RUND UM DAS STADTTHEATER
Gießen, 28. Juli 2024
Prolog
 
Mein letztes Rennen lag vier Wochen zurück, das letzte Bahntraining unter Wettkampfbedingungen zwei. Hinzu kam eine verheerende Anreise von Dresden mit Staus und großer Hitze. Das am Samstag im Rahmen der Bundesliga-Doppelveranstaltung ausgerichtete Rennen in Offenbach war wegen der Zusammenlegung aller Mastersklassen geschenkt: Gegen zwanzig Jahre Jüngere fahre ich nicht. In Gießen wurde zwar auch gemeinsam gestartet, aber wenigstens getrennt gewertet. Trotzdem malte ich mir herzlich wenig aus. Peanut stöhnte mit Blick auf die Starterliste sogar „Nee! Fünfzig Fahrer seid ihr!“ Viel hatte sich am Schauplatz in der Gießener Innenstadt seit meinem ersten Start vor fünf Jahren eigentlich nicht geändert...
.:: DIE STRECKE ::.
Anstelle von „Rund um das Stadttheater“ hätte das Kriterium auch etwas sinnlicher „Rund um den Theaterpark“ oder „Rund um den Kirchturm“ heißen können. Denn von der Johannesstraße im Norden wand sich die Strecke auf brettflachem Terrain durch die Neuen Bäue, die Südanlage, Goethe- und Johannesstraße immer an den Außenflanken des Theaterparks und an der Johanneskirche entlang. Aus der Vogelperspektive glich sie einem Oval von 800 Metern mit zwei kerzengeraden Endlosgeraden und zwei dicht hintereinanderfolgenden, ultraschnellen Rechtsskurven sowie einer haarigen Spitzkehre. Prämienspurts hielten das Tempo pausenlos hoch.
.:: DAS RENNEN ::.
Der Auftakt verlief holprig. Zwei Nachwuchsrennen mit sage und schreibe achtzehn Pimpfen und anschließender Ehrung sorgten für eine Startverschiebung. Um das Führungsfahrzeug vors dritte Rennen des Tages zu lotsen, mußten die Mastersfahrer auch noch eine Einführungsrunde drehen. Damit war die zäh erkämpfte, elementar wichtige Aufstellung am START futsch. Halb elf schließlich schnarrte die Rennleiterin die insgesamt zweiundvierzig strammstehenden Supersenioren an, daß alle Wertungssprints nicht nach Altersklassen getrennt, sondern mit gemeinsamer Wertung ausgefahren werden. „Die Arbeit mach ich mir nicht!“ Aber wenigstens erfolgte die Gesamtwertung getrennt. Mit dem Peng ging es von Null auf Fünfzig binnen hundert Metern. Es folgte eine vogelwilde Hatz über die Hochgeschwindigkeitsellipse rings um den Theaterpark. Nach sechs von fünfzig Runden hatte ich die erste geschluckt. Freiwillig. In der Rennmitte dann die zweite. Damit war die Chance aufs Treppchen meiner Altersklasse verpufft. Bis es in der hypernervösen Kurve ausgangs der Zielgeraden krachte. Ein halbes Dutzend flog mit hohem Bogen frontal in die Absperrzäune. Zum Glück waren die aus Plaste. Vier schieden aus. Den Rest absolvierte ich mit kirrem Kopf und leeren Beinen irgendwo in der zersplitterten Meute - zwischen Spitze, Feld und Geschlagenen. Final standen drei Runden Verlust und Platz sechs von acht Masters 4 im ZIEL. Der kybernetisch aufgepimpte Viktoria Slavik hatte wiedermal alle in den Sack gesteckt.
Finale
 
Da stimmt etwas nicht, dachte ich mit Blick auf den Sieger der Masters 2 mit außerirdischem Namen und jungfräulicher Ergebnishistorie. Trotz dreier diffiziler Kurven pro Runde - insgesamt also einhundertfünfzig! - wurde das Kriterium mit einem Stundenmittel von jenseits 44 km/h gefahren. Bemerkenswert auch die vielen Ausfälle: Von insgesamt 303 Gemeldeten standen 260 am Start - und davon schieden 49 mit Aufgabe, Defekt oder Sturz aus! Der neben uns parkende Zweitplatzierte der Masters 3, Schmidt aus Offenbach, hatte wegen dem regenbedingt hohen Sturzrisiko auf einen Start am Vortag bei seinem Heimrennen verzichtet. Beim Bundesligarennen der Frauen kamen von 72 Speedfreaks nur 49 ins Ziel. Rufe nach Vorläufen wurden laut, um so die Felder auf der kurzen Runde zu entzerren. Die NADA war in Gießen nicht vor Ort.
 
 
Vitus, 30. Juli 2024, Bilder: Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: teilweise bewölkt, 18ºC, leichte Brise aus Westnordwest (9 km/h)
Typ: Kriterium
Länge: 40 km
 
Gemeldet: 303
Elite-Amateure: 36, Amateure: 54, Masters 2: 18, Masters 3: 27, Masters 4: 10, U17: 4, U15: 5, U13: 6, U11: 5, Elite-Frauen: 79, Hobby: 59
 
Am Start: 260
Elite-Amateure: 36, Amateure: 43, Masters 2: 16, Masters 3: 18, Masters 4: 8, U17: 4, U15: 4, U13: 5, U11: 5, Elite-Frauen: 72, Hobby: 49
 
Im Ziel: 211
Elite-Amateure: 26, Amateure: 35, Masters 2: 15, Masters 3: 16, Masters 4: 8, U17: 4, U15: 4, U13: 5, U11: 5, Elite-Frauen: 47, Hobby: 46
 
Masters 4
Meldungen:
10
Am Start:
8
Im Ziel: 8
1. Viktor Slavik (Melsunger TG 1861) 51:13
2. Bernd Schmelz (TSV Ippinghausen)
3. Jens Boriczka (PSV Schwerin)
4. Andreas Leschert (RC 07 Fulda) +0:06
5. Rüdiger Conrad (Harburger RG) - 2 Rd.
6. Mario Voland (Dresdner SC 1898) - 3 Rd.
 
Ergebnisse

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