35. AMSTERDAM-MARATHON, 17. Oktober 2010
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AUFBAUKÄMPFE
Stierstädter Halbmarathon, 11.7.10
Karbener Halbmarathon, 8.8.10
Bruchköbeler Halbmarathon, 21.8.10
Münster-Marathon, 12.9.10
Lauf gegen das Vergessen Frankfurt (10 km), 3.10.10
STRECKE ¤ VORBEREITUNG ¤ MARATHON ¤ STATISTIK ¤ BILDER
Uhrwerk Orange Vol. II - Das Wunder von Amsterdam
 
 
HELDENHAFT ENTSCHLOSSEN BARMHERZIG: Die Majuskeln im Amsterdamer Wappen gaben die Marschrichtung vor. Nach ROTTERDAM im Frühling wollten Marathona Peanut und ich im Herbst ein zweites flinkes Rennen auf niederländischem Boden hinlegen. In der weiten, weiten Welt sind wir sowieso immer am stärksten. Die Grachtenstadt im Norden sollte uns zu einem neuen Uhrwerk Orange im Nachbarland führen. Amsterdam ist ähnlich flach und schnell wie die Postmoderne im Süden und mit seiner Premiere 1975 sogar fünf Jahre älter in der Tradition. Obendrein bieten Start und Ziel im riesigen Olympiastadion von 1928 und die Streckenführung über originale Teile des Olympischen Marathons eine ganz besondere und einmalige Aura. In der achtzig Jahre alten Kampfbahn wurden die wichtigsten Spiele von Ajax und das Europacup-Finale von 1962 zwischen Benfica Lissabon und Real Madrid ausgetragen. Karel Lismont, Bill Rodgers, Gerard Nijboer und Haile Gebrselassie erlebten hier Sternenstunden. Amsterdam zählt neben den Majors zu den größten Marathons der Erde. Und: 2010 war das kleine Jubiläum...
 
.:: DIE STRECKE ::.
Nach einer halben Runde im Olympischen Stadion führte die Route in den Vondelpark. Es folgte eine Schleife über den Stadionweg rund um den Stadtbezirk Zuid, und die Route bog in den Marathonweg. Über den Amstelveense- und Stadionweg ging es ostwärts zum Amsteldijk. Hier schwenkten die Läufer Richtung Süden und strebten auf der Olympiastrecke von 1928 entlang der Amstel bis zum beschaulichen Dorf Ouderkerk. Dort bogen sie wieder nach Norden ab, und liefen entlang der Amstel in den Osten der Stadt sowie in die Innenstadt mit ihren Grachten. Neben der Naturlandschaft mit malerischen Windmühlen und Landhäusern beiderseits der Amstel, säumte das Nationalheiligtum Reichsmuseum den Weg. Außerdem schlängelte sich der Marathon zweimal durch den herbstlichen Vondelpark. Mit dem Stadioneinlauf in die olympische Kampfbahn fand der Marathon ein stimmungsvolles Ende. Achtung! Amsterdam liegt zwar zweieinhalb Meter und dem Meer, jedoch kann Wind aus der vermeintlich leichten Strecke ein schwieriges Unterfangen machen. Frankreichs Boughera El-Ouafi brauchte bei seinem Olympiasieg 1928 2:32:57 Stunden. Gerard Nijboer stellte 1980 mit 2:09:01 eine inoffizielle Weltbestzeit auf. Seit 2010 hält Getu Feleke aus Äthiopien den Kursrekord von 2:05:43. Schnellste Frau war bislang Äthiopiens Gete Wami mit 2:22:20 Stunden.
 
Eine virtuelle Streckenführung
GPSies
 
.:: DIE VORBEREITUNG ::.
Unsere ganze Vorbereitung war darauf ausgerichtet, folgende Zeitziele zu knacken: 2:49 Stunden (Kampfläufer Vitus) resp. 3:59 Stunden (Marathona Peanut). Dabei bestand das Programm aus 16 Wochen. Erstmals durfte ich in der Leistungsgruppe von Spiridon Frankfurt mitlaufen. Übungsleiter Kurt Stenzel, mehrmaliger Deutscher Meister und Zwölfter der Marathon-WM 1993 in Stuttgart, hatte mich eingeladen. Peanut zog alles durch, wobei ich ihr einmal in der Woche Tempoarbeit leistete.
 
Ein Trainingsbeispiel - die Gipfelwoche vom 9. bis 15. August 2010:
 
Mo.: 16 km Wiederherstellung nach Halbmarathon-Wettkampf
Di.: VM: 6 km Auflockerung,
Di.: NM (Mördereinheit mit Spiridon Frankfurt auf der Kampfbahn Hahnstraße):
Di.: Aufwärmübungen, danach 8 x 4 Min. + 3 x 30 Sek. (insg. 22 km) im Wald,
Di.: dazu 18 km Rad
Mi.: 12 km ruhiger Dauerlauf
Do.: VM: 22 km Steigerungslauf im Hügelgelände,
Do.: NM: Bahntraining mit 1 x 2000 m, 2 x 1000 m + 3 x 400 m, insg. 12 km
Fr.: 5 km Auflockerung mit Lauf-Einmaleins
Sa.: 40 km langer Ausdauerlauf
So.: 20 km aktive Erholung
Täglich: 20 Min. Kräftigung für Rücken, Bauch, seitlichen Rumpf sowie vordere und hintere Oberschenkel. Dazu Dehnen und die Frequenzübung „Tapping“ (schnellstmögliches Auf-der-Stelle-Treten).

 
 
Die bestrittenen AUFBAUKÄMPFE:
 
26. INT. STIERSTÄDTER KERBELAUF, 11.7.10
(Halbmarathon)
Hoffentlich ist bald wieder Herbst
 
Seit Wochen kein Regen, die letzte Nacht eine Tropennacht, eine blutrot hinterm Horizont aufgehende Sonne, überm Boden kreisende Schwalben, das Thermometer schon morgens auf 28 Grad, dicke Luft, mangelnder Schlaf, dumpfer Schmerz in den Knöcheln, der rechte knackend: Schon am Morgen schwante mir, daß dies kein schnelles Rennen wird. Auf dem Anschwitzkilometer durch Rödelheim konnte ich kaum atmen. Seit Wochen hing ein Duft von Fäulnis in der Luft. Alles war verwanzt, verlaust, verzeckt. Wie eine Art Sodom, das Ende der Zivilisation... Die Hoffnung auf Frische im Umland sollte sich nicht erfüllen: Es herrschte eine Affenhitze in Stierstadt. Immerhin schoben sich um neun dunklee Wolken vor die Sonne (und das blieb auf mirakulöse Weise nur während dem Kampf so!).
 
Punkt 9.10 Uhr erfolgte der Start. Angesichts des Wetters und des schwierigen Geländes riskierten nur dreihundert Leute eine Anstrengung, davon die Hälfte eine über die Halbmarathondistanz. Seit diesem Jahr von einem neuen Stab organisiert, folgte die Strecke wieder ihren alten Wegen vom Sportplatz Stierstadt erst nach Oberursel, und von dort in zwei verschiedenen Runden über goldene Felder und die langen Zieher unterhalb des Feldbergs. Dominiert wurde die Hitzeschlacht von einem Mann aus Bayern. Der unscheinbare Diensthuber hatte nach 1:16 Stunden die Hessen aus Frankfurt und Wiesbaden nebst einem Bus Adlerträger aus Wetzlar um Längen geschlagen (und im Ziel unerkannt und mit verschmitztem Schmunzeln neben uns Kuchen gemümmelt). - Wir selbst hatten uns nichts ausgemalt. Peanuts Ziel war „Durchkommen!“. Ich wollte wieder unter die ersten Zehn und kam auf den 8. Gesamtplatz. P. konnte sich immerhin gegen eine drahtige Geisha aus Hongkong behaupten. Am Ende wurden wir beide überraschend Klassensieger. Neben Medaille und Urkunde erhielten wir Sachpreise (Präsenttasche mit Akazienhonig, Pfefferstreuer, Süßwaren, Kugelschreiber und Schweißband). Während der Ehrungen durchquerte der letzte Läufer vorm Besenrad die Rampe an der Sporthalle. Im Pfeifen und Johlen der Läuferbande wuppte Senior Kott die 21
 097 Meter in 3 Stunden und 7 Minuten.
 
Wenige Stunden später verlor im erquickenden Winter von Südafrika die „Elftal“ der Niederlande das WM-Finale gegen die „Furia Roja“ aus Spanien. Die, die sich schon lange zuvor als Weltmeister feierten, mußten ruhmlos zurückfliegen. Selbst viele Schwalben machen eben noch keinen schönen Sommer.
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
stark bewölkt, bis 32ºC, schwacher Südwestwind
 
Teilnehmer im Ziel:
310 (HM, 10 km, 5 km, 2,5 km)
Halbmarathonläufer im Ziel: 132 (M: 108 / W: 24)
 
Männer
1. Josef Diensthuber (LG Gendorf) 1:16:37
2. Christian Spaich (TSG Oberursel) 1:20:17
3. Heiko Özaykut (TV Waldstraße Wiesbaden) 1:21:49
8. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:27:26 (1. M45, 8. Gesamt)
 
Frauen
1. Prisca Lepper-Schwarzer (RFC Oberstedten) 1:36:53
2. Ute Steffek (Laufziel) 1:39:31
3. Svenja Lepper (RFC Oberstedten) 1:46:04
13. Peanut (Frankfurt) 2:00:55 (1. W45, 102. Gesamt)
 
Ergebnisse

TV Stierstadt 1891
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21. KARBENER STADTLAUF, 8.8.10
(Halbmarathon)
Willkommen im Club
 
In der Wetterau hätte ich überhaupt nicht antreten dürfen. Seit Ewigkeiten waren mein Knöchel und die rechte Achillessehne entzündet, und zehn Tage vor Karben erlitt ich auch noch einen Muskelriß im linken Unterschenkel. Der Bogen war überspannt, und einen holländischen Heilkünstler, der einen Herrn Robben mit „aggressiver Behandlung“ fitmacht, kenne ich nicht. Doch Eiswasser, heilende Hände, Kompressionen, Dehnen, Magnesium, eiweißreiches Essen und gutes Heilfleisch führten zu einer Blitzheilung. Wir waren bereit...
 
... im Unterschied zu vielen aus dem Vorsommer. Statt 742 liefen diesmal nur 518 ins Ziel, beim Hallbmarathon gar nur 186. Doch das Feld war gut besetzt. Neben den Armadas von Skills 04 Frankfurt und dem SSC Hanau-Rodenbach war flinke Konkurrenz aus Mannheim angereist. Traditionell der Bürgermeister gab um 9 Uhr den Startschuß zum Halbmarathon. Wie gewohnt führte die Strecke über vier Runden durch die Straßen seiner Stadt. Schon nach einem Kilometer war die Abteilung Attacke entschwunden und eine vordere Platzierung futsch. Angesichts meiner Verfassung ging´s heute aber ohnehin nur ums Durchkommen. Ansporn gab der junge Äthiopier Gammachu Ararsa, der als 10-Kilometer-Sieger auf der zweiten Runde an mir vorbeiflog und mir ein fröhliches Lächeln zuwarf. Wir kannten uns... Die meisten der 21 Kilometer mußte ich allerdings allein machen...
 
Ehe sich im Ziel die Begegnungen regelrecht überschlugen. Erst war es Gammachu, der uns zum Tisch mit den Afrikanern einlud (Ararsa will den Frankfurt-Marathon 2010 in 2:12 Std. schaffen), und später unter anderem Frauensiegerin Sattler, die mir von ihrem jüngsten Sieg beim Elsaß-Marathon berichtete (dabei wurde die Spiridonfrau auf einer Wippe mit Wein aufgewogen. Sattler durfte 69 Flaschen französischen Riesling einsacken). Mit dem eigenen Abschneiden waren wir hochzufrieden. Peanut hatte sich vor zwei Wochen auch Spiridon Frankfurt angeschlossen. Damit liefen wir nun beide nicht mehr für uns, sondern für den großen Verein der Stadt. Beflügelt von dem blauen Rennleibchen hatte die Neu-Spiridona seit Mai endlich wieder mal die zwei Stunden geknackt. 1:53 Std. reichten für die 11. Stelle bei den Frauen. Ich selbst hatte nicht im Traum an eine Zeit von 1:24 Std. geglaubt. Das war Platz 12 unter rund 200 Halbmarathonis. Der Sieger kam weder aus den Reihen der schwarz-orangen Flitzer aus Frankfurt, noch aus Mannheim. Nein, ein Südosthesse ließ sie alle doof aus der Wäsche gucken.
 
Eine technische Panne sorgte für große Probleme. Ein Kurzzschluß in der mittleren Antenne der Zeitmeßanlage durch Regen in der ersten Runde war die Ursache. Nach Zielschluß mußten die Zeiten den Runden manuell zugeordnet werden. So konnte das Rennen auch regulär gewertet werden. Bei den Ehrungen im Sportfeld kam es allerdings zu langen Verzögerungen. Nach drei Stunden beschloß die Organisation, die Auszeichnungen ohne Händedruck herauszugeben oder auf Wunsch nachzusenden. Bei Regen, Wind und Sonne sind Peanut und ich mit letzter Kraft mit den Rädern entlang der Nidda zurück nach Frankfurt gefahren.
 
 

ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
Sonne, Wolken und etwas Regen, 23ºC, leichter Wind
 
Teilnehmer im Ziel:
518 (HM, 10 km, 5,4 km, 3000 m, 1000 m, 300 m, NW)
Halbmarathonläufer im Ziel: 187 (M: 156 / W: 31)
 
Männer
1. Markus Riefer (SSC Hanau-Rodenbach) 1:16:14
2. Frank Zimmer (Skills 04 Frankfurt) 1:16:32
3. Raphael Grotti (Laufundsportshop Manheim) 1:17:25
12. Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt) 1:24:57 (3. M45, 12. Gesamt)
 
Frauen
1. Annette Sattler (Spiridon Frankfurt) 1:33:50
1. Frauke Bastady-Bieniek (TG Naurod) 1:39:48
3. Kirsten Aalling (Bio Runner Rhein-Main) 1:41:06
11. Peanut (Spiridon Frankfurt) 1:53:30 (5. W45, 132. Gesamt)
 
Ergebnisse

Team Endzeit
GPS-Strecke
GPSies
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27. BRUCHKÖBELER STADTLAUF, 21.8.10
(Halbmarathon)
Ich krieg dich!
 
Auf einen verregneten August schnellten beim Kirmesrennen in Bruchköbel die Werte in den zweistelligen Bereich - bevor am Montag die nächste Kaltfront über Hessen rollte. Heute jedoch zeigte das Thermometer 31 Grad! Und subjektiv war es noch viel, viel wärmer! Dazu fegte Wind über Südosthessen. Und nicht zuletzt zogen die weiten Wege durch Bruchköbel (Bahnhof-Anmeldung-Umkleide-Start: allein fünf Kilometer!) einigen Saft aus dem Leib (von meinen andauernden Schmerzen im Fuß gar nicht zu reden).
 
Um 14:45 Uhr blies der Bürgermeister zur Jagd. Zweihundert stellten sich der Halbmarathondistanz. Hundert Streckenposten gaben ihr Bestes, der Hilfsbetrieb „Bauhof“ sorgte für die Absperrung, die Zeiten wurden von der Startnummer Bib-Chip auf die elektronische Maschine übertragen: Als Außenstehender macht man sich keine Vorstellung von diesem Mordsaufwand... Wie gewohnt führte der erste Teil über das nördlich liegende Dorf Issigheim, der zweite durch den Bruchköbeler Wald im Süden der Straße. Besonders die drei Hügel über die Fechenmühle ruinieren früh jede schnelle Zeit. Zwar beträgt der Anstieg nur 67 Meter, aber die türmen sich gleich zu Beginn - und danach ist die Luft raus. Dazu kam ein Zwischenfall, den ich hauteng miterleben mußte: Nach neun Kilometern war ein 10-Kilometer-Läufer kollabiert. Zwei Anwohner kümmerten sich um die Nummer 540, in der Ferne heulten Sirenen, und fortan holperte eine Pferdekutsche mit Wasser durchs Feld, damit nicht noch mehr passiert. (Die Orga sprach von einem „Notfall für das Rote Kreuz“, verschwieg aber den Ausgang.) Gleich darauf ging es acht Kilometer in den Wald. Innerlich hatte ich Bruchköbel bereits abgehakt, ehe mir einer von hier zurück ins Rennen verhalf. Wir lagen auf den Plätzen 6 und 7, hatten am 15. Kilometer zwei gestellt, und nachdem einen Kilometer weiter der unbekannte Begleiter wegplatzte, war ich plötzlich auf die vierte Stelle vorgedrungen. Noch sensationeller: 600 Meter vor Schluß rückte der bis dahin Dritte in den Blick. Der Arme krabbelte in einem Schwächeanfall nur noch am Bordstein lang. Und so wandelte sich Bruchköbel für mich zu einer faustdicken Überraschung. Ich war „lachender“ Dritter des Halbmarathons geworden! Die Spitze lief in Abständen von fünf Minuten ins Ziel. - In der Sonnenglut hatte nicht nur der zweimalige Sieger und Zweite Lehr kapituliert, auch für Peanut lief es nicht so gut. Sie war 21 Minuten langsamer als vor zwei Wochen in Karben! P. berichtete, daß die Läufer in ihrem Bereich schon nach drei Kilometern erstmals gingen! Mehr als die Hälfte blieb über zwei Stunden, 142 schafften es bis zum Zielschluß nach 2 ¾ Stunden.

 
Ab 18.15 Uhr übergab der Schirmherr an der Freilichtbühne Freier Platz die Trophäen. Alle Sieger bekamen einen kleinen Pokal. Bei guter Laune haben wir erst mit einem Sportwanderer von „Astrid Jungs“ gequatscht, und später drei Regenerationsbierchen im Garten der Bahnhofskneipe „Gleis 3“ gezischt. Halb zehn abends war der Einsatz für uns beendet. Nach sieben (!) Stunden konnte ich wieder pinkeln! Peanut auch.
 
Unter dem Aufmacher „Randale trübt das Bruchköbeler Altstadtfest“ meldete der „Hanauer Anzeiger“: „Tausende pilgerten am Wochenende nach Bruchköbel, um das Altstadtfest zu feiern. Ob Musik, Sport, Tanz oder Einkaufsvergnügen: Rund um den Freien Platz wurde für jeden Geschmack etwas geboten. In der Nacht zum Sonntag gab es an der Dreispitzhalle aber auch Ausschreitungen. Wie die Polizei am Sonntagmorgen mitteilte, sei es bei der Techno-Party an der Sporthalle zu einer „heftigen Randale“ gekommen. Die rund 250 Partybesucher seien von einer etwa 20köpfigen Personengruppe heimgesucht und attackiert worden. Die Randalierer hätten das Partygelände mit Knüppeln bewaffnet gestürmt. Verletzt wurde aber niemand. Bürgermeister Günter Maibach hatte das Fest am Freitagabend mit dem Freibieranstich eröffnet und damit den Startschuß für das Fest gegeben. Live-Bands sorgten ebenso für Stimmung wie DJs. Zudem konnten sich die Gäste bei Kunstausstellungen, bei sportlichen Wettkämpfen oder beim Flohmarkt vergnügen.
 
Dankesworte gehen an
LT-Leiter Bowien und seine Mannschaft vom LAZ Bruchköbel
Die unbekannte Heilpraktikerin für die gute Zielmassage
Das beste Publikum bei einem hessischen Halbmarathon
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter:
sonnig, 31ºC, schwacher bis mäßiger Südwest
 
Teilnehmer am Start:
über 500 (HM, 10 km, 5 km, Schüler, NW, Sportwandern)
Teilnehmer im Ziel: 467
Halbmarathonläufer im Ziel: 142 (M: 114 / W: 28)
 
Männer
1. Patrick Fiederling (SV Höhefeld) 1:18:34
2. Michael Regele (Wertheim) 1:23:16
3. Mario Voland (Spiridon Frankfurt) 1:28:28 (1. M45, 3. Gesamt)
 
Frauen
1. Christiane Hofer (Frankfurt) 1:44:40
2. Marja-Lena Haid (Hanau) 1:47:57
3. Evelyn Latta (LG Altenstadt) 1:52:01
17. Peanut (Spiridon Frankfurt) 2:14:44 (4. W45, 105. Gesamt)
 
Ergebnisse
Team Endzeit
GPS-Strecke
GPSies
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Der AUFBAU-MARATHON
(Klick auf das Emblem öffnet einen separaten Bericht)
 
9. MÜNSTER-MARATHON, 12.9.10
 
7. LAUF GEGEN DAS VERGESSEN FRANKFURT, 3.10.10
(10 km)
Zwanzig Jahre ... und im nächsten Moment schon vergessen
 
Am 3. Oktober jährte sich der Anschluß der DDR an die BRD zum zwanzigsten Mal. Während ihn die Eliten als „Tag der Einheit“ feierten und Ausgegrenzte Worte und Molotowcocktails gegen die Bundesparty pfefferten, stand den meisten Deutschen der Sinn eher nach Vergessen. Etliche liefen heute auch nicht für Deutschland sondern gegen die Krankheit des Vergessens. Der Lauf „Rund um das Ginnheimer Wäldchen“ in Frankfurt war als „Lauf gegen das Vergessen“ veranstaltet und sollte einerseits unseren verwirrten Mitmenschen zeigen, daß sie nicht vergessen sind, andererseits das Schicksal der Dementen nach außen tragen. Dafür opferten rund 450 Junge und Alte und Dicke und Dünne zehn Euro. Für die Spende zum Hilfswerk gab´s ein Andenkenhemd. Ferner kam durch eine Leiterbahn in der Startnummer die elektronische Zeitnahme zum Einsatz.
 
Von 10.50 Uhr an wurden die Teilnehmer auf ihre unterschiedlich lange Reise geschickt, darunter um 11.15 Uhr die 10-Kilometer-Läufer. Am Sportplatz des PSV Blau-Gelb beginnend, führte eine fünf Kilometer lange, gekieste Runde durch den von Ginnheim, Hausen und Praunheim umrahmten Niddapark. Je nach Rennen war sie ein bis drei Mal zu absolvieren. Schönes Spätsommerwetter lockte Scharen an Zweibeinern auf Drahteseln oder mit Hund hinaus ins Freie. Dazu kamen die im Viertelstundentakt losgelassenen Läufer, Kinder und Wandervögel der verschiedenen Distanzen. Schwer, in diesem Klumpen aus Köpfen, Beinen und Fleisch den Überblick zu behalten. Dafür öffnete die schlampig gesicherte Strecke dem Schmu Tür und Tor. Gute Zeiten waren durch das Geläuf im Niddatal ohnehin verhagelt. Nur der Platz zählte. Die erste Runde lag ich hinterm Führungsduo, die zweite machte ich allein. Am Ende war ich Dritter unter 143 Ankommern im 10-Kilometer-Lauf. Peanut hatte tags zuvor noch 32 Kilometer trainiert. Dennoch wollte sie sich das Läufchen nicht entgehen lassen, schließlich lag´s vor der Haustüre. Mit 4:52 Minuten war sie den ersten Kilometer schnell wie nie zuvor gelaufen. Den Strich kreuzte sie als neunte Frau.
 
Damit war die letzte Prüfung vor Amsterdam geschafft. Vorm Klubhaus von Blau-Gelb stieß ich im Gehen auf Spiridons glatzköpfigen Portugiesen Coelho (Marathon-Bestzeit 2:35 Std.), der mit Kind auf der 5-Kilometer-Strecke unterwegs war. Die Achillessehne und der Beruf hemmen das Laufen auf hohem Niveau. Das Ende der Athletennation DDR wurde übrigens nach vierzig Jahren besiegelt. 1990 erfolgte der „Beitritt“ zur BRD.
 
 
ZAHLEN UND ZEITEN
 
Wetter: sonnig, 21ºC, mäßiger Wind
 
Teilnehmer im Ziel: 430 (15 km, 10 km, 5 km, 3 km, jeweils Lauf und Sportwandern)
10-km-Läufer im Ziel: 143 (M: 93 / W: 50)
 
10 km Männer
1. Robert Wolf (LG Dreieichenhain) 37:21
2. Tobias Rop (TV 1893 Rheinau Mannheim) 37:31
3. Mario Voland (Spiridon Frankfurt) 39:16 (1. M45, 3. Gesamt)
 
10 km Frauen
1. Clara Hartmann (-) 46:05
2. Sylvia Roberts (-) 47:56
3. Rita Cord to Krax (Ginnheimer LT) 48:35
9. Peanut (Spiridon Frankfurt) 51:04 (4. W45, 51. Gesamt)
 
Ergebnisse
Chipzeit
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Vitus´ TRAININGSWOCHEN vom 28. Juni bis 17. Oktober in der Übersicht:
 
01. Wo. (152 km): Training
02. Wo. (112 km): Halbmarathon (8. in 1:27:26)
03. Wo. (151 km): Training
04. Wo. (162 km): Training und Peanuts Anschluß an Spiridon Frankfurt
05. Wo. (151 km): Training
06. Wo. (119 km): Halbmarathon (12. in 1:24:57)
07. Wo. (155 km): Training
08. Wo. (111 km): Halbmarathon (3. in 1:28:28)
09. Wo. (150 km): Training
10. Wo. (123 km):
Training

11. Wo. (97 km): Direkte Wettkampfvorbereitung - MÜNSTER-MARATHON (47. in 2:55:15)
12. Wo. (100 km): Wiederherstellung
13. Wo. (151 km): Training
14. Wo. (140 km): 10-Kilometer-Lauf (3. in 39:16)
15. Wo. (121 km): Direkte Wettkampfvorbereitung
16. Wo. (93 km): Direkte Wettkampfvorbereitung - AMSTERDAM-MARATHON (243. in 2:54:38)

Gesamt: 2088 km
 
.:: DAS RENNEN ::.
 
35. AMSTERDAM MARATHON, 17. Oktober 2010
Donnerstag, 14. Oktober
 
Zum zweitenmal in diesem Jahr verschlug uns der Marathon nach Holland. Nachdem uns der Frühling in die zerbombte Hafenstadt im Süden führte, lockte uns der Herbst in die von Fliegern verschonte Schöne am IJsselmeer. Rotterdam und Amsterdam unterschieden sich stark: An der Rotte arbeitet, an der Amstel lebt man! Nach 4 ½ Stunden waren wir von Frankfurt aus in Amsterdam eingetroffen. Peanut hatte uns eine Privatunterkunft im westlichen Grachtengürtel klargemacht. Bei der Ankunft trafen wir auf eine spezielle Frau mit besonderem Einrichtungsstil. Eine Künstlerin wollte uns ihre Wohnung eine Woche überlassen und in der Zeit bei ihrem Freund unterkommen. Aufgrund neuer Steuergesetze mußte die Aktion geheim bleiben. Wir wohnten also sehr privat und illegal dazu! Und zwar über den Dächern direkt am Zusammenfluß von Herengracht und Brouwersgracht. Anstelle von Schränken, Regalen und einer Einbauküche bestand unser Zuhause auf Zeit aus am Boden aufgestapelten Büchern, Bildern und Graphiken, meditativen Klangschalen und Om-Glöckchen, rituellen Kerzen und Heilsteinen. Von der Decke wallten schwere Vorhänge, auf dem Tisch stand ein Bild vom Dalai Lama. Kaffee und Tee wurden mit einem Pfeifenkessel von Hand aufgebrüht. Außer einem Feldkocher, einem Kofferfernseher und diversen Lichtspendern war die Einrichtung frei von elektrischem Gerät. Wir weilten in einem Refugium der Beschaulichkeit und des Friedens - mit Coffeeshops an jeder Ecke. Haschisch durchwehte die Luft.
 
Freitag, 15. Oktober
 
Grundverschieden gestaltete sich unser Besuchauf der Marathon Expo in den Sporthallen Zuid am Olympiastadion. Die Stände waren im Eilverfahren abgeklappert, und die Startertüten - in denen nur das weiße Lätzchen und vier Nadeln lagen - ebenso rasch besorgt. Durch den Versand nachhause wäre den Sportlern vieles erspart geblieben. So hatten wir zumindest die Metro bereichert. Amsterdam erwies sich als Geldtreiberei. Während Peanut auf der Messe nicht einen Heller springen ließ, ließ ich mich immerhin zum Kauf zweier Rennhosen hinreißen. Am Nachmittag unternahmen wir einen Lauf von sechs Kilometern mit Steigerungen im Renntempo durch den Westerpark.
 
Sonnabend, 16. Oktober
 
Wie in den Vornächten schliefen wir ungewöhnlich lang aber auch nicht richtig fest. Eine durchgängige Matratze und Decke hatte jede Bewegung des Bettpartners übertragen. Dazu gesellte sich in der ersten Nacht eine Mücke als Dritte im Bunde zu uns. Obendrein bereitete mir ein Hühnerauge am kleinen Zeh Sorgen. Doch der Schmerz hielt sich in Grenzen... Ein Lockerungstrab über die Kanäle am Morgen, ein Spaziergang am Mittag und nachmittags das Zurechtlegen der Rennkleidung und eine Massage, um die Glieder zu lockern: das war der Sonnabend. Zum Abendessen haben wir uns Reis mit Gemüse und Lachs gemacht.
 
Sonntag, 17. Oktober
 
Heute sollte Hollands Hauptstadt vom
AMSTERDAM-MARATHON dominiert werden. Unser Wecker war auf 4.44 Uhr gestellt. Eine zerrüttete Nacht mit zwei erkämpften Stunden Schlaf lag hinter mir. Peanut wäre auch gern länger im Bett geblieben. Doch draußen kündigte sich mit kühlem, sonnigem Herbstwetter und nur einer leichten Brise ein fast perfekter Marathontag an. Vom Hauptbahnhof waren wir mit den Metros 51 und 50 zum Amstelveenseweg gefahren, und von dort waren´s noch zehn Minuten per pedes zur Sporthalle Süd. Anderthalb Stunden vorm Start betraten wir die Umkleidehalle. Sämtliche Habseligkeiten konnten auf dem Weg zur Aufstellung in einem Zelt vorm Olympiastadion eingelagert werden. 9.35 Uhr - fünf Minuten nach Torschluß und zehn Minuten vorm Peng - waren wir in die große Arena hineingetaucht. Peanut fand ihren Block gleich am Marathontor, ich selbst mußte mich noch durch die ganze Südkurve durchschlagen. Stewards kontrollierten die Zugänge zu den Blöcken. In letzter Sekunde waren wir drin... Mehr als 31 000 Langstreckenläufer aus 73 Ländern, davon 10 241 über die klassische Distanz, bedeuteten einen neuen Teilnehmerrekord. Zehntausend Zuschauer bevölkerten die Traversen der Kampfbahn von 1928. Das waren die erhabenen Augenblicke jenes Oktobermorgens, als Stadtoberhaupt van der Laan den Schuß abfeuerte.
Die Kampfbahn von 1928 (© Amsterdam-Marathon)
Kilometer 0 bis 10: Vom Olympiastadion durch den Vondelpark rund um den Alten Süden
 
Punkt 9 Uhr 45 erfolgte der START. Wegen dem großen Feld wich die Route von den Vorjahren ab. Die halbe Runde auf der Stadionbahn verlief von der Ehrentribüne durch die Nordkurve in entgegengesetzter Richtung. So konnte der Läuferwurm mit einer nur unmerklichen Krümmung durch das Marathontor entschwinden. Im Verlauf war auch noch ein Tunnel gewichen. Andererseits bargen ein Engpaß und Schienen im Amstelveenseweg gleich zum Auftakt die Gefahr, sauber die Beine weggetreten zu bekommen. Nach einem hitzigen ersten Kilometer führte die Strecke mit einer leichten Steigung durch den Vondelpark und durch ein schmales Tor wieder aus dem Grün hinaus. Nun mußte ein Rechtsbogen von zehn Kilometern rund um den Stadtbezirk Zuid durchgehalten werden. Das Tempo für einen Marathon unter 2:50 Stunden konnte ich anfangs überhaupt nicht finden, hätte dafür jeden Kilometer in 4:02 Minuten zurücklegen müßen. Durch die Behinderungen zeigte die Stoppuhr aber für zwei Kilometer 4:20 Minuten an. Nach zehn Kilometern drohte sogar ein Kampf selbst um die Unterbietung der Drei-Stunden-Marke. Zwei Dutzend Afrikaner und Asiaten wieselten mir im Gegenverkehr des Stadionwegs entgegen. Mit einigen hundert Metern Abstand folgten noch mal sieben Leute, darunter mit Stitzinger der erste Niederländer. Später brachte die gleiche Stelle eine Begegnung zwischen Peanut und mir. Meine Große hatte sechs Kilometer hinter sich, ich war zwei weiter.
 
Kilometer 11 bis 20:
Von Rivierenbuurt auf olympischen Wegen nach Ouderkerk
 
Den zusammen mit der alten Kampfbahn ehrfürchtigsten Abschnitt bildeten die Kilometer 13 bis 20. Die Strecke schlängelte sich über das geschliffene Pflaster des Olympiamarathons. Was einem da so durch den Kopf ging... wer da schon drübergerannt ist... die Helden der Vergangenheit... 1928 waren 69 am Start, 57 kamen ins Ziel. Frankreichs El-Ouafi siegte vorm Chilenen Plaza und Marttelin, Finnland... Leider war der historische Sektor der schlimmste im ganzen Rennen für mich. Im Amstelpark fiel ich in eine unergründliche, zeitlupenhafte Lähmung. Ich lief fast am Anschlag und kam trotzdem nur im Schneckentempo von der Stelle. Jemand in einem rot-weißen Trikot aus Berlin ließ mich locker stehen. Fürchterlich! Ruderer zogen auf der Amstel ihre Bahn. Zugleich brachte mich ein Dampfer mit kitschiger Volksmusik fast zum Lachen. Lautsprecher ahmten gute Stimmung und fröhliche Zuschauer nach. Mit der Überquerung der Amstel im südlich vor Amsterdam liegenden Dorf Ouderkerk aan de Amstel war ich zum zwanzigsten Kilometer vorgedrungen. Ein ländliches Idyll mit alten Landhäusern lud hier zum Schlußmachen ein. Aber man fährt nicht ins Ausland, um aufzugeben...
 
Kilometer 21 bis 30:
An der Amstel lang mit einer Schlinge um Overamstel wieder nach Norden
 
Mit 1:27:44 Stunden war mein Halbmarathon zwei Minuten langsamer als in Rotterdam im Frühling. Welten! Eine frische Brise vom Meer fuhr in die Räder der Windmühlen. Es ging über baumlosen Acker. Und ausgerechnet am schwersten Punkt überhaupt ging ein wundersamer Ruck duch den Kampf. Schon geraume Zeit hatte ich hochmütiges Englisch im Rücken gehört. Das Wort „Competition“ (Wettkampf) war gefallen. Die das sagten, zogen nun an mir vorbei. Zwei von der Insel. Der eine ein erfahrener Mann mit dem schönsten Laufstil, den man sich vorstellen kann, hochfliegenden Fersen und langem, gleichmäßigen Schritt. Ein rostbraunes Jersey der „Tamar Trotters“ hing auf seinen Schultern. Der andere ein durchtrainierter, zäher Bursche mit geschorenem Schädel und der Unerbittlichkeit eines Kampfhundes. Sicher glaubten die Engländer, ich sei müde. Damit hatten sie ja fast Recht. Eine Kapitulation war aber nicht vorgesehen. Und so entbrannte unter der tiefen Herbstsonne ein fanatischer Kampf... So wie mir die Läufer von der Insel kilometerlang im Kreuz gehangen hatten, würde ich nun deren Windfang ausnutzen. Neben Wasser konnte man sich alle fünf Kilometer mit dem roten Fliegerbier AA Drink und Bananen stärken. In keinem Marathon habe ich mehr feste Nahrung aufgenommen, bei den letzten Rennen gar keine. Diesmal gleich drei von den Südfrüchten. Der Wind und die Kühle zehrten viel Energie. Mit den üblichen Siruptütchen wäre ich nie durchgekommen. Im Schatten der Angelsachsen nahm der Lauf nun eine unerwartete Wendung. „Seventeen kai to go“ (noch 17 Kilometer) war das Letzte, was ich hörte. Fünf Kilometer weiter war das fremde Palaver verstummt.
 
Kilometer 31 bis 40:
Ab Watergraafsmeer im großen Bogen um Oost und weiter an der Singelgracht
 
Die Route verlief nun durch den mit Verlaub gesagt beschaulichen Osten Amsterdams. Eigentlich war überhaupt kein Mensch unterwegs. Wenn da mal eine Ansammlung herumstand, handelte es sich um Radfahrer, die an Schleusen mürrischen Blickes auf die Erlaubnis zum Überqueren der Strecke warteten. Anfeuerungen gab es keine. Dafür machte ich Läufer um Läufer nieder. Tod oder Gladiolen hatte ein holländischer Sportlehrer propagiert. Ich rannte auf der letzten Speiche - immerhin war das der vierte Marathon im Jahr - und erwartete jeden Augenblick den gefürchteten „Mann mit dem Hammer“. Doch der kam nicht. Der Marathon von Münster hatte die erhoffte Durchhaltekraft gebracht. Der Kopf wollte, und Bauch und Beine gaben alles her. Über leere Straßen waren Watergraafsmeer und Oost überrannt. Dazu das rot-weiße Leibchen aus Preußen. Auch der Tamar-Trotter rückte mir noch mal auf den Leib - der Ältere der beiden Tommys. Der andere war längst zerbrochen. Noch mal flammte das Scharmützel auf. Aber jetzt griff ich selbst an. Am 38. Kilometer hatte ich mir den Engländer zurechtgelegt - und eingangs des Vondelparks war dieser hartnäckige Gegner endgültig VERNICHTET. Ein Wadenkrampf konnte mich nicht mehr aufhalten. Der Abschnitt zwischen Kilometer 35 und 40 war mit 20:16 Minuten der schnellste im ganzen Marathon.
 
Kilometer 41 bis 42,195:
Durch den Vondelpark zum Olympischen Stadion
 
Über den Amstelvenseweg erfolgte die Zielannäherung und der beifallsüberschüttete Platz vorm Stadion öffnete den Blick auf den Marathonturm mit der Feuerschale und das Marathontor. CITIUS-ALTIUS-FORTIUS: das Motto der Amsterdamer Spiele erstrahlte auch nach 82 Jahren noch voller Stolz über dem Reichsmonument. Paavo Nurmi bestritt damals den 10-Kilometer-Lauf, für mich waren allein die letzten zweihundert Meter des Marathons zur historischen Tribüne unbeschreiblich. Die totale Erhöhung! Durch eine schnellere zweite Rennhälfte fehlten am Ende nur 4 ½ Minuten zum Ziel „2:49:59“. Ich besetzte den 243. Gesamtplatz (Männer und Frauen wurden zusammen gewertet), und nahm in der Länderwertung die 7. Stelle für Deutschland ein.
 
Gewonnen wurde Amsterdam von einem Afrikaner. Dabei hatte der Verlauf lange wie eine Kopie des Kampfs von Rotterdam angemutet: die gleichen Trikots, die gleichen Anweisungen vom Krad. Nur daß der blutjunge Getu Feleke diesmal die Tradition der Siege des „armen“ Äthiopien über das „reiche“ Kenia an der Amstel fortsetzte. Feleke legte die 42 Kilometer in 2:05:43 zurück. Das war neuer Streckenrekord! Am 35. Kilometer hatte sich Feleke von der blau-gelben Armada aus Kenia gelöst. Meter für Meter wuchs sein Vorsprung, und nach 37 Kilometern war der härteste Gegner, Wilson Chebet, um 100 Meter abgeschüttelt. Mit Dechase wurde ein weiterer Äthiopier Dritter. Die schnellsten Holländer folgten dichtauf nach 2:16 Stunden (Schröer) und 2:17 (Stitzinger). Stitzinger heulte Rotz und Wasser: Krämpfe hatten Besseres vereitelt. Nach 3:14 Stunden lief der Eisschnelläufer Erben Wennemars über den Strich.
 
Und dann begann das Zittern, Bangen und Leiden mit meiner Freundin... Peanut fand in der Kühle ihre perfekte Verbündete, und lief mit eigener Kontrolle der Zwischenzeiten einem Uhrwerk Orange gleich den Marathon ihres Lebens. Dabei hatte sie losgelegt wie die Feuerwehr. Nach 5 Kilometern betrug ihr Vorsprung auf die angepeilten 3:59 Std. eine Minute, nach 10 Kilometern waren es schon zwei Minuten, nach 25 Kilometern vier, und als diese vier Minuten auch noch am 30. Kilometer Bestand hatten, und sie sich immer noch locker und schnell fühlte, wußte sie, daß sie unter vier Stunden bleiben wird. Vom 35. Kilometer an verlor sie zwar Sekunde um Sekunde ihres Vorsprungs, aber mit Kampfeseifer und Standhaftigkeit konnte sie 2 ½ Minuten über die Amsterdammer Siegesmeile und ins ZIEL retten. Der Moment, als mein Mädel weit vorm Vier-Stunden-Pacer den Stadionplatz erreichte, ihr Strahlen, der Zuruf „Ich schaff´s!“, und ihr Lauf durchs Marathontor in die Kampfbahn, waren für mich das Größte überhaupt! Es hätte schlimm enden können, aber es ist noch mal gutgegangen. Nach 3:57:35 war das Bollwerk der vier Stunden zum zweiten Mal geknackt. Und dabei strotzte Peanut hinter der Linie immer noch vor Energie!
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
FAZIT
 
Strecke:
Amsterdam ist ebener als Berlin, aber nicht so schnell wie Rotterdam. Zum engen Auftakt kam das rauhe Pflaster entlang der Amstel. Ferner droht in Amsterdam im Oktober stets Regen. Wind kann sowieso alles vermasseln. Organisation: Hollands Marathons scheinen sich aufs Notwendige zu beschränken. Wir kannten das von Rotterdam. Alles lief reibungslos aber ohne jede Strahlkraft ab. Keine Feier leitete den Marathon ein, kein Ausklang schuf eine Erinnerung erhabener Art. Erfreulich wirkte sich die Trennung der Rahmenwettbewerbe vom Marathon aus. Der Start im Olympiastadion blieb den Marathonläufern vorbehalten. Der Rest startete räumlich und zeitlich weit vom Marathon getrennt. Damit kamen nur die langsameren Marathonis jenseits der fünf Stunden in Berührung mit dem Rest. Ausstrahlung: Die Begeisterung auf den Bordsteinen war eher bescheiden. Im Grunde zeigten nur die Leute an Start und Ziel Interesse am Marathon - und das waren selber Athleten, Freunde und Verwandte. Wirkung: Amsterdam war schnell und ohne großen Schattenwurf überrannt. Die Journaille von „De Telegraaf“ und „De Echo“, die als Unterstützer der Veranstaltung auftraten, berichteten mit winzigen Artikeln im Innenteil ihrer Blätter. Einzig dem Fernsehsender „RTV Nord-Holland“ war der Lauf etwas mehr wert. RTV übertrug direkt und in voller Länge. Daß man Deutscher ist, sollte man nicht erwähnen! Für die Materialinteressierten: Wir liefen mit Asics Gel-3010 (Blitzmädel Peanut) und Adidas adiZero Boston (Vitus).
POST-MARATHON-KULTUR
 
Eine offizielle SIEGERSTUNDE gab es nicht. Peanut und ich fanden uns vorm Stadion. Ich hatte meinem Blitzmädel einen Strauß hoher Gladiolen besorgt. Im Bauch des Stadions war Bier kalt gestellt. Dazu haben wir Fleischbällchen gegessen und den Blick ins Innere des Olympiastadions genossen. Beim Aufbruch habe ich mir eine riesige Beule am Kopf gestoßen. Abends wollten wir unsere Freude noch etwas länger feiern. Daher haben wir uns hübsch gemacht und uns in einem wegen ihrer Holzvertäfelung und der dunklen Ausleuchtung sogenannten „Braunen Cafés“ im Grachtenviertel verlustiert. Noch vor Mitternacht ging es ab nach Never, Neverland.
 
Montag, 18. Oktober
 
Bei einem ausgiebigen Frühstück haben wir auf dem Fernsehsender RTV N-H die Zusammenfaßung des Marathons gesehen. Der Nachmittag bestand aus einem Rundgang durchs historische Joordan-Viertel. Peanut wollte sich das Versteck des jüdischen Mädchens Anne Frank etwas genauer ansehen. Eine endlose Schlange funkte dazwischen. Ebenso scheiterte der Aufstieg zur Spitze der Westerkerk, die ungeplant eine Stunde früher schloß. Somit beschränkte sich der Ausflug auf einen Bummel durch die Prinsen- und Keizersgracht, und ein Mahl im „Rosereijn“. Der eigentliche Höhepunkt wartete am Abend mit einem Rockkonzert im „Bitterzoet“:
...... Royal Republic und Fata El Moustache Morgana
 
Dienstag, 19. Oktober
 
Die Nacht endete abrupt durch eine gewaltige Explosion um vier Uhr. In der Frühe waren wir schon wieder locker laufen, wir haben flämisches Brot gegessen und uns auf einen Grachtenspaziergang gemacht, um uns in einem der vielen kleinen Läden längs der Singel die Marathonmedaillen gravieren zu lassen. Die Gravur der Medaillen mit Name, Platz und Zeit wurde von „Alfons de Lette“ ausgeführt und kostete vierzig Piepen. Ferner hat sich Peanut einen handgemachten Ring mit Blutkoralle geleistet. Wir waren in einem schönen alten Café und einer Schenke am Spuiplein. Auf unseren Streifzügen durch die nächtliche City haben wir Lokale der Haarlemmerstraat beehrt. „Best Stoner food in town since 1985“: dieses Siegel war dem „Green House“ verliehen... Ich wußte, daß es nicht gut ist. Aber ab und zu muß es sein. So habe ich nach jahrelanger Abstinenz im Keller des Coffeeshops „Green House“ einen Joint durchgezogen - bereits gerollt und unvergeßlich! Nach einer nebelumwaberten Kreuzfahrt mit den Schiffen auf den alten Porzellankacheln waren wir irgendwann wieder über der Erde und haben uns im verholzten Braunen Café „De Blauwe Druif“ weiterhin mit Hellem verwirrt.
 
Mittwoch, 20. Oktober
 
Der Schlußtag kann als „Rundgang durchs Sündenbabel“ bezeichnet werden. Im Morgengrauen mußten wir die Wohnung verlassen, die Esoterikerin verabschiedete uns. Nun verblieben noch sechs Stunden bis zur Abreise - sechs Stunden in einem Quirl aus hupendem Blech, hunderttausenden Fietsers und mindestens genauso vielen Reisenden inmitten der Freudenhäuser, Haschischwinkel und Ramschbasare der Altstadt. Los ging´s im Rotlichtviertel De Wallen. Wir haben unsere Nasen ins Dampfloch „Grasshopper“ getaucht, wurden von Dirnen mit am Fenster plattgedrückten blanken Brüsten gelockt, haben in einem uralten Backhaus mastigen Käsekuchen gelöffelt und vor der Oude Kerk gestanden, in der Rembrandts Frau Saskia begraben ist. Vom zentralen Nieuwmarkt sind wir zum Hauptplatz Dam mit dem Königlichen Palast gewandelt, und haben zum Aufbruch in einer Kneipe am Bahnhofsplatz noch zwei, drei Blonde gekippt. In der fünften Nachmittagsstunde mußten wir zum Zug. Einen rauschenden Empfang in Frankfurt haben wir nicht erwartet. Den gab es dort nie.
 
Dank u wel
Die Amsterdamer Künstlerin Hennie (für die Überlassung ihrer Bude)
Marathona Peanut (für die große Ruhe und den kühlen Kopf im Irrgarten der Windschiefen, die 3:57 vom Marathon waren sowieso das Allergrößte in Amsterdam!)
Die Sturmtruppe von Spiridon Frankfurt (für die Schinderei im Sommer)
 
 

Kampfläufer Vitus, 30. Oktober 2010
 
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 8 bis 11ºC, leichter bis mäßiger Nordwind (Windstärke 2)
Zuschauer: geschätzt 80
 000
 
Gesamtteilnehmer:
31
 463 (Rekord)
 
Im Ziel
Halbmarathonläufer: 10
 447
8-km-Läufer: 2784
1-km-Läufer:
0409
Firmen-Halbmarathonläufer: 847
Firmen-8-km-Läufer: 1127
 
Marathonläufer
Am Start:
10
 241 (73 Nationen)
Im Ziel:
7887
 
Männer
1. Getu Feleke (Äthiopien) 2:05:43 (SR)
2. Wilson Chebet (Kenia) 2:06:10
3. Chala Dechase (Äthiopien) 2:07:22
4. Cherkos Feleke (Äthiopien) 2:07:29
5. Hailu Mekonnen (Äthiopien) 2:07:37
6. Shadrack Kiplagat (Kenia) 2:07:56
 
Frauen
1. Alice Timbilil (Kenia) 2:25:01
2. Eyerusalem Kuma (Äthiopien) 2:27:02
3. Robe Guta (Äthiopien) 2:27:43
4. Woinshet Girma (Äthiopien) 2:27:51
5. Shitaye Bedaso (Äthiopien) 2:29:48
6. Miranda Boonstra (Niederlande) 2:34:24
 
Kampfläufer Vitus (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
7248
Nation: Deutschland
Zeit: 2:54:38
Platz:
243 von 7887 Gesamt
Platz: 23 von 1087 in Klasse M45
Zwischenzeiten
05 km: 0:20:47 (20:47)
10 km: 0:41:23 (20:36)
15 km: 1:02:01 (20:38)
20 km: 1:23:04 (21:03)
HM: 1:27:44
25 km: 1:44:02 (20:58)
30 km: 2:04:33 (20:31)
35 km: 2:25:21 (20:48)
40 km: 2:45:37 (20:16)
Geschwindigkeit: 14,497 km/h
 
Peanut (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
12012
Nation: Deutschland
Zeit:
3:57:35 (PB)
Platz: 4545 von 7887 Gesamt
Platz: 80 von 234 in Klasse W45
Zwischenzeiten
05 km: 0:27:39 (27:39)
10 km: 0:54:33 (26:54)
15 km: 1:22:00 (27:27)
20 km: 1:49:39 (27:39)
HM: 1:55:52
25 km: 2:17:38 (27:59)
30 km: 2:46:15 (28:37)
35 km: 3:15:35 (29:20)
40 km: 3:44:49 (29:14)
Geschwindigkeit: 10,656 km/h
 
Ergebnisse

Amsterdam-Marathon