THE ATOMIC BITCHWAX, THE MAGNIFICENT BROTHERHOOD
D-Frankfurt am Main, Das Bett - 2. Juni 2012
Wäre ich heute mit meinem Mädel nicht ins Bett gegangen, wäre sie den Rest des Sommers nicht mehr mit mir zum Saufen ins Grüne gefahren. Ich war sozusagen zu etwas genötigt, auf das ich überhaupt keine Lust hatte. The Atomic Bitchwax hatten mich schon bei deren Frankfurter Gastspiel vor elf Jahren zu Tode gelangweilt, und durch die heutige Vorgruppe drohte noch Übleres. Aber Peanut steht nun mal auf wilde Rockgitarren... - Rund 66 Gesichter hatten sich zum Stelldichein von Psych, Stoner und Sixties unterm Dach des Bettklubs eingefunden. Aus Rheinhessen und Mainz waren acht Leute um den Don Nihili angerückt, dazu war Ike Anger vom neuen Bandprojekt Imperial Mustard zugegen, ferner ein Psycho mit greller New-Wave-Frisur, schwarzem Sakko, spitzen Schuhen und Antiseen-Shirt, sowie die üblichen drolligen Pärchen noch mit dem Sonnabendfick im Gesicht.
Im Netz vorab als nächste Weltsensation abgefeiert, bequemte sich 1 Stunde und 40 Minuten nach dem offiziellen Einlaß die von der Lumpensammlung ausgestattete THE MAGNIFICENT BROTHERHOOD aufs Geviert. Nicht genug damit, daß uns die zwischen Doors, Blumenkindern und Helge Schneider angesiedelten Garagenrocker aus Berlin rekordverdächtig lange auf die Folter spannten - sie waren auch noch sterbenslangweilig, selbst nach dem sechsundsechzigsten Glas. Eingebettet in psychedelische Projektionen versuchte sich ein Zappelphilipp mit Krächzstimme, lichter Lockenpracht, Brille und brauner Lederjacke an entrücktem Gehabe - und wirkte dabei schrecklich linkisch. Originell bei den Preußen kam der Pornobalken und die okkult hupende Orgel ihres wilden Bedieners daher. Aber damit hatte es sich. Während Ike Anger „mal eine rauchen ging“, bewertete Peanut die Maghood als schlechteste Band, die sie je gesehen hat. „Die Herrliche Bruderschaft“ aus der Hauptstadt war ein grotesk überspitztes, hohles Nichts, hielt aber 33 Minuten durch. Ein Frollein schlug am Ende sogar ein Rad! Erstaunlich!
 
Direkt im Anschluß setzte Unruhe ein. Der die „Psychlights“ steuernde LSDirk war überhaupt nicht hippiesk, eher ziemlich wutentbrannt durch die Halle gewieselt, und hatte sich mit anderem Personal (darunter der schräge DJ Psych Lord Konrad) angeschrien. Aus dem Dunkel des Lichtpults waren darauf Drohungen wie „Ganz oder gar nicht“ zu vernehmen. Was das bedeutete, sollten wir bald erfahren...
Ein trockenes „Hello everybody, THE ATOMIC BITCHWAX!“ läutete die Schau der Helden aus New Jersey, USA, ein. Klang, Originalität und Ausstrahlung (ganz ohne LSDirks Gefunzel): der Unterschied zu den Vorturnern konnte nicht größer sein. TAB strotzten vor Pfiff, Energie und Frische, alles war kernig und knackig, rasant und voller Ideen. Und das war nicht immer so! 1992 gestartet und 2001 in Frankfurt noch mit dem Gitarren-Onanisten von Monster Magnet unterwegs, hat man nun schon lange einen Anderen am Sechssaiter. Dazu wurde der Schlagzeuger ausgewechselt - gegen den von Monster Magnet! Okay...? Die aktuelle Bitchwax setzte sich aus Pilzkopf und Urmitglied Chris Kosnik sowie Robert-Plant-Ebenbild Finn Ryan und dem zwergigen Haudrauf Bob Pantella zusammen. Und jene schoben eine Riesenladung Riffs und einen vokalen Doppelsturm mit bluesigen und rauchigem Timbre (oft zugleich) durch die Lautsprecher. Dazu bollerte aus dem Hintergrund ein Feuerwerk aus Trommeln. Das Ganze ergab einen unglaublich dichten, hochenergetischen, fintenreichen und äußerst hirnverwirbelnden Cocktail zwischen Psych, Heavy und Stoner Rock. Heftige Vokalexplosionen wechselten sich mit längeren Instrumentenabschnitten ab. Die wiederum changierten zwischen Volldampf und fast schon doomiger Tiefe. Meinem Vergleich mit Fu Manchu setzte Ike Anger noch eins drauf: „Wie Fu Manchu - nur besser!“ Ja, Atomic Bitchwax waren richtig packend, das hämische „Hope You Die“, die von Pink Floyd geborgten „Pigs“, und das wahnsinnige, in der Langfassung 42 Minuten währende Instrumentenstück „The Local Fuzz“, ragten für mich heraus - und am Ende war doch alles nur... $, $, $... Denn mit der Geisterstunde kam´s zum Coitus interruptus! Nach 42 Minuten stiegen die Herren aus dem Ring. Jemand hinterm Regiepult äußerte: „Wenn ihr ganz laut klatscht, kommen sie vielleicht noch mal raus.“ Denkste, Puppe, nicht bei 15 Euro Eintritt! Manche waren für die Bitchwax über hundert Kilometer gefahren - und dann reichte es noch nicht mal für eine Zugabe! Derart enttäuscht, sah Peanut auch von ihrem Plan ab, den Amis eine CD abzukaufen.
 
Im Abspann standen die DJs D:K:Dent, Konrad & Black Cat mit ihren Beatniks an den Decks.
.:: ABSPIELLISTEN ::.
 
THE MAGNIFICENT BROTHERHOOD
(22.20-22.53)
1. Old Tattoo
2. Gun or Run
3. Trip in Time
4. Psychosis
5. Mindmachine
6. Playing a Role
7. Upside Down
8. Camera
9. Dope Idiots
10. Cracker
 
THE ATOMIC BITCHWAX
(23.20-0.02)
1. Stork Theme
2. Shit Kicker
3. So Come On
4. Kiss the Sun
5. The Giant
6. Hope You Die
7. Pigs on The Wing Pt. 1 [Pink Floyd]
8. Pigs (3 Different Ones)
9. The Destroyer
10. The Local Fuzz
11. Force Field
Erklärung des Konzertveranstalters „Moonshake Booking“ zu TAB
hallo tanja*
habe sie gebeten zugabe zu spielen, die wollten nicht, das ist ihre künstlerische freiheit, konnte sie nicht dazu zwingen, sorry!
alles gute, laiki xXx

 
 
R.I.P.
Die heutige sollte zugleich die letzte Begegnung mit meinem Doomgefährten Don Nihili sein. Peters Leben endete am 12. Mai 13 in den Armen seiner italienischen Frau. In den letzten drei Minuten seines Lebens haben sie „Solitude“ von Candlemass gehört......
 
 

Heiliger Vitus, 5. Juni 2012 / Mai 2013