ºC, schwache Brise aus Südwest (13 km/h) Typ: Kriterium Länge: 50 km Im Ziel: 100 Amateure: 21, Masters 2: 14, Masters 3: 17, Masters 4: 6, U15: 15, U13: 4, Elitefrauen: 23 Masters 4 Meldungen: 8 Am Start: 8 Im Ziel: 6 1. Richard Schlude (RV Pfeil Magstadt) 1:08:25 2. Walter Antoni (TSV Neupotz) 3. Mario Voland (Dresdner SC 1898) - 3 Rd. 4. Karl-Heinz Liebemann (RSV Stuttgart-Vaihingen) 5. Torsten Kairies (VC Frankfurt 1883) - 6 Rd. 6. Erwin Hickl (RC Silber-Pils 03 Bellheim/Pfalz) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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