28. HAMBURG-MARATHON, 21. April 2013
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AUFBAUKÄMPFE
Pohlheimer Halbmarathon, 9.2.13
Mörfelder Halbmarathon, 24.2.13
Rom-Marathon, 17.3.13
STRECKE ¤ VORBEREITUNG ¤ MARATHON ¤ STATISTIK ¤ BILDER
Uns geht die Sonne nicht unter
 
 
Rom oder Hamburg...? Ob wir noch mal an der Alster starten oder ROM als letzte Rennschlacht nehmen, dazu wechselten Peanut und ich nicht nur einmal die Meinung. Aber was waren das schon für Sorgen? Sechs Tage vor Hamburg liefen schreckliche Bilder aus Amerika über den Fernsehfunk. Der 117. Boston-Marathon endete am Montagnachmittag des 15. April in einem Blutbad. Wenige Meter vorm Ziel auf der Boylston Street - wo Peanut und ich 2008 die Linie überquerten - explodierten um drei Uhr Ortszeit zwei Bomben. Es gab drei Tote, 260 wurden teils schwer verletzt. 7000 Läufer waren noch auf der Strecke, als das Rennen abgebrochen wurde. Wenn man schon mal dort war, ist das verheerend.
 
Trotz des Schocks und nach der Devise „Jetzt erst recht“, fanden sechs Tage später schon wieder die ersten Marathons statt. In London sollten 36
 000, in Nagano 10 000 und in Hamburg 15 000 Teilnehmer an den Start gehen. Hamburgs Organisation rechnete dazu mit einer dreiviertel Million Zuschauer. „Nach dem Anschlag in Boston gibt es in Hamburg verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Die Rennstrecke wird stärker überprüft. Aber wir können nicht die ganze Stadt mit Bombenspürhunden durchkämmen“, sagte Marathon-Chef Frank Thaleiser. Vierhundert Polizisten waren im Einsatz. Schwarze Wolken zogen über Hamburg auf!
 
.:: DIE STRECKE ::.
Hafen, Elbe, Alster und Kiez: Der Kurs ist seit 1986 fast immer gleich geblieben, wurde gegenüber 2012 aber nochmals schneller gemacht. Start war unterhalb des Fernsehturms an den Messehallen. Über die Reeperbahn ging es zunächst durch St. Pauli und über Altona zum Wendepunkt in Othmarschen ganz im Westen. Über die Elbchaussee wurden die Läufer zurück nach St. Pauli und hinab zum Hafen gelotst. Nach den Landungsbrücken rückte die Speicherstadt in den Blick. Durch den Wallringtunnel wurden die Läufer in die Innenstadt geführt. Über den Jungfernstieg entlang der Binnenalster ging es weiter über das Ostufer der Außenalster und durch Barmbeck in die City Nord. Das Schlußdrittel führte durch das Alsterdorf erst zum nördlichsten Punkt in Ohlsdorf, und dann über die Alsterkrugchaussee nach Eppendorf und Harvestehude. Nach einem Abstecher zum flachen Westufer der Alster war in Rotherbaum der 40. Kilometer erreicht, und in der Karolinenstraße an der Messe schoß sich die Schleife. Kenias Eliud Kipchoge sollte mit 2:05:30 Stunden einen neuen Streckenrekord aufstellen.
 
Animierte Führung
>> NDR-Fernsehen
 
.:: DIE VORBEREITUNG ::.
Unsere bestrittenen AUFBAUKÄMPFE - Klick aufs Emblem öffnet Bericht:
38. LIMES-WINTERSERIE, 9.2.13
(Halbmarathon)
36. HALBMARATHON DER SKV MÖRFELDEN, 24.2.13
19. Acea MARATONA DI ROMA, 17.3.13
Unsere KILOMETER vom 31. Dezember 2012 bis 21. April 2013:
 
01. Wo. (Bewegung): Vitus 118 km / Peanut 67 km
02. Wo. (Bewegung): Vitus 130 km / Peanut 60 km
03. Wo. (Bewegung): Vitus 118 km / Peanut 69 km
04. Wo. (Bewegung): Vitus 100 km / Peanut 42 km
05. Wo. (Training): Vitus 140 km / Peanut 70 km
06. Wo. (Halbmarathon): V.: 1:32:30, Training: 102 km / P.: 2:02:12, T.: 43 km
07. Wo. (Training): Vitus 146 km / Peanut 64 km
08. Wo. (Halbmarathon): V.: 1:29:24, Training: 121 km / P.: 2:02:30, T.: 45 km
09. Wo. (Training): Vitus 150 km / Peanut 78 km
10. Wo. (Training): Vitus 127 km / Peanut 68 km
11. Wo. (ROM-Marathon): V.: 3:17:23, Training: 95 km / P.: 2:12:20, T.: 62 km
12. Wo. (Wiederherstellung):
Vitus 43 km / Peanut 65 km
13. Wo. (Training):
Vitus 113 km / Peanut 65 km
14. Wo. (Training): Vitus 143 km / Peanut 78 km
15. Wo. (Direkte Wettkampfvorbereitung): Vitus 120 km / Peanut 66 km
16. Wo. (HAMBURG-Marathon): V.: aufg., Training: 86 km / P.: 4:11:42, Training: 70 km
Gesamt: Vitus 1852 km / Peanut 1044 km
 
.:: DAS RENNEN ::.
 
28. Haspa MARATHON HAMBURG, 21. April 2013
Donnerstag, 18. April
 
Für eine gute Erdung waren wir wie im vergangengen Jahr schon drei Tage vorm Wettkampf angereist. Wir ankerten wieder in derselben vollausgestatteten Ferienwohnung in Hohenfelde an der Außenalster. Hier kannten wir uns gut aus. Es war, als wären wir nie weggewesen.
 
Freitag, 19. April
 
Die Ausgabe der Startnummern und die Marathonmesse „Endurance“ fanden diesjahr in den Messehallen direkt unterm 279 Meter hohen Fernsehturm statt. In Gedenken an Boston konnten sich die Läufer dort auf Tafeln verewigen und den Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl bekunden. Diese Tafeln wurden an die Organisatoren des Boston-Marathons geschickt. Dazu waren in aller Eile Armbänder in den blau-gelben Farben des Boston-Marathons mit der Aufschrift RUN FOR BOSTON MARATHON 2013 hergestellt worden. Diese lagen bei der Abholung der Unterlagen gratis aus und konnten am Sonntag als Symbol gegen Terror und Gewalt freiwillig angelegt werden. Für die Anschlagopfer war ein Spendenkonto angelegt worden. Neben einer Schweigeminute sollte vorm Start auch Neil Diamonds Boston-Hymne „Sweet Caroline“ abgespielt werden.
 
Sonnabend, 20. April
 
Die Stunden vorm Kampf... Seit Tagen herrschte miserables Wetter im Norden. Lebhafter Wind trieb kleine Springfluten über die Alster. Dazu regnete es immer wieder. Die Werte fielen von zwanzig auf sieben Grad...
Am Alsterufer (© Peanut)
Sonntag, 28. April
 
Wie in London lief auch beim
HAMBURG-MARATHON alles so, als hätte es die Bomben von Boston nicht gegeben. Nur acht der 15 000 gemeldeten Läufer sagten ihren Start ab. Bis auf einen verdächtigen Gegenstand in der U-Bahn am Schlump, der sich als leerer Schuhkarton erwies, herrschte auch kaum Aufregung. Sogar das Wetter spielte mit. Der Sturm hatte sich gelegt, dazu lachte die Sonne. Aber in 28 Jahren Hamburg-Marathon fiel kurioserweise sowieso noch nie Regen... - Zu Fuß und mit der Hochbahn waren Peanut und ich binnen dreißig Minuten im Umkleideraum Messehalle A1 eingetroffen. Dort kam es zu einem wahrgewordenen ALPTRAUM. Um 8.10 Uhr (50 Minuten vorm Start) mußte ich registrieren, daß meine Schuhe mit dem Transponder und dem Staub aus den Straßen Roms noch in unserer Unterkunft lagen. Durch einen absurden Zufall lud am Rand des abgeriegelten Startbereichs eine Taxe eine Nachteule ab. Von der St.-Petersburger-Straße kam ich für 28 Euro noch mal nach Hohenfelde, konnte mich zuhause in aller Eile umziehen, und per Taxe über die abgesperrte Rennstrecke in letzter Sekunde zurück zu den Messehallen kommen. Zehn Minuten vorm „Anglasen“ überwand ich einen Zaun zur START-Gruppe B. Damit war der Marathon für mich gelaufen, bevor er angefangen hatte. Der Rest ist schnell erzählt.
 
Nach vier für meine heutigen Verhältnisse exorbitant schnellen 5-Kilometer-Abschnitten in jeweils 21 Minuten ging mir nach der Halbmarathonmarke (1:29:04 Stunde) der Saft aus. Die Kilometer 20 bis 25 legte ich in grottigen 23 Minuten zurück. Bis dahin hatte ich aber einen Vorsprung auf die Schar um den Hasen für 3:00 Stunden verteidigt. Nach 26 Kilometern wurde ich überholt. Damit war ich auch im Kopf fertig. Überdies war ich seit dem Rom-Marathon von einer Entzündung unterm linken Zehenballen und einer gereizten Ferse rechts beeinträchtigt. Der Schmerz brach nun voll durch. Formal schleppte ich mich noch bis zum Kontrollpunkt am 30. Kilometer. Den Todesstoß setzte der letzte Kilometer in 5:06 Minuten. In Ohlsdorf ging ich von Bord. Ein Zuschauer kannte den Weg zur U-Bahn. Mit der U1 kam ich in voller Wettkampfkleidung zurück zur Lübecker Straße und über den Mühlendamm in unser Quartier in Hohenfelde. Zum Glück lag der unterm Türvorleger versteckte Schlüssel noch an seinem Ort.
 
Matadore gab es auch. Der 28jährige ehemalige Weltklasseläufer über 5000 und 10
 000 Meter Eliud Kipchoge aus Kenia, gewann gleich seinen ersten Marathon in der Streckenrekord- und Weltklassezeit von 2:05:30 Stunden. Versilbert wurde der Sieg durch 37 000 Euro Gesamtpreisgeld. Ärgerlich für Kipchoge: Wäre er 1 Sekunde schneller gewesen, hätte er weitere 50 000 Euro bekommen... Bei den Frauen gewann die Litauerin Lobacevske. Durch einen Sturz über den eigenen Tempomacher verfehlte Deutschlands Hahner hingegen die Norm zur WM in Moskau 2013. Für die gute Sache liefen unter anderem Richard Golz, Felix Magath und Michael Stich mit. Ferner war der Vater von einem Mitglied der Hamburger Doomgruppe Ophis als Staffelläufer unterwegs. Die 28. Austragung des Langstreckenrennens in Hamburg stand zu jeder Zeit unter dem Eindruck des Boston-Marathons.
 
Im Folgenden der Bericht von MARATHONA PEANUT:
 
Allein gelassen in den Messehallen, zwischen tausenden sich umziehenden Läufern, endlos langen Schlangen vor den Dixies, machte ich mich auf den Weg zu meinem Startblock. Über eine stark schwankende provisorische Treppe schob ich mich durch die Menschenmassen, so daß ich erst um 8.55 Uhr meinen Block G erreichte, der wegen Überfüllung vorerst geschlossen war, und ich mit ca. 50 anderen Läufern zum ersten Mal in meiner Marathon-Karriere zwischen den Zuschauern den Startschuß erlebte. Meine Gedanken waren ständig bei RV, ich fragte mich ob er es überhaupt noch rechtzeitig zurück geschafft hat.
 
Die ersten Kilometer war ich sehr langsam unterwegs, nach einer halben Stunde ging es ganz gut. Richtung Hafen ging es bergab, sehr viele Zuschauer feuerten uns an. Kurz vor Halbmarathon erreichten wir die Außenalster, wo ich nach RV Ausschau hielt, denn sollte er nicht mehr gestartet sein, steht er garantiert in der Nähe unseres Domizils in Hohenfelde. Mittlerweile war ich schon sehr abgekämpft, mein Tempo verlangsamte sich, die Temperatur stieg und die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel. Überhaupt nicht mein Wettkampfwetter. Hätte RV dort gestanden, ich wäre glatt ausgestiegen! Tat er aber nicht. So lief ich einfach weiter, mit immer schwerer werdenden Beinen und glühendem Kopf. Wie schon zig mal im Training. Und es geht, man darf einfach nicht drüber nachdenken, sondern Kilometer für Kilometer ablaufen. Der 4-Std.-Zugläufer hatte mich schon bei KM 25 überholt, die KM Zeiten waren jetzt ständig über 6 Minuten - es war mir egal, ich wollte nur noch ins Ziel. An den Verpflegungsständen gab es immer Gedränge, da sie nur auf einer Seite aufgestellt waren, dafür aber alle 2,5 km. So ab KM 35 halfen die Zuschauer und viel Musik die letzten Kräfte zu mobilisieren, am Eppendorfer Klosterstern war regelrecht die Hölle los! Nun liefen die Beine wie allein und die Vorfreude auf ein Ende der Strapazen kam bei KM 40, die magische Zahl, der Augenblick wo ich immer weiß, daß ich es geschafft habe. Die Zeit war zwar unterirdisch, aber angesichts meines reduzierten Trainings und der Temperatur von 16 Grad bei brennender Frühlingssonne doch in Ordnung. Ich freute mich jedenfalls.
 
Nach dem ZIEL-Einlauf gab es etwas Stau beim Umhängen der Medaillen, auch ging es nur sehr stockend in die Messehallen zum Läufer-Büffet. Die schlechte Luft dort und das Gedröhne war unangenehm, ich schnappte mir so viel Trauben, Äpfel und Kekse wie ich konnte und ging schnell zum Gepäckwagen, packte das Handy aus und rief RV an. Der sagte mir, daß er schon zu Hause sitzt, weil er bei KM 30 ausgestiegen ist. Schade. So war es nichts mit der kleinen Marathon-Feier an den gemütlichen Ständen neben der Medaillen-Gravur. Dafür waren wir Abends dann woanders...
Der Kampf in einer BILDERTAFEL... anklicken............
SCHLUSSFEIER & KULTURLEBEN
 
Derweil P. sich unter erbarmungsloser Sonneneinstrahlung durch den Norden Hamburgs litt, durfte ich in Hohenfelde bereits frisch gebraust den ersten Sechserträger Astra (auch „Herrenhandtasche“ genannt) picheln. Später am Abend haben wir die Schanze unsicher gemacht, und waren im Klub „Knust“ auf einem Rockkonzert. Der Bericht ist hier zu finden:
...... Amplifier
 
Montag und Dienstag, 22. und 23. April
 
Der Montag trug den Titel „Ausschwitzen in St. Georg“. Wir sind die Lange Reihe rauf und runter geschlendert, waren im Drogen- und Dirnenviertel am Hansaplatz (wo Schilder mit durchgestrichener Pistole, Messer, Schlagstock und Pfefferspray baumeln), und haben in einem Nepal-Laden zwischen Buddha und Shiva spirituelle Erleuchtung gesucht. Der Tag endete in der rustikalen Eckkneipe „Frau Möller“ (benannt nach dem Hund der Chefin), mit zwei Marathonläufern aus Hamburg und gefühlten 42 halben Litern Bier. Zerstörung ist bekanntlich Neuanfang. - Am Dienstagmittag sind wir aus Hamburg verschwunden.
 
 
Vitus und Peanut, 30. April 2013
 
.:: ZAHLEN UND ZEITEN ::.
Wetter: sonnig, 15ºC, leichter Wind
Zuschauer: ca. 750
 000
 
Gesamtteilnehmer
Am Start:
ca. 18
 000 (Marathon: ca. 12 000, Staffeln: ca. 6000)
Im Ziel: 17
 214 (Marathon: 11 441, Staffeln: 5700, Rest: Handrad, Rollstuhl)
 
Marathonläufer
Im Ziel:
11
 441 (M: 9002 / W: 2439)
 
Männer
1. Eliud Kipchoge (Kenia) 2:05:30 (SR)
2. Limenih Getachew (Äthiopien) 2:07:35
3. Lawrence Kimaiyo (Kenia) 2:10:27
4. Belay Asefa (Äthiopien) 2:11:53
5. Marius Ionescu (Rumänien) 2:13:33
6. Sibusiso Nzima (Kenia) 2:13:42
 
Frauen
1. Diana Lobacevske (Litauen) 2:29:17
2. Maja Neuenschwander (Schweiz) 2:30:50
3. Priscilla Lorchima (Kenia) 2:31:23
4. Lisa Hahner (Deutschland) 2:31:49
5. Juliia Andreewa (Kirgistan) 2:33:04
6. Kateryna Stetsenko (Ukraine) 2:33:35
 
Vitus (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
1767
Nation: Deutschland
Zeit: aufg.
Platz: 0 bei den Männern
Platz: 0 in Klasse M50
Platz: 0 Gesamt
Zwischenzeiten
05 km: 0:21:21 (21:21)
10 km: 0:42:08 (20:47)
15 km: 1:02:56 (20:46)
20 km: 1:24:15 (21:21)
21,1 km: 1:29:04
25 km: 1:46:31 (22:16)
30 km: 2:09:56 (23:25)
 
Peanut (Spiridon Frankfurt)
Startnummer:
F1906
Nation: Deutschland
Zeit: 4:11:42
Platz:
1030 bei den Frauen
Platz: 102 in Klasse W50
Platz: 7076 Gesamt
Zwischenzeiten
05 km: 0:28:26 (28:26)
10 km: 0:56:27 (28:01)
15 km: 1:24:22 (27:55)
20 km: 1:53:12 (28:50)
21,1 km: 1:59:28
25 km: 2:23:08 (29:56)
30 km: 2:54:15 (31:07)
35 km: 3:25:56 (31:41)
40 km: 3:57:32 (31:36)
Zeit pro km: 5:57
Geschwindigkeit: 10,06 km/h
 
Ergebnisse

Championchip