3. GROßER STRAßENPREIS DER SPARKASSE SÜDPFALZ Hatzenbühl, 30. Juni 2024

Prolog   Bellheim. Herxheim. Rülzheim. Kuhardt. Neupotz. Hatzenbühl. Rheinzabern. Linkenheim: Die Südpfalz ist das Eldorado im deutschen Straßenradsport. Lizenzierte Kriterien und Rundstreckenrennen ballen sich im Umkreis weniger Kilometer. Nach Dahn im Felsenland ganz im Südwesten der Pfalz folgte mit Hatzenbühl eine Fortführung im Norden des Bienwalds, die nicht minder bodenständig, herzlich und emotional war wie die Genannten. Zweimal war Deutschlands ältestes Tabakdorf bisher Austragungsort für den Grand Prix der Sparkasse Südpfalz.

.:: DIE STRECKE ::.

„Wird dies ein leichtes Rennen?“, fragte ich mich. Es könnte sein. Denn der Landstrich links des Oberrheins ist brettflach. Auf der Runde werden höchstens Windkanten auf dem Weg durch die Tabakefelder dafür sorgen, daß die Fahrer Stress bekommen. Oder Ausreißer, die gestellt werden müssen. Von der Luitpoldstraße ging es über die Lindenstraße und den Feldweg Am Bildstöckel zurück auf die Luitpoldstraße. Die 600 Meter lange und zehn Meter breite Zielgerade bot beste Möglichkeiten für einen Massensprint. Eine Runde maß zwei Kilometer.

.:: DAS RENNEN ::.

Pfalz zum Dritten anno 2024. Erneut war Aufstehen im Dunkeln angesagt. Nach einer Nacht, die vom Jubel der Nachbarschaft über den EM-Sieg Deutschlands über Dänemark und quälenden Sorgen um die Zukunft zerstört wurde, schälte ich mich um 3 Uhr 15 aus den Federn. Und wie in einer Duplizität der Ereignisse vor vier Wochen in Kuhardt, machte ich mich mit meinem Mädel und vollem Bauch im blauen Morgenlicht in Frankfurt auf Achse - und je näher der Süden rückte, umso mehr dunkles Gewölk zog auf. Kuhardt versank am ersten Tag im Juni in sintflutartigem Regen - und mit Niederschlägen mußte auch am letzten Tag des Monats gerechnet werden... Nach anderthalb Stunden über leere Autobahnen trafen wir um 7 Uhr 45 im verwaisten Hatzenbühl ein. Nur ein hagerer Schlaks radelte die Dorfstraße entlang: Christian Trauth, den wir jüngst beim Felsenlandkriterium in Dahn als Mensch mit viel Seele kennenlernten. Christian wohnte nur wenige Häuser vom Start entfernt, wirkte am Abend in der Orga mit, und ging am frühen Nachmittag mit den Masters 2 und 3 ins Rennen. Fünfzig Minuten vorm ersten von zwölf Rennen des Tages waren die Dinge soweit gerichtet, daß in einer versteckten Garage mit der Ausgabe der Nummern und Transponder begonnen werden konnte. Gleich nebenan im Hof vom urigen Gasthaus „Zum Pflug“ befanden sich die Latrinen. Die Pfälzer lassen sich immer etwas einfallen, um die Rennfahrer zu erquicken. Die Gefühle stimmten schon mal...

Der für 9 Uhr angesetzte Start der Masters 4 und Elite-Frauen verschob sich wegen Autos auf der Rennstrecke. Nachdem ich hinter dem Deutschen Mastersmeister von 2022, Gericke, und Schulter an Schulter mit dem pfälzischen Seriensieger Antoni dreimal übers Feld kullern durfte, und alle Karren bis auf zwei entfernt waren, bat die Rennleitung in die Aufstellung. Angesichts der widrigen Bedingungen hatten zehn von achtzehn Gemeldeten verzichtet. Und pünktlich zum START um 9 Uhr 15 öffnete der Himmel auch seinen Schlund. Voraus lagen zwanzig Runden. In der dritten setzte der Allgäuer Gericke die erste Attacke - die allerdings im Keim erstickt wurde. Speziell auf den Äckern stand ordentlich Wind. Das machte den Ausreißern das Leben schwer - erschwerte aber auch Vorstöße aus dem Feld. Vorerst blieben alle zusammen, besonders Antoni arbeitete viel im Wind und gegen den Regen. Dann kam Runde acht mit der zweiten von vier Prämienspurts um fünfzehn, zehn und fünf Euro. Ich ersprintete ein Scheinchen - konnte aber den anschließenden, entscheidenden Angriff des Tages nicht mitgehen. Ein Quartett preschte vorn raus. Aus fünf Metern Abstand wurden zehn, zwanzig, hundert... Nach drei verzweifelten Runden im Sandwich zwischen Spitze und Feld rollte ich mit dem eigenen Geisteszustand hadernd, naß bis auf die Knochen, mit verdreckter Sicht und völlig unterfordert im Schatten der Frauen mit. Drei vor Ultimo wurde unsere Gruppe von der Spitze überrundet. Gericke war beim Spurt aus der Fluchtgruppe nicht zu schlagen, wie er eindrucksvoll bewies. Da hatte sogar der Rülzheimer Kannibale Antoni das Nachsehen. Wenigstens siegte ich im Spurt der Verfolger, wurde damit Fünfter und erhielt neben den zehn Kröten der Prämie fünfzehn Euro Preisgeld. Aber das war nicht mein Ziel!

Epilog   Die Macher vom Radfahrer-Verein Rosalia 1908 hatten alles für einen stimmungsvollen Ausklang getan, mit viel Liebe Zelte mit Renngetränken, Kuchen, Steak, Würstchen und Hatzenbühler Rollbraten aufgebaut. Dort hätte man das Leben in vollen Zügen genießen können - wäre nicht der pfälzische Petrus gewesen. So nahm die Veranstaltung für die Rennfahrer und Zuschauer im strömenden Dauerregen ein bittersüßes Ende. Aus heutiger Sicht war ich schlauer, hätte beim Radklassiker in Reute im Breisgau starten sollen, und dort mindestens einen Podiumsplatz wenn nicht sogar den Sieg geholt. Eine weitere verpasste Chance!!     Vitus, Bilder: Peanut, 4. Juli 2024

.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.

Wetter: Regen, 18ºC, mäßiger Wind aus Süd (20 km/h) Typ: Rundstreckenrennen Länge: 40 km   Im Ziel: 122 CT und Elite-Amateure: 17, Amateure: 24, Masters 2+3: 22, Masters 4: 8, U19: 4, U17: 5, U15: 14, U13: 14, U11: 7, Elite-Frauen: 7   Masters 4 Meldungen: 18 Am Start: 8 Im Ziel: 8 1. Heiko Gericke (RSC Kempten) 2. Ralf Weber (RSC Niddatal) 3. Walter Antoni (TSV Neupotz) 4. Thomas Bischof (RSV Edelweiß Oberhausen) 5. Mario Voland (Dresdner SC 1898) 6. Peter Daicsak (RIG Vorderpfalz)   Ergebnisse Rad-Net