ROHLOFF-PLUS ZWEI
Baunatal-Hertingshausen, 20. Mai 2023
Prolog
 
Im Unterschied zum aus mehreren Kriterien und Rundstreckenrennen bestehenden „Rohloff-CUP“, von dem nur die Gesamtwertung aller Einzelrennen in die Rad-Net-Rangliste des Deutschen Radfahrerbundes einfließt, werden 2023 erstmals auch die solitären Wettkämpfe von „Rohloff-PLUS“ von Rad-Net gewertet. Zum Zeitpunkt des Pilotrennens am 22. April hatte ich noch keine Lizenz fürs neue Jahr. Dummerweise unterlief auch den Veranstaltern ein Malheur, in dem die Ausschreibung für die Amateure und Junioren das Minimum der Rennlänge unterschritt - weshalb nur der Oldie-Bereich für die Rangliste gewertet wurde. Vielen Fahrern allerdings schien das neue Format mit neuem Wertungsmodus gänzlich unbekannt. Wer war in all den Jahren schon bereit, für ein paar Punkte in einer Rangliste über Monate hinweg mittwochabends auf den Verkehrsübungsplatz in der nordhessischen Provinz zu gondeln? Ende Mai lieferte „Rohloff-Plus Zwei“ eine neue Chance, bei „Action am Samstagabend“ zu punkten. Eine dritte folgt im Juni...
.:: DIE STRECKE ::.
Der 1976 errichtete Verkehrsübungsplatz in Hertingshausen hat eine Fläche von sechs Hektar, davon sind zwei Hektar Übungsfläche. Jene wird umringt von einer Asphaltellipse, zweispurig, 1100 Meter lang - die Rennstrecke des Rohloff-Cups. Hierin ging es wie auf einer Rennbahn linksrum. Gleich nach dem Start folgte eine leicht ansteigende Spitzkehre, darauf eine lange, geschwungene Gerade, bevor eine ausladende Hochgeschwindigkeitskurve in die parallel zum Hertingshausener Bach verlaufende, schnurgerade Zielgerade mündete. Schwierigkeiten bereiteten die ungewohnt späte Startzeit in den Abendstunden, die ruckelige Fahrbahn und besonders die beiden Kehren, die stark abgebremst und herausbeschleunigt werden mußten. Die Strecke war landschaftlich schön gelegen, harmonisch in die Felder, Waldstücke und die Kulisse der Habichtswälder Langenberge südwestlich Kassels eingefügt.
.:: DAS RENNEN ::.
Erstmals gehört von der neuen Rohloff-Plus-Serie hatte ich beim Straßenrennen am 7. Mai im brandenburgischen Klettwitz. Der alte Rivale „Grossi“ Großegger hatte mir davon erzählt... wollte aber selbst das Wochenende im holsteinischen Eutin abgrasen... um nach Absage eines der beiden dortigen Rennen letztlich doch in Nordhessen anzutreten. Seit Mitte Mai war ich mit meiner Frau wieder in Frankfurt, womit Hertingshausen in Reichweite lag. Irritation bestand angesichts des Starts, der am Vorabend auf 18.15 Uhr für die Masters 3 und 19.15 Uhr für die Masters 2 und 4 fesgesetzt wurde. Mitorganisator Roman bestätigte die Zeiten: Um ausreichende Fahrerfelder zu generieren und gleichzeitig blitzsaubere Ergebnisse zu sichern, wurden die Mastersklassen getrennt gestartet. Mit einem Rennen in der achten Abendstunde wurde es für uns ein zermürbender, langer Tag...
Der START erfolgte in hereinbrechender Dämmerung und einer kühlen Abendbrise. Nachdem 19 Uhr 15 das Dutzend der Masters 2 ins Rennen geschickt wurde, folgten im Abstand von hundert Metern sieben Fahrer der Masters 4. Erstere hatten vierzig Runden, die Methusalems deren dreißig vor der Brust. Drei Runden lang rollten die beiden kleinen Scharen in Schneckentempo und Sichtweite um die Ellipse. Ein Aufschließen und damit die Vermischung der beiden Altersklassen war verboten und wurde mit Disqualifikation bestraft. Dies wiederum spielte in erster Linie den Sprintern in die Karten: Je mehr Runden von der digitalen Anzeige liefen - die anfangs leider ausfiel - desto mehr sanken die Chancen der ausdauernden Rolleure. In der achten Runde entschwanden die Masters 2 aus dem Blick. Endlich konnte Tempo gemacht werden, wurde aus der Spazierfahrt ein Radrennen. Lange Zeit fuhr ich an der Spitze, attackierte mehrmals - doch niemand ging mit, und allein kam ich nicht weg. Stattdessen gelang dem auf 32 Millimeter dicken Reifen fahrenden Göttinger Nagel zehn Runden vor Schluß der entscheidende Angriff. Auch fünf Kilometer vor dem Ende war nicht klar, ob die Meute die kleine Lücke zum Ausreißer noch schließen könnte. Doch es sollte reichen für Nagel, die Meute hatte die Waffen gestreckt. So ging es in die letzte Runde, in der mich Donner und Großegger um drei Radlängen distanzierten. Backhausen fuhr direkt neben dem Kampfrichter ins ZIEL und schnappte mir so Platz vier weg. Geschenkt!
Epilog
 
Zwei technische Defekte hätten alles versauen können: Am Vortag hatte ich eine neue Kette aufgelegt - und jene lief nicht auf dem kleinen Blatt! Doch zum Glück kam es auf der flachen Piste nicht zum Einsatz. Zudem registrierte ich anderntags einen Platten aufgrund eines Schnittes im hinteren Schlauchreifen, den ich mir unmittelbar nach dem Rennen eingefangen hatte...... Am Abend jenes 20. Mai hatte auch Doomgott Scott „Wino“ Weinrich mit seinen THE OBSESSED und der Vorgruppe Nuclear Powerslave einen Auftritt im Klub „Goldgrube“ im nahen Kassel. Darauf waren wir nicht vorbereitet, waren beide vom Tag kaputt, und holten den Besuch bei The Obsessed vierundzwanzig Stunden später in Wiesbaden nach. Es war ein magischer!
 
 
Vitus, 22. Mai 2023, Bilder: Verkehrswacht Kassel, Peanut
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: bewölkt, 15ºC, leichte Brise (7 km/h) aus Nordnordost
Typ: Rundstreckenrennen
Länge: 34 km
 
Im Ziel: 27
Masters 2: 6, Masters 3: 14: Masters 4: 7
 
Masters 4
Am Start:
7
Im Ziel: 7
1. Carsten Nagel (RSG Göttingen)
2. Michael Donner (RRG Osnabrück)
3. Marco Großegger (SC DHfK Leipzig)
4. Walter Backhausen (RV Concordia 1909 Hannover)
5. Mario Voland (Dresdner SC 1898)
6. Hans-Jürgen Ludwig (ZG Kassel)
 
Ergebnisse

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