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15. RUND UM STRAUSBERG NORD Strausberg, 14. September 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Prolog Zu Strausberg kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Was tun am zweiten Sonntag im September? Lockeres Straßentraining mit meinem Sparringspartner Robert mit einem abendlichen Bierchen im „Watzke“? Training unter Wettkampfbedingungen beim regionalen Ponickauer Dreiecksrennen für Jedermann? Oder die weite Anreise zu einem vorletzten Lizenzrennen in Strausberg? Allein die Nachmeldegebühr in Ponickau hätte vierzig Piepen verschlungen. Und dort sollte es regnen! Peanut hätte mich zur Not auch ins 220 Kilometer entfernte Strausberg gekarrt. Und dann ergab sich eine Vakanz im Vereinsbus meines Dresdner SC: „Musso“ Benito T. fieberte. Regionaltrainerin Paula gab mir am Vorabend des Rennens alle Informationen zur Anreise. Damit war Strausberg in einer Hauruckaktion geritzt! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
.:: DIE STRECKE ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Start und Ziel waren im Lehmkuhlenring im Gewerbegebiet Nord. Der erste Abschnitt hatte es in sich. Die Straßen im Strausberger Norden waren mit knifflig zu fahrenden Kurven und hammerhartem Kopfsteinpflaster gespickt. Vorbei an einem ehemaligen Fliegerhorst der Luftwaffe ging es auf einen schmalen Weg mit Löchern und Furchen. Und weiter durch Wald und Feld auf nun durchgehend glattem Asphalt zu den Dörfern Klosterdorf und Ernsthof. Dort bog der Weg nach Süden ab und führte auf einer Bundesstraße bis auf Höhe Oberbarnim. Durch den Bollersdorfer Kreisel ging es dann in westlicher Richtung auf einer unverdächtigen Chaussee durch die Gemarkungen Ruhlsdorf, Hohenstein und Treuenhof. Nach zwanzig Kilometern war Strausberg erreicht. Die Zielannäherung verlief im östlichen Stadtrand. Eine Runde war 23 Kilometer lang und hatte neunzig Höhenmeter verteilt auf einige Zieher ohne große Prozente. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: DAS RENNEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Betreut von Mountainbike-Übungsleiter Karsten reiste der DSC 1898 im altbewährten und jüngst beidseitig zerbeulten Neunsitzer nach Strausberg. Neben mir saß der aus Österreich stammende Amateur Raphael, dahinter die nicht minder smarten Junioren Lennart und Jonathan. Alle drei sorgten bei mir den ganzen Tag für Stirnrunzeln. Um sechs war Abfahrt am Stadion im Ostragehege, wobei Herr Heidner via Extraschlenker über den Bahnhof Neustadt aufgesammelt wurde. Letztlich waren wir Dresden halb sieben entronnen, und nach Vorbeifahrt am Tesla-Werk um neun im im Märkischen Oderland dreißig Kilometer nordöstlich von Berlin angekommen. Im Schauplatz, der Industriezusammenrottung Strausberg Nord, reihte sich ein Vereinsbus an den anderen. Dazwischen erbrach sich ein Jugendlicher mit empfindlichem Magen ganz fürchterlich. Gleich nach der zähen Anreise registrierte Rapha einen platten Hinterreifen, hatte jedoch keinen passenden Ersatz dabei - und nur noch eine halbe Stunde bis zu seinem Rennen der Amataure. Ich opferte meinen letzten Schlauch mit langem Ventil, und aus Niesel wurde Regen. Im weiteren Verlauf gesellten sich die direkten Gegner Großegger und Wellner an unseren Bus. Keller stand zwei entfernt. Seinem Komplizen Matzel war der heutige Weg zu weit. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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In Kälte und Regen erfolgte um 11 Uhr 40 auf einer Straße mit dem absurden Namen Am Biotop der Vor- und fünf Minuten später im Lehmkuhlenring der scharfe START zum Rennen der Masters. Ein langer Unsympath in schwarzer Kluft begrüßte mich mit einem großmäuligen „Guten Morgen!“ - um später angesichts des mit uns fahrenden Deutschlandtrikots zu konstatieren: „Schön zu sehen, daß der auch nur mit Wasser kocht.“ Bewußter „Kelli“ frug mich: „Kennst du den mit der Nummer 45?“ Niemand hatte den schwarzen Bär aus Berlin je zuvor gesehen, es war erst dessen drittes Rennen diesjahr. Doch ausgerechnet er sollte Grund für Riesenverdruss werden... Dazwischen lagen drei große Schleifen mit neunundsechzig Kilometern. Das vom Team Marx Städter Bikescheune, also Leuten wie Grobleben, Wernicke, Kopf oder Knop angeführte Rennen, ging gleich auf den ersten Metern in die Vollen. Schon in den ersten nassen Kurven drohte ein Sturz, sprang mein Rad auf dem Pflaster zwischen der ehemaligen Kaserne und dem Fliegerhorst wie verrückt. Dem Berliner Bär flog die windschnittige Aero-Flasche aus dem Halter. Und der ehemalige Siegfahrer „Grossi“ explodierte im ersten Kilometer. Unter Aufbietung aller Kraft konnte ich eine aufgehende Lücke gerade so auf der allerletzten Speiche zufahren. Nach etwa sechs Kilometern setzten sich die Koryphäen nach vorne ab. Kelli haderte, daß er den Moment als die Post abging verpasste, weil ihm kurz der Atem stockte. Mit dem Verschwinden der Fluchtgruppe beruhigte sich das Rennen. Alle warteten auf den Angriff von Kelli und stellten sich die Frage „Kann ich da mitgehen?“. Doch alles blieb ruhig. Da war es fast schon schade, daß sich der Bauauf-Lawi-Akteur Kühnelt zehn Kilometer vor Ultimo an einem Hinterrad aufhing und mich um Haaresbreite mit zu Boden gerissen hätte. Und auch, daß sich das Rennen nach dem Schreckmoment und dem ansonsten gefühlt fairen Verlauf am Ende noch einmal aufbäumte, und in ein lumpiges Finale mündete. Rivalen sprinteten unkontrolliert kreuz und quer, schrien sich an, und nachdem Keller und Wellner unwiderstehlich enteilt waren, schien ich den Berliner Bär auf dem letzten Meter mit einem Tigersprung kaltgemacht zu haben. Ich war mir sicher, ein Rennfahrer hat das im Gefühl - selbst wenn es nur Reifenstärke ist. Ich war Dritter im ZIEL! Das böse Erwachen folgte hinterm Strich... | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Finale Die Jungs aus meinem Bus mußten nach ihrem Wettkampf lange auf mich warten, bis ich völlig durchnässt und verdreckt dort erschien. Doch ein Radrennen fährt man nicht als „Fun“ oder für die anschließende Belohnung beim „Mecces“ ums Eck, sondern des Ergebnisses wegen. Ein halbe Stunde nach Zielankunft erschien ein Kommissär mit den Listen der Masters am Anmeldeverdeck. Zwei Damen piksten sie an. Der Anblick bewirkte Schock, Wut und Gram in einem: Die Kampfrichter hatten Kinzel auf Drei gesetzt. Doch bevor ich überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, rollte der Bus des DSC bereits zum nächsten „Mecces“, waren Burger, Wraps und Crispys via Handy klargemacht. In einer Tanke traf ich später noch den umstrittenen Masterssieger Wernicke. Unser heutiger Betreuer schrieb mir anderntags: “Ich kann mir die Auswertung einer Feldankunft nur anhand von Rückennummern eigentlich auch nur als WÜRFELN oder 'Oh, das Gesicht kenn ich' vorstellen. Aber eine Zeitmessung kostet immer vierstellig, das scheint viele Veranstalter zu überfordern. Und besonders auf der Straße hat man ja dieses 'Früher gab es das auch nicht'.“... Aber im Grunde war es mein Versagen: Ein Protest am Kampfrichterwagen hätte (vielleicht) alles ändern können... Dafür fehlte indes die Zeit. Dopingkontrollen durch die NADA wurden ohnehin nicht durchgeführt. So hinterließ der Kampf im Osten nach den körperlichen Wunden der letzten Zeit eine tiefe seelische Narbe. Strausberg war eines meiner SCHWÄRZESTEN KAPITEL. Vitus, 17. September 2025 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wetter: regnerisch, 13ºC, schwache Brise aus Südwest (11 km/h) Typ: Straßenrennen Länge: 69 km Im Ziel: 237 CT + Elite Amateure: 32, Amateure: 9, Masters 2: 12, Masters 3: 7, Masters 4; 6, U19: 17, U15: 36, U13: 37, U11: 22, Jedermann: 7, Hobby: 11, Weibliche Klassen: 41 Masters 4 Meldungen: 6 Am Start: 6 Im Ziel: 6 1. Jens Keller (RSG Muldental) 1:38:12 2. Markus Wellner (RC Musketier Wuppertal) 3. Jörn Kinzel (RC Berliner Bär) 4. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 5. Harry Kühnelt (RSV Lutherstadt Wittenberg) 6. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig) Ergebnisse Rad-Net | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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